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Der Sergeant

Der Sergeant

Titel: Der Sergeant
Autoren: G.F. Unger
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sterbenden Nacht: »Hoiii, kommt nur, ihr verdammten Bastarde! Wir geben es euch!«
    Aber es war klar, dass der brüllende Mann nur aus Verzweiflung so schrie, aus Wut, Trotz und Todesverachtung.
    Jetzt mussten wir uns beeilen. Sonst waren die Apachen mit den Leuten des Wagencamps fertig, bevor wir eingriffen. Dann konnten sie sich voll gegen uns wenden.
    Nun, wir kamen weit genug an sie heran. Die Nebel halfen uns, gaben uns Deckung und Tarnung.
    Im Wagencamp fielen immer noch Schüsse. Die Männer dort kämpften gut. Sie hatten sich nicht überrumpeln lassen.
    Aber gegen die Apachen waren sie zu sehr in der Minderzahl. Drei Fahrer, zwei Reiter und eine Reiterin, also sechs Personen.
    Das war nichts gegen zwei Dutzend Apachen, von denen jeder wie ein Berglöwe kämpfen konnte.
    Die Stimme aus dem Camp, die vorhin so sehr aus Wut, Trotz und Todesverachtung gebrüllt hatte, brüllte nun wieder.
    »Ihr verdammten, stinkenden Bastarde…«, brüllte sie. Dann brach sie ab, und man konnte an der Art, wie sie mitten im Satz verstummte, erkennen, dass der Mann nie wieder brüllen würde, niemals wieder.
    Wir stießen nun auf die Apachen.
    Ich konnte meine Männer nicht mehr kontrollieren oder anfeuern, führen, lenken.
    Jeder von uns war nun allein auf sich gestellt. Wir alle waren zu weit verteilt. Jeder musste allein mit seinen Gegnern fertig werden und zusehen, dass er am Leben blieb.
    Der erste Apache sprang mir richtig in die Kugel hinein. Aber sie hielt ihn nicht auf.
    Der getroffene Apache sprang noch gegen mich. Sein Messer schlitzte mir die Feldbluse auf und ritzte meine Haut.
    Ich stieß den Sterbenden von mir. Und dann schoss ich zweimal auf einen anderen Krieger, der mich geduckt wie ein Puma angriff. Ich traf ihn zweimal, doch stets nur leicht. Er war zu schnell. Seine Bewegungen waren nicht auszurechnen.
    Auch er hatte seine Waffe längst leer geschossen und keine Zeit mehr gefunden, sie zu laden. Er griff mit dem Messer an wie schon sein Vorgänger. Als er nach mir stach, glitt ich zur Seite. Denn ich war nicht weniger schnell als der Apache.
    Sein Messer verfehlte mich, und während er über mein Bein stolperte, gab ich ihm mein Messer von der Seite.
    Ich schnaufte und rannte weiter, erreichte die Wagen und hörte rechts und links die Geräusche des Kampfes, Schüsse, Brüllen und die Schreie von Sterbenden. Der graue Morgen war nun schon hell genug, dass man alles gut erkennen konnte.
    Ich sah bewegungslose Körper am Boden – und dann sah ich die Frau.
    Sie war ein Stück an der Felswand hinaufgeklettert, an die die drei Wagen in U-Form anschlossen.
    Ein Apache war ihr ein Stück gefolgt und langte mit seiner Hand gerade an ihr Fußgelenk, um sie am Bein herunterzuholen.
    Ich traf den Apachen, und ich traf ihn so gut, dass er nichts mehr tun konnte. Sein Griff löste sich sofort.
    Nun hatte ich nur noch eine einzige Kugel in meinem 44er Colt.
    Aber ich brauchte sie nicht mehr. Es war vorbei. Überall war es still. Ich sah zu der Frau hinauf und sagte: »Soll ich Ihnen herunterhelfen, Ma’am?« Sie kam von selbst. Und als sie unten war, trat sie auf mich zu und sah mich an.
    Wahrhaftig, sie hatte grüne Augen und weizengelbes Haar.
    Ich sah in diese Augen hinein, und ich vergaß einen Moment, dass es ein grauer, bitterer, böser und so trauriger Morgen war.
    Es war ein erbarmungsloser Kampf gewesen. Colorado Juan und dessen rote Hombres hatten mit allen Mitteln und unter Einsatz aller nur möglichen Wildheit und Aufopferung das Gold haben wollen.
    Ich sah immer noch in die grünen Augen hinein, und ich erkannte, dass diese Frau noch längst nicht die Kontrolle und Beherrschung verloren hatte. Sie hatte sich in allerhöchster Not befunden.
    Doch sie war nicht verzweifelt, nicht aufgelöst oder gar vor Angst wie von Sinnen, wie es neunhundertneunundneunzig andere Frauen von tausend gewesen wären.
    Sie sah mich klar an.
    »Danke, Pferdesoldat«, sagte sie. Ihre Stimme klang dunkel, kehlig und mit einer deutlichen Spur von spröder Härte.
    Sie war eine Abenteurerin, kühl und beherrscht. Sie war schön, reizvoll, ganz und gar das Bild eines Vollblutweibes.
    Ich grinste sie an, und als sie mich so grinsen sah, wurden ihre Augen schmaler. Ich aber nickte ihr nur zu und sagte: »Nennen Sie mich Cane, Jim Cane.«
    »Ich bin Caroline Sackett«, erwiderte sie. Dann sah sie sich um. Und plötzlich bewegte sie sich. Sie lief zu einem der gefallenen Weißen.
    »Steve! Oh, Steve!«, rief sie.
    Ich warf einen Blick
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