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Der Seelenfänger

Titel: Der Seelenfänger
Autoren: Unbekannter Autor
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hatte wirklich an alles gedacht. Die Genehmigung war genau drei Tage gültig, von Freitag bis Sonntag. Mürrisch gab der Polizist sie zurück. »In Ordnung«, sagte er. »Sehen Sie zu, daß Ihre Mädchen nicht in Schwierigkeiten geraten, und ich sorge dafür, daß meine Beamten Sie in Ruhe lassen.«
    Preacher stand auf. Ein winziges Lächeln stand in seinen Augen. »Vielen Dank! Gott segne Sie, Sergeant.«
    »Danke, Preacher«, sagte der Sergeant und war selbst erstaunt darüber, als er es hörte.
    Preacher beobachtete von der Tür aus, wie die Polizisten zu ihren Wagen zurückgingen und abfuhren. Als sie weg waren, blickten die Mädchen Preacher an und lachten.
    »Na also, die haben doch alles geschluckt«, sagte die älteste, welche den Streit mit dem Polizisten gehabt hatte.
    Preacher nickte. »Das schon, aber wir werden sehr vorsichtig sein müssen. Dieser Sergeant ist kein Idiot. Der kommt bestimmt noch einmal zurück. Ganz überraschend. Ihr müßt euch strikt an die Vorschriften halten, bis ich alles arrangiert habe und wir wieder abhauen können.«
    »Aber ich brauche unbedingt einen Joint«, sagte das Mädchen.
    »Du wartest hier, Charlie. Wir haben fünfzig Platten in der Lagerhalle da drüben. Wenn wir die los sind, hauen wir ab, und dann feiern wir richtig.«
    »Ach, Preacher«, maulte eines der Mädchen.
    Preacher warf ihr einen strengen Blick zu. »Alice, ihr tut, was ich sage. Wenn wir unsere Arbeit für den Herrn fortsetzen wollen, brauchen wir Geld.« Er sprang vom Wagen herunter. »Ich fahre jetzt in die Stadt. Wer hat die Schlüssel für den Dodge?«
    Preacher parkte den Lieferwagen am unteren Ende der California Street, warf eine Münze in die Parkuhr und ging dann zur Grant Street hinunter. Einladender Essensgeruch hing in der Luft, der unweigerlich Appetit machte. Es mußte Tausende von Restaurants in Chinatown geben.
    Preacher folgte der Grant Street, ohne die Andenkenläden und die malerischen Restaurants zu beachten, bis er jenen Teil der Straße erreichte, wo ältere, aber durchaus solide Wohn- und
    Geschäftshäuser standen und ordentliche Steuerzahler ihre Büros hatten. Vor einem ehemaligen Schuhgeschäft blieb er stehen. Die beiden Schaufenster waren grau übermalt, und die Ladentür ließ sich nicht öffnen. Im Hauseingang hing ein Schild mit der Aufschrift: »SOONG DING Co. Import/Export. Kein Verkauf an Privat.« Preacher klingelte, und einen Augenblick später ging einer der beiden schweren Türflügel einen Spalt breit auf. Ein Mann stand im Eingang. »Ja, bitte?«
    »Ich möchte zu Barbara Soong«, sagte Preacher.
    »Und wer sind Sie?«
    »Sagen Sie, Preacher möchte sie sehen.«
    Der Mann nickte und machte die Tür wieder zu. Einen Augenblick später kam er zurück und machte diesmal so weit auf, daß der Besucher eintreten konnte. »Treten Sie bitte ein.«
    Preacher setzte seinen Fuß in den düsteren Laden und wartete, bis der Mann die Türe wieder zugesperrt hatte. Dann folgte er ihm durch ein Gewirr von Kisten und Schachteln zu einem Aufzug am hinteren Ende des Raumes. »Dritter Stock«, sagte der Mann und hielt Preacher die Tür auf.
    Das Apartment im dritten Stock war luxuriös ausgestattet. Preacher wurde von einem elegant gekleideten Mann in einem makellosen schwarzen Anzug mit Nadelstreifen empfangen. »Bitte, folgen Sie mir.«
    Am Ende eines breiten, hell erleuchteten Ganges, der mit chinesischen Seidendrucken, kostbaren Jadefiguren und Elfenbeinschnitzereien geschmückt war, erreichten sie eine tiefschwarze Edelholztür. Der Mann winkte Preacher in den dahinterliegenden Raum und schloß dann die Tür. »Sie erlauben?« fragte er höflich. »Die Firma Soong hat leider zahlreiche Feinde.«
    »Ja, natürlich«, erwiderte Preacher und hob seine Arme, damit der andere ihn abtasten konnte.
    »Vielen Dank«, sagte der Wächter, nachdem er sich überzeugt hatte, daß Preacher keine Waffe mitgebracht hatte. Er ging zum Schreibtisch und drückte auf einen Knopf. Eine Tür am anderen Ende des Raumes öffnete sich, und eine junge Chinesin trat ein.
    Barbara Soong war relativ groß. Lächelnd hielt sie ihrem Besucher die ausgestreckten Hände entgegen. »Willkommen«, sagte sie. »Du warst so lange nicht da, Preacher. Ich dachte schon, du hättest uns völlig vergessen.«
    »Aber Barbara«, sagte Preacher und nahm ihre Hände. »Wie kannst du so etwas sagen! Gute Freunde vergißt man niemals.« Nach dieser Begrüßung wurde er ernst. »Ich habe vom Tod deines ehrenwerten Vaters
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