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Der Sergeant

Der Sergeant

Titel: Der Sergeant
Autoren: G.F. Unger
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Sekunde.
    Es war sein letzter Abschied. Er dankte es uns, dass wir ihn nicht verraten hatten. Oh, vielleicht hatte er eine Chance. Er war ein erfahrener Bursche. Vielleicht war er in einigen Tagen kräftig genug, sich zu Fuß retten zu können.
    Es war ein bitterer und trostloser Ritt, ein Ritt ohne Hoffnung. Diese Apachen ritten zäh und stetig. Sie kannten keine Pausen, und sie teilten die Kräfte ihrer Tiere gut ein.
    Da ich trotz meiner Hagerkeit ein schwerer Mann war, konnte ich manchmal die Pferde wechseln. Ich ritt dann auf Otis Tennessees Tier.
    Keiner der Apachen wog mehr als hundertfünfzig Pfund. Sie alle waren untersetzt und muskulös, doch nicht besonders groß. Und dennoch waren sie eisenhart und so unheimlich schnell, dass sie in einem Kampf Mann gegen Mann auch mit Schwergewichten zurechtkommen konnten.
    Irgendwann gegen Morgen, als die Kälte wieder zunahm und bis in die Knochen eindrang, konnte ich nicht mehr.
    Zuerst übergab ich mich im Sattel, und dann begann ich zu fallen. Ich versuchte, das Gleichgewicht zu behalten, mich nach vorn zu werfen und den Pferdehals zu umschlingen, doch die Welt drehte sich zu sehr. Es gab nicht oben, nicht unten, es gab nur noch ein Drehen und Schwanken.
    Aber irgendwie spürte ich noch, wie Caroline ihr Pferd gegen mein Tier drängte, wie sie meinen Fall aufzufangen versuchte. Doch sie konnte meine mehr als hundertachtzig Pfund nicht halten.
    Als ich wieder zur Besinnung kam, brauchte ich eine Weile, um zu begreifen, was geschehen war und was immer noch geschah. Mein Kopf schmerzte so schlimm, dass ich glaubte, er wäre zerbrochen oder zerplatzt.
    Und die Apachen hatten mich auf mein Pferd gebunden. Jeder Schritt des Tieres verursachte in meinem armen Schädel eine Explosion.
    Doch so hart waren die Apachen. Sie schonten sich selbst nicht und kannten deshalb auch keine Schonung der Gefangenen.
    Ich hörte Caroline laut und heiser sagen: »Colorado Juan, er wird sterben, wenn er noch lange auf einem Pferd sitzen muss. Er stirbt, und dann holt euch niemand das Gold herauf. Niemand!«
    Da hielt Colorado Juan endlich an. Sie banden mich los, hoben mich herunter und legten mich auf die Erde. Ich nahm das alles in halber Besinnungslosigkeit wahr.
    Als die Sonne kam und die kalte Nachthälfte in einen zunehmend heißer werdenden Tag verwandelte, da wurde mir wieder etwas besser. Caroline gab mir zu trinken. Ich sagte: »Du bist schon ein gutes Mädchen, Grünauge. Warum ist die Welt so ungerecht, ein solches Mädchen in solch eine Klemme zu bringen? Das Schicksal kann die Karten manchmal wie ein Falschspieler mischen. Und dann gibt es kein Glück mehr.«
    »Doch, es kommt noch«, erwiderte sie ernst und steckte den Korken in die Flasche, »wenn wir genug für irgendwelche Schulden aus der Vergangenheit bezahlt haben, dann werden wir auch wieder Glück haben. Man muss immer erst irgendwie bezahlen, Jim. Vergiss nicht, dass du mir versprochen hast, mit dreitausend Dollar eine Ranch aufzubauen.«
    »Im Land am Großen Knie des Rio Grande«, sagte ich. »Oh, wie viele Jahre ist das schon her, dass ich mit dir darüber sprach, mein Engel? Tausend Jahre?«
    »Zehntausend«, sagte sie. »Und weil das so ist, wird es wahrhaftig ein neuer Anfang sein, ein völlig neues Leben.«
    Ich setzte mich auf und sah sie an. Und da erkannte ich, wie sehr sie mit aller Kraft an das glaubte, was sie sagte.
    Sie tat mir Leid. Denn wahrscheinlich würde Colorado Juan nicht sein Wort halten. Ich glaubte fast mit Sicherheit, dass er mit uns spielte.
    Er trat zu uns.
    »So hart bist du also auch nicht, Sergeant«, sagte er. »Dein Schädel verträgt nicht viel. Doch ich kann nicht länger Rücksicht nehmen. Ich kann nicht herumtändeln. Reiten wir weiter. Oder willst du erst essen?«
    Ich schüttelte vorsichtig den Kopf. Denn ich glaubte, dass ich nichts im Magen behalten konnte. Ich trank nur noch einmal.
    Dann kam ich mit Carolines Hilfe auf die Beine und auch mit ihrer Hilfe in den Sattel. Die Beinwunde schmerzte nur noch wenig. Ich fürchtete mich vor den wahnsinnigen Kopfschmerzen, die sich gewiss durch das ständige Reiten wieder verschlimmern würden. Ich würde wieder bewusstlos werden und glauben, einen geplatzten Kopf auf den Schultern zu tragen.
    San Xavier City kam uns immer näher und damit auch die Entscheidung, wie es mit uns ausgehen würde.
    Mein Kopf schmerzte nicht mehr so schlimm. Aber mir war immer noch ständig übel.
    Irgendwie und irgendwann brachte ich es hinter mich. Ja,
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