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Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition)

Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition)

Titel: Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition)
Autoren: Karl Heinz Wesemann
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lateinischer Sprache verfasst hat?
Auch war es verwunderlich dass er sich als von Blaubach vorstellte, als wäre er im Kloster geboren.
Üblicherweise gab man seinen Geburtsort oder Beruf im Namen an, wenn man denn überhaupt einen Nachnamen verwandte. Nur war er ein gebürtiger Blaubacher? Unwahrscheinlich. Ein Findelkind?
Was hatte es sich mit den Toten auf sich, von denen Saltonato sprach?
Fragen, Fragen, Fragen für die es wohl nur einen Ort mit Antworten gab. Und zu dem wollte Ellie.
Viel mehr als Schlafen, oder Essen wollte sie Lesen. Endlich weiterlesen.
    Sie legte ihr Werkzeug beiseite als sie merkte, dass sie weder klar sehen noch denken konnte und Gefahr lief Fehler zu machen. Ihre blauen Schutzhandschuhe, die sie vor den Chemikalien schützen sollten hatte sie schon vollgeschwitzt, und so musste sie sie fast mit Gewalt von den Händen reißen. Schrumpelige Finger kamen zum Vorschein, die sie erst wusch und dann abrieb, um sie wieder richtig zu durchbluten. Sie warf sich Wasser ins Gesicht und stöhnte dabei, als sich die Erschöpfung des Tages ihren Weg bahnte. Ein Blick in den Spiegel zeigte ihr, dass man ihr die Strapazen ansah.
Sie war keine Schönheit. Nie gewesen. Aber an diesem Tag sah sie besonders erschöpft aus und das ließ sie wesentlich älter erscheinen, als sie war.
Essen oder nicht?, fragte sie sich in Gedanken und entschied, dass Essen völlig überbewertet sei.
Sie goss sich ein Glas Wasser ein um für den Feierabenddurst gewappnet zu sein, der sie immer traf und nahm sich ein paar dünne Baumwollhandschuhe, die sie anzog, um beim Blättern das Pergament zu schonen. Lesen. Jetzt!
Dann setzte sie sich und schlug vorsichtig und zaghaft das Testamentum auf, was sie aus dem Klimaschrank geholt hatte. Ihre Augen flogen nur so über die Schrift um die Stelle zu finden an der sie im Keller das Lesen eingestellt hatte.
    „Wenn Luciano da schon gewusst hätte..:“ Oh Mann, wo war ich nur dran? dachte sie.
    „Vielleicht hatte Gott … Vielleicht…Vielleicht…..“ Ah ja. Hier! Fand sie schließlich ihre Stelle wieder.
    „Die große Krankheit mit den schwarzen Beulen. Von der hatten wir alle schon gehört. Aber von wandelnden Toten?
Nein, das ging über mein Verständnis hinaus. Auch wenn ich falsch lag, ich wusste es damals nicht besser“
    Und Ellie ließ ihre weiß behandschuhten Finger über das Pergament schweben, um dem Text besser zu folgen. Ihre Haarsträhnen lösten sich und fielen in ihr Blickfeld, was sie aber nur mit einem Pusten über die Lippen quittierte.
Sie musste lesen. Anders ging es nicht. Sie musste sich belohnen für den Tag am Restaurationstisch, der ihr wieder mal zeigte, dass sie einen Ischias hatte, der einen Menschen fürchterlich ärgern kann.
Sie fixierte die alten Buchstaben und begann wieder abzutauchen in Gottliebs Welt.
    „...Auch wenn ich falsch lag, ich wusste es damals nicht besser.
Ich roch den Wein in Micheles Becher und dachte wie grauenvoll der Anblick gewesen sein musste, der ihm die Sprache verschlagen hatte.
Das Licht des Feuers tanzte über sein regungsloses Gesicht und er starrte immer weiter in die Flammen, die unhörbar über das Holz züngelten.
‚Verstehe ich euch recht, Herr Saltonato? Tote die wandeln, kreuzten euren Weg?‘
‚Luciano. Nennt mich einfach Luciano. Und ja. Ihr habt recht gehört. Tote, die wandeln.
Auferstanden von den Toten, könnte man denken, aber es ist anders Bruder Amadeus.
Sie bewegen sich zwar, aber dennoch nicht wie lebendig.
Stetig möchte ich es nennen, wie angespornt oder angetrieben von einer Gier. Denn das sind sie, wie wir feststellen mussten.
Ihre Augen sind leer und trüb und dennoch führt sie ihr Weg zu den Lebenden. Zurück zu den Liebenden, die sie einst begruben und betrauerten.
Ihr Gang scheint mir eher schlurfend als so, wie wir sonst einhergehen. Langsam und ohne rechte Aufmerksamkeit.
Allerorts war es dasselbe. Wo wir auf sie stießen war es immer wieder gleich. Leere Augen, schlurfender Gang und ein steter Weg zu den Lebenden.
In einem Dorf am Fuße der Alpen sahen wir sie das erste Mal. Marienstein ist wohl sein Name, glaube ich. Als wir dort Ende des Monats des Julius oder Heuerts, wie ihr ihn nennt, ankamen lag ein stinkender Rauch über dem Dorf, der von einem Scheiterhaufen herrührte der aus mindestens fünf Leibern bestand.
Ich konnte ein Kind erkennen und wenigstens eine Frau. Die Gesichter zu Fratzen verzerrt, die Glieder verdreht und verkohlt und immer noch qualmend. Bei zweien waren die
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