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Der Sergeant

Der Sergeant

Titel: Der Sergeant
Autoren: G.F. Unger
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Colorado Juan über mir.
    Ich grinste zu ihm empor.
    »Wenn du herausfinden möchtest, ob ich mir dort unten in die Hosen machte«, sagte ich heiser, »so muss ich dir sagen, dass ich dies nicht weiß, und in der Hitze dort unten ist es bestimmt auch schnell in der Hose verdampft. Sonst noch etwas, großer Häuptling?«
    Er hatte schmale Augen bekommen.
    Doch bevor er etwas sagen konnte, brach unten im Schacht wieder das fauchende und zischende Röhren der Gasquelle aus.
    Mir wurde klar, dass ich es gerade noch geschafft hatte, hochzukommen.
    Aber das hatte von Colorado Juan abgehangen.
    Er nickte plötzlich.
    »Ich verschaffe dir Kühlung«, sagte er. »Steh auf und komm, Hombre Sergeant!«
    Ich stand auf, und als wir gingen, schritt Caroline neben mir.
    »Oh, ich habe seit vielen Jahren zum ersten Mal wieder gebetet«, sagte sie an meiner Seite. »Jim, ich habe gebetet, weil ich sonst nichts anderes tun konnte, gar nichts. Was alles müssen wir noch hinter uns bringen in diesem verdammten Land?«
    Ich konnte ihr keinen Trost geben.
    Denn ich wusste wirklich nicht, ob Colorado Juan uns das Leben schenken würde.
    Er hatte das Gold schon vorher gefunden und nur vorerst an Ort und Stelle gelassen, um uns ohne unnützen Ballast verfolgen zu können.
    Und da er schon vorher das Versteck des Goldes gekannt hatte, brauchte er gar nicht auf das Tauschgeschäft einzugehen. Unser Leben gegen das Gold, das ging nicht mehr. Er hatte nur mit uns gespielt.
    Ich verspürte hoffnungslose Resignation.
    Ich weiß nicht mehr, wie wir zum Brunnen hinter der alten Poststation kamen. Ich lief nur noch mechanisch.
    Aber irgendwann endlich stand ich mit Caroline am Brunnen. Die Apachen umgaben uns. Ihre Pferde und die Packtiere standen über den ganzen Hof verstreut.
    »Jetzt kannst du dich abkühlen, Sergeant«, sagte Colorado Juan. »Man kann unten im Wasser gut stehen. Ich war ja unten, nachdem ich geröstet worden war wie du und nach dem Gold forschte. Es tat gut, dieses kühle Bad. Wir lassen euch beide hinunter. Ihr bindet die Goldsäcke an die Lassos, und vielleicht halte ich dann mein Wort. Dann werdet ihr heraufgezogen und könnt gehen. Los, Sergeant!«
    Wieder bekam ich eine Lassoschlinge unter den Armen um die Brust. Und wieder rutschte ich über einen Rand in die Tiefe.
    Der Brunnen war etwa acht Yards tief.
    Als ich im Wasser stand, reichte es mir nicht mal bis zum Gürtel. Ich stand auf den Goldsäcken.
    Caroline kam herunter.
    Ich lehnte an der Brunnenmauer und nahm sie in die Arme.
    »Dieser Colorado Juan spielt mit uns«, sagte ich, »und da er das Gold schon gefunden hat, braucht er auch nichts dafür zu geben. Ich glaube nicht, dass er uns laufen lässt. Doch er hat uns hier in der Falle. Er hat uns in diesem Loch wie zwei Mäuse in einem Glas. Caroline, was tut man nicht alles, um noch ein paar Sekunden, Minuten oder Stunden länger leben zu können? Oh, was tut man nicht alles dafür! Denn man gibt die Hoffnung nicht auf, dass doch noch Hilfe kommen könnte. Man hofft bis zum letzten Atemzug.«
    Ich hätte noch mehr geredet, denn irgendwie war mir danach, mit Caroline zu reden.
    Aber da bekam ich von oben ein kleines Steinchen auf den Kopf.
    Colorado Juan rief: »Fangt an dort unten, fangt an!«
    Ich wusste, dass sie uns bald schon schwerere Steine auf die Köpfe werfen würden, wenn wir ihre Befehle nicht befolgten.
    Und so hob ich den ersten Sack auf. Caroline band das Lasso darum. Sie zogen ihn daran empor. Wir arbeiteten schweigend. Es war keine leichte Arbeit, etwa vierzehn Zentner Gold aus dem Wasser zu holen und anzubinden. Ich musste immer fast völlig tauchen. Das Wasser war kühl. Wir begannen zu frieren.
    Sack für Sack verschwand nach oben, und oben war Licht, Sonne, aber auch die Gesichter der Apachen über dem Brunnenrand.
    Die Apachen hatten das Gold. All unsere Anstrengungen waren umsonst gewesen.
    Alle Männer waren umsonst gestorben, nur für die Hoffnung allein, vielleicht davonkommen und reich sein zu können.
    Ich rief hinauf, dass wir fertig wären und es kein Gold mehr gäbe.
    Eine Weile blieb es still dort oben.
    Caroline und ich, wir lehnten an der Brunnenwand, standen im kühlen Wasser und starrten nach oben. Da Caroline kleiner war als ich, mehr als einen ganzen Kopf kleiner, reichte ihr das Wasser bis zur Brust.
    Wir starrten also nach oben und hielten unseren Atem an.
    Was würde Colorado Juan tun?
    Es waren bange Sekunden.
    Dann endlich rief Colorado Juans Stimme: »Wir ziehen euch jetzt
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