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Der Sichelmoerder von Zons

Der Sichelmoerder von Zons

Titel: Der Sichelmoerder von Zons
Autoren: Catherine Shepherd
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wartete, sie erst zu betäuben und anschließend zu entführen. Der große Schrottplatz, der ebenfalls zum Unternehmen der Kronberg-Familie gehörte und abgeschottet zwischen Neuss und Zons lag, war der ideale Ort für die Gefangenschaft der „Sünder“. Dasselbe galt für die verlassene Lagerhalle an der Landstraße B9, wo Kronberg die Leichen seiner Opfer in Salzsäure auflöste und ihre Überreste anschließend von Frederick Köppe mithilfe des Güllewagens auf die Felder verteilen ließ. Die Salzsäure besorgte Frederick Köppe aus dem Chemiepark, in dem er als Pförtner tätig war. Er zapfte die Säure aus den Lieferbehältern für die Kunden ab und fälschte anschließend die Lieferscheine. Da die entwendete Menge bei jedem Kunden nur sehr klein war, fiel der Betrug nicht auf.
    Anfangs hatte Kronberg noch versucht, die Entführungen, die Morde, die Zersetzung der Leichen durch Salzsäure und die anschließende Entsorgung in der Gülle seinem Helfer in die Schuhe zu schieben. Doch als die Polizei Frederick Köppe verhörte und ein Psychologe sich ebenfalls ein Bild von dem zurückgebliebenen jungen Mann machte, wurde schnell klar, dass er hierzu niemals alleine in der Lage gewesen wäre. Zudem war Sebastian Kronberg nicht nur ein sehr intelligenter Mann, sondern auch ein sehr großer und sportlicher Mensch. Reichtum ohne Arbeit war die Todsünde, die Sebastian Kronberg aus der modernen Welt entfernen wollte. So wie der Sichelmörder von Zons vor fünfhundert Jahren Sünder bestrafte, die versuchten, sich mit Ablassbriefen freizukaufen, richtete Kronberg die neuen Sünder dieser Welt. In seinen Augen tat er nichts Falsches, sondern vollstreckte lediglich das Urteil Gottes.
    Annas Haut wurde bei diesen Gedanken trotz der unerträglichen Hitze dieses Sommertages von einer Gänsehaut überzogen. Sie konnte zwar die moderne Interpretation der Todsünden nachvollziehen, zählte sich selbst jedoch nicht zu den Sündern. Auch wenn sie in einer Bank angestellt war, so musste sie für ihr Geld doch hart und lange arbeiten. Möglicherweise hatte der Mönch Aktionäre und Spekulanten mit den Angestellten verwechselt. Aber in der Welt von Sebastian Kronberg waren wohl alle diejenigen, die mit den Finanzgeschäften zu tun hatten, Sünder.
    Verstohlen blickte sie zu Emily und Oliver hinüber. Emily hatte ihre Reportage über den Sichelmörder beendet. In der nächsten Woche würde der Artikel in der Rheinischen Post erscheinen. Nur die Entdeckung des Labyrinths blieb vorerst unter Verschluss. Die zuständige Stadt Dormagen hatte Angst vor tausenden Besuchern, die aufgrund dieser Neuigkeit das kleine Zons überfluten könnten. Das Lüften dieses Geheimnisses würde den Stoff für eine neue Geschichte von Emily Richter geben. Die beiden gaben wirklich ein hübsches Paar ab. Verliebt schauten sie sich in die Augen und auch der traurige Anlass dieser Beerdigung konnte das Strahlen aus ihren Gesichtern nicht verbannen. Liebe war etwas Wundervolles! Anna spürte einen Hauch von Einsamkeit, der sich wie ein Stich durch ihr Herz bohrte. Schnell sah sie wieder weg.
    Der Sarg wurde langsam in die Erde hinabgelassen. Es war heiß und die Luft stand still. In der hellen Sommersonne konnte man die Luft geradezu flimmern sehen. Unsichtbare Linien verkrümmten das Bild, welches die Augen wahrnahmen und Anna bemerkte, wie ihr langsam kleine Schweißperlen die Stirn hinabliefen. Sie warf ein letztes Schäuflein Erde in das frische Grab und dachte an Bastian Mühlenberg. Ob er jetzt wohl seine letzte Ruhe finden würde, wo sie sein Versprechen einlöste? Wie zu einer Antwort erhob sich ein kleiner Wind und fuhr sanft durch ihr langes, lockiges Haar. Fast war es, als könnte sie seinen Kuss auf ihrer Wange spüren. Wie ein langes Dankschön verweilten warme Lippen für Sekunden auf ihrem Gesicht und eine Welle von grenzenloser Zuneigung durchströmte Annas Körper. Dann war der Wind so plötzlich fort, wie er gekommen war. Verwirrt blickte sie wieder zu Emily und Oliver. Die beiden schienen nichts Außergewöhnliches bemerkt zu haben. Verstohlen sah sie sich um. Doch die Luft stand still und flimmerte in der Hitze des Hochsommers. Nur Annas Herz klopfte wild. Auch wenn ihr Verstand Nein sagte, so spürte sie doch, dass etwas von Bastian Mühlenberg bei ihr war und für immer bleiben würde.
     
     
    ENDE

Nachwort der Autorin / GEWINNSPIEL
     
     
    Liebe Leserin,
    lieber Leser,
     
    ich möchte mich bei Ihnen dafür bedanken, dass Sie meinen
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