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Der Sergeant

Der Sergeant

Titel: Der Sergeant
Autoren: G.F. Unger
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Präsident der Republik. Der kann jede weiße Frau haben, wenn er nur will, sogar die ganz stolzen Ladys, die sonst auf jeden Indio spucken. Mit dem Gold werde auch ich sehr groß werden. Reizt dich nicht das Besondere, Grünauge? Was ist schon ein Sergeant gegen einen Häuptling, der die Vereinigten Staaten von Amerika zu einem Frieden zwingen wird?«
    Sie sah ihn fest an und hatte die Decke, unter der wir geschlafen hatten, bis zum Kinn über die angezogenen Knie gezogen.
    »Deine Krieger rissen mir die Kleider vom Leib«, erwiderte sie. »Und du konntest zusehen. Ich weiß, dass es eine Menge Weiße ohne Ehre gibt. Ich weiß auch, dass man den Apachen übel mitspielte. Aber dieser Sergeant hat mehr Ehre als du, großer Häuptling. Selbst wenn du ein zweiter Präsident Juarez werden könntest und das ganze Gold der Welt besäßest, selbst dann wäre mir der Sergeant lieber. Denn er hat Ehre. Du nicht. Das ist es, Apache!«
    Er starrte sie an. Und dann erkannte er wohl, dass sie nicht nur höhnte, um ihn zu beleidigen, sondern jedes Wort mit heiligem Ernst sprach.
    Er schluckte mühsam.
    Dann sprang er plötzlich auf.
    »Gehen wir«, sagte er. »Los, gehen wir! Oder ich mache euch Beine!«
    Nun gab es kein Verzögern mehr. Ich wusste, dass seine Geduld zu Ende war.
    Ich stand auf und half Caroline auf die Beine. Sie sah mich beim Aufstehen an, und ich erkannte die ganze Sorge in ihren Augen.
    Wir gingen hinaus. Colorado Juan folgte uns.
    Draußen standen fünf seiner Krieger, und das wunderte mich einigermaßen. Denn wenn dieser Schuppen auch ziemlich am Rande der verlassenen Stadt lag, so hatte ich doch die Furcht der Apachen vor bösen Geistern höher eingeschätzt. Aber diese hartgesottenen Krieger waren von Colorado Juan wohl gründlich aufgeklärt worden und glaubten diesen Erklärungen. Und so waren die sich immer wieder in unregelmäßigen Abständen wiederholenden Erdgasexplosionen im Schacht für sie nicht mehr entweichende Höllengeister oder ähnliche Dinge, sondern begreifbare Naturwunder.
    Sie hatten Packtiere bei sich. Diese Packtiere hatten einmal uns gehört oder waren vor die Wagen als Zugtiere gespannt gewesen.
    Ich ging mit Caroline die Hauptstraße entlang. Auf einem Schild konnte ich noch lesen, dass die Straße einmal Xavier Street geheißen hatte. Ich wollte natürlich zur alten Posthalterei, in deren Wagenhof ja der Brunnen war.
    Aber als wir an die Querstraße kamen, die nach rechts zur San-Xavier-Mine führte, da sagte Colorado Juan: »Hier geht’s entlang! Wohin willst du denn da entlang, Sergeant?«
    »Zum Gold«, erwiderte ich. »Denn das Gold liegt nicht unten im Schacht. Es waren nur mit Steinen gefüllte Wagen, die wir dort hinunterstürzten. Das Gold liegt an einem anderen Ort.«
    Er nickte.
    »Ich weiß«, sagte er. »Und ich wollte dich jetzt nur auf die Probe stellen. Es konnte ja sein, dass du behaupten wolltest, das Feuer im Schacht hätte alles Gold verbrannt. Dein Glück, dass du dies nicht versuchtest. Aber wir gehen dennoch zum Schacht. Du bist mir etwas schuldig, Sergeant. Und du wirst diese Schuld bezahlen. Gehen wir! Dort entlang!«
    Er zeigte in die Querstraße. Ich musste gehorchen. Caroline ging neben mir.
    Und in diesem Moment ging im Schacht das Zischen, Heulen und Brausen wieder los. Der Schacht wurde wie eine Röhre zum Klangkörper dieses Lärmes.
    Ich sah mich nach den Apachen um, und ich erwartete jetzt doch bei zumindest einigen von ihnen die Zeichen von Angst oder Unruhe zu erkennen.
    Doch ich erkannte nichts dergleichen. Colorado Juan bemerkte meine Verwunderung und sagte scharf: »Da staunst du, was, Sergeant? Hast auch du uns Apachen für Wilde gehalten, die sich natürliche Dinge nicht erklären können und an böse Höllengeister glauben? Meine Krieger sind klug. Sie lassen sich erklären, was sie nicht verstehen. Und so lernen sie unentwegt.«
    Ich ging mit Caroline weiter.
    Die Apachen folgten uns. Manche ritten, andere liefen und zogen ihre Pferde hinter sich her. Die Packtiere am Ende des Zuges blieben nun an der Straßenkreuzung zurück. Man brauchte beim Schacht keine Packtiere.
    Noch bevor wir das Ende der kurzen Straße erreichten und das Gelände der ehemaligen Mine betraten, hörten wir, wie das zischende Brausen und Röhren unten im Schacht noch fauchender wurde. Der Gasdruck in der Erde musste eine gewaltige Reibung erzeugen.
    Und dann kam die Explosion. Eine Rauch- und Staubwolke schoss wieder aus dem steilen Schacht. Steine wurden gen
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