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Der Seelenfänger

Titel: Der Seelenfänger
Autoren: Unbekannter Autor
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zu. »Na schön, aber verstecken Sie die Zigarette ein bißchen, ich möchte nicht, daß uns der Lieutenant erwischt.«
    »Danke, Sergeant«, sagte der Streifenbeamte erleichtert. Er beugte sich über das Lenkrad, zündete sich im Schutz des Armaturenbretts eine Zigarette an und sog den Rauch in die Lunge. Nach einem weiteren hastigen Zug schielte er zu seinem Vorgesetzten hinauf. »Ist irgendwas los?«
    »Die Mädchen machen echt Kasse. Die Leute schmeißen das Geld nur so in die Büchsen.«
    Der Streifenbeamte nahm einen letzten Zug, dann drückte er die Zigarette sorgfältig aus und richtete sich wieder auf. »Danke, Sergeant, ich war wirklich schon völlig verzweifelt.«
    Der Sergeant warf ihm einen ironischen Blick zu. »Sie sollten Kautabak nehmen! Das würde nie einer merken.«
    Der Fahrer lachte. »Da haben Sie recht.«
    Aber der Sergeant beobachtete schon wieder die Mädchen. »Die meisten Leute sind weg«, sagte er, »mal sehen, wo die Mädchen jetzt hingehen.«
    Der Fahrer ließ den Motor an. »Sagen Sie, wann ich losfahren soll!«
    »Sie sind in die Straße neben dem Getränkestand eingebogen.«
    »Scheiße, das ist eine Einbahnstraße. Da kann ich nicht rein.«
    »Ich weiß«, sagte der Sergeant. »Fahren Sie rund um den Block, die erwischen wir noch. Die Straße ist lang.«
    Aber als sie das andere Ende der Straße erreichten, waren die Mädchen nicht mehr zu sehen. »Sie sind weg«, sagte der Fahrer.
    »Ganz im Gegenteil«, sagte der Sergeant. »Auf halber Höhe zweigt eine Sackgasse ab. Ich wette, da sind sie.«
    Der Fahrer stellte den Streifenwagen so ab, daß er die Einfahrt der Seitenstraße versperrte. Der Sergeant hatte recht. Am Ende der Sackgasse stand ein violett gestrichener Bus. DIE GOTTESGEMEINDE stand in weißer Schrift auf den Wänden.
    »Geben Sie der Zentrale unseren Standort durch«, sagte der Sergeant, »und bitten Sie um Verstärkung. Aber sagen Sie gleich, daß wir keine Schwierigkeiten erwarten. Wir überprüfen nur ein paar Betschwestern.«
    Die Mädchen drängten sich um die Schiebetüren an der Seite des Fahrzeugs und bemerkten die beiden Polizisten erst, als diese schon dicht heran waren. Das Schnattern und Lachen starb sofort ab, als sie sich umdrehten.
    Höflich tippte der Sergeant mit der Hand an die Mütze. »Guten Abend, Ladies.« Auf den Gesichtern der Mädchen spiegelte sich Trotz und ängstliche Abwehr. »Kein Grund zur Beunruhigung«, sagte der Sergeant. »Nur eine kleine Personenkontrolle. Darf ich bitte Ihre Ausweise sehen? Oder die Führerscheine vielleicht?«
    Eines der Mädchen schob sich nach vorn. Sie schien etwas älter zu sein als die anderen. »Weshalb denn?« fragte sie mit kriegerischem Unterton. »Wir haben schließlich nichts angestellt.«
    »Das hab ich auch gar nicht behauptet. Aber wir kennen Sie nicht, und wir sind verantwortlich hier für die Gegend. Wir müssen ja wissen, was vorgeht.«
    Dem Mädchen genügte das nicht. »Wir kennen unsere Rechte«, sagte sie störrisch. »Wir brauchen Ihnen gar nichts zu zeigen, wenn nichts gegen uns vorliegt.«
    Angewidert starrte der Sergeant sie an. Heutzutage waren die jungen Leute die reinsten Straßenjuristen. »Sie haben eine nicht angemeldete Straßensammlung durchgeführt«, sagte er beiläufig, »um nur einen der Punkte zu nennen. Sie haben den geordneten Verkehrsfluß gefährdet, indem Sie die Bürgersteige blok-kiert haben. Wie leicht hätte jemand von der Pier fallen und ertrinken können, der Ihnen ausweichen wollte.«
    Das Mädchen war sprachlos. Sie starrte ihn einen Augenblick an, dann glitt ihr Blick zu den anderen. Schließlich drehte sie sich zu der offenstehenden Schiebetür um und rief in den Wagen hinein: »Preacher!«
    Aus dem Inneren des Fahrzeugs erschien ein Mann in einem khakifarbenen Baumwollhemd, einer abgewetzten Armeejacke und ausgebleichten Jeans, die in Armeestiefeln steckten. Sehr groß war er nicht, aber das sah man erst, als er aus der Tür sprang und neben dem Bus stand. Höchstens einen Meter siebzig. Er hatte langes, sandfarbenes Haar, das bis auf die Schultern herabfiel und von einem perlenbestickten indianischen Stirnband zusammengehalten wurde. Ein Jesusbart verdeckte sein Kinn. Seine Augen schienen im ersten Moment durchdringend blau, aber wenn man genauer hinsah, schienen sie sich zu verschleiern und wurden abweisend grau. Er hatte eine angenehm tiefe Stimme.
    »Willkommen in der Gottesgemeinde! Was kann ich für Sie tun, Chef?«
    Der Sergeant musterte ihn. Noch so ein
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