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Der Seelenleser

Der Seelenleser

Titel: Der Seelenleser
Autoren: Harper Paul
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Auffahrt zu Krolls Haus an der Sea Cliff Avenue und parkten am Kellereingang. Sie zerrten den benommenen Kroll aus dem Mercedes und begannen mit der schweißtreibenden Arbeit, ihn in den Aufzug und dann nach oben in sein Schlafzimmer zu transportieren.
    Um halb zwölf schleiften sie Kroll auf sein Bett. Seine Hände und Füße waren immer noch gefesselt. Dann installierte Fane die Wanze in einer Ecke am Kopfende des Bettes.
    Fane und Roma saßen in Fanes Mercedes an der Sacramento Street, genau gegenüber des Pacific Medical Centers. Hier fielen zwei Leute, die in einem geparkten Fahrzeug saßen, nicht weiter auf. Sie tranken Kaffee und beobachteten den reglosen Kroll auf dem tragbaren Monitor, der in Quadranten aufgeteilt war. Drei davon übertrugen live von den Kameras, die Bücher schon vor ein paar Stunden installiert hatte.
    » Was meinst du, wie lange sie brauchen?«, fragte Roma.
    » Ich habe wirklich keine Ahnung. Nachdem Parker Shen mitgeteilt hatte, dass Vector Kroll haben will und ich dem zugestimmt habe, war ich der Ansicht, dass sie ein Team in Bereitschaft versetzen würden. Sie sollten eigentlich nicht lange brauchen. Wenn ich in ihrer Lage wäre, dann wäre ich schon da. Was Vector angeht, ist Kroll eine tickende Zeitbombe. Und wir wissen wahrscheinlich noch nicht einmal die Hälfte.«
    » Wissen die, in welchem Zustand er ist?«
    » Ich habe es Shen gesagt. Ich habe ihm sogar den Zeitraum der Wirkung des Valiums mitgeteilt. Wenn sie ihn sich schnappen wollen, bevor er die Möglichkeit hat zu entkommen, haben sie nur noch ein paar Stunden.«
    » Aber du hast ihm nichts von den Kameras oder der Wanze gesagt.«
    » Nein. Das ist nicht nötig. Vector wird wissen, dass derjenige, der ihnen diesen Kerl auf dem Serviertablett präsentiert, auch wissen will, dass er abgeholt wurde, dass er nicht davonkommt.«
    Sie nippten an ihrem Kaffee. Der Nieselregen vermischte sich jetzt langsam mit Nebel. Es war eine anstrengende Nacht gewesen, und Fane begann langsam die Müdigkeit zu spüren, die unweigerlich einem Adrenalinstoß folgt. Es war bewundernswert, wie sich Roma zurückhielt. Sie würde ihn für das, was er getan hatte, ziemlich herunterputzen, aber erst, wenn die Zeit dafür gekommen war. Ihr Gespür diesbezüglich war unschlagbar.
    Die Frau schwebte wie ein Gespenst in das kleine Bild auf ihrem Monitor. Fane und Roma sahen es beide einige Sekunden lang, bevor sie ihren Augen trauen und reagieren konnten.
    » Oh…, oh…« Roma saß plötzlich steif aufgerichtet in ihrem Sitz.
    Fane spannte sich an.
    Sie war nur einen Augenblick im ersten Quadrant, dem Kellereingang, dann war sie verschwunden. Sie beugten sich näher über den Bildschirm.
    Die Frau erschien auf dem zweiten Monitor, dem zentralen Flur im zweiten Stockwerk. Sie trug einen Regenmantel und eine Perücke mit schulterlangen blonden Haaren, die ihre Gesichtszüge verbargen. Es musste eine Perücke sein. Die Frau warf jeweils einen Blick in die leeren Räume und bog dann um die Ecke, sodass sie wieder vom Monitor verschwand.
    Eine Minute später zeigte die Kamera ihren verschwommenen Umriss in der Tür zu Krolls Schlafzimmer. Dann bewegte sie sich weiter in den ungleichmäßig erleuchteten Raum hinein.
    » Oh mein Gott«, schnaufte Roma.
    Die Gestalt blieb mitten im Raum stehen, die Hände in den Taschen des Mantels verborgen. Nach einem kurzen Zögern näherte sie sich dem Bett und schaute auf Kroll hinab. Auf dem kleinen Monitor konnte man nicht erkennen, ob sie erstaunt über den Zustand von Krolls Gesicht war.
    » Ryan«, flüsterte sie.
    Keine Reaktion.
    » Schau mal dort.« Fane zeigte auf den ersten Quadrant des Monitors. Eine Gestalt im Jogginganzug mit Kapuze war am Bildrand zu sehen und schien vor der Außentür Schmiere zu stehen.
    In Krolls Schlafzimmer nahm die Frau mit der blonden Perücke eine Hand aus der Tasche und berührte ihn an der Brust.
    » Ryan«, schmeichelte sie erneut. Es war inzwischen genügend Zeit vergangen, dass die Wirkung des Valiums allmählich nachließ und Kroll langsam aus seiner Benommenheit aufwachte. Er drehte den Kopf mühsam in Richtung der Stimme.
    » Kannst du mich verstehen?«, fragte sie. Kroll nickte und gab ein Grunzen von sich.
    Die Frau lehnte sich vor und beugte sich dabei so dicht über Kroll, dass ihre Lippen sein Ohr berühren mussten. Sein Kinn hob sich leicht, während er ihr zuhörte. Das Mikrofon am Kopfende des Bettes übertrug nur geflüsterte Zischlaute, gehauchte, vokalbestimmte
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