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Der Sergeant

Der Sergeant

Titel: Der Sergeant
Autoren: G.F. Unger
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auf die Armee pfeifen, die dich ohnehin in wenigen Tagen entlassen hätte. Du kannst uns für einen Anteil am Gold nach Westen führen.«
    »Nach California?«, fragte ich.
    Er nickte.
    »An der Westküste, zum Beispiel in Frisco, können wir als glückliche Minenmannschaft auftreten, unser Gold verkaufen und uns trennen. Wer schlau ist, wird mit einem Schiff abhauen. Also, Sergeant?«
    Ich hatte die Wahl.
    Zuerst sah ich Ken Buchanan an. Und da erkannte ich, dass er zwar zu mir hielt, doch aber recht gerne bei dem Gold bleiben würde. Auch er war scharf auf einen Anteil daran. Dass er zu mir hielt, hing wohl mehr damit zusammen, dass er in mir den einzigen Mann sah, der uns allesamt aus der Klemme herausbringen konnte.
    Denn wir saßen immer noch in der Klemme.
    Colorado Juan lebte noch. Er hatte ein paar Krieger bei sich, die ebenfalls überlebt hatten und wahrscheinlich auch mehr oder weniger verwundet waren.
    Wir selbst konnten mit den Goldwagen in diesem Land etwa zwanzig Meilen pro Tag vorwärts kommen, höchstens dreißig. Das war nicht genug. Colorado Juan hatte bald wieder eine größere Bande um sich versammelt. Wir waren leicht einzuholen.
    Dann würde er es noch einmal versuchen.
    Und deshalb hätten sie mich alle, besonders auch Otis Tennessee, gerne weiterhin als Anführer behalten.
    Ich sah auf Caroline Sackett.
    »Wo möchten Sie hin, Ma’am?«
    »Zum Teufel, nennen Sie mich nicht Ma’am, Sergeant«, sagte sie. »Was unsere Probleme betrifft, so habe ich diese genau begriffen. Ich möchte meinen Anteil behalten. Deshalb muss ich dabei bleiben. Ich will nicht nach Fort Apache ohne Gold. Ich will dorthin, wo wir mit dem Gold in Sicherheit sind und teilen können. Jeder Ort ist mir recht.« Sie sprach ruhig und fest. Ihre Augen blickten gerade. Ja, sie war eine Abenteurerin, die gewöhnt war, sich unter Männern zu behaupten.
    Ich nickte Otis Tennessee zu.
    »Ich bin auch kein Heiliger«, sagte ich. »Ich werde nicht allein nach Fort Apache reiten. Und was bleibt mir anderes übrig? Wenn wir uns gegenseitig umbringen, bekommen die Apachen das Gold und auch Miss Caroline. Da führe ich euch schon lieber westwärts nach California. Selbst die Armee wird einsehen, dass ich nicht anders handeln konnte. Sie wird mir noch einen Orden verleihen.«
    Ich grinste bei meinem letzten Satz.
    Auch der Exsergeant Otis Tennessee grinste.
    »Dann übernimm das Kommando«, sagte er. »Du wirst erstklassige Männer haben. Für diese Menge Gold tun wir alles. Du wirst dich über die Ausführung deiner Befehle nicht zu beklagen haben, solange es dein Ziel ist, uns mit dem Gold nach California zu bringen. Aber noch eines: Wir ziehen jetzt unsere Uniformen aus, soweit dies möglich ist. Im Gepäck dieser Leute hier sind genügend Reservekleidungsstücke. Wir sind ab jetzt eine Minenmannschaft, die mit ihrer Goldausbeute nach Westen möchte. Auch du wirst deine schöne Uniform ausziehen, Sergeant. Aber du hättest sie ja ohnehin nicht lange mehr getragen. Und wir – ay, wir sind froh, die verdammte Uniform nicht mehr tragen zu müssen. Wir mussten sie ja ohnehin nur unter Zwang wieder anziehen, nachdem uns die Armee wieder in ihrer Gewalt hatte.«
    Ich zögerte nur kurz.
    Was blieb mir übrig? Nun musste ich mich als Zivilist verkleiden. Die Armee konnte das als Desertion auslegen. Und so mancher Gerichtsoffizier ließ gesundes menschliches Denken nicht gelten und hielt einen Kanonenofen für einen Elefanten. Es konnte mir passieren, dass die Armee, wenn sie uns erwischte, der Meinung war, ich hätte als Sergeant in Uniform im Kampf gegen Meuterer und Deserteure sterben und das Gold den Apachen überlassen sollen.
    Am frühen Nachmittag brachen wir auf. Es wurde höchste Zeit, dass wir wegkamen von diesem Platz an der Bonita Mesa.
    Es konnte auf jede Meile ankommen. Und deshalb wollten wir bis zum Anbruch der Nacht noch ein paar hinter uns bringen.
    Ich ritt an der Spitze. Neben mir hielt sich Caroline Sackett. Sie war bewaffnet wie ein Mann und trug einen ledernen geteilten Reitrock.
    Hinter uns fuhr Ken Buchanan den ersten Goldwagen. Er war als erster Fahrer sehr wichtig. Denn er fuhr nur dort, wo auch die anderen Wagen durchkommen würden, deren Fahrer weniger geübt waren.
    Einer dieser Fahrer war Corporal Will Banner, der andere Bac Cannon. Bac Cannon war ein schweigsamer Riese. Er war von der Armee desertiert, weil sein Mädel, das nur ein Flittchen war, sich in Tucson mit anderen Kerlen eingelassen hatte. Er hatte sie
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