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Der Seelenfänger

Titel: Der Seelenfänger
Autoren: Unbekannter Autor
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weg.«
    Ihr Sohn musterte sie. »Aber das Wahre ist es wohl auch nicht?«
    »Nein.«
    »Was soll dann das Ganze? Wir sind doch bisher auch ohne die glücklich gewesen.«
    »Das Geschäft deines Vaters hat an Bedeutung gewonnen. Er ist jetzt ein wichtiger Mann in der Stadt, und die Kirchenältesten möchten, daß er sie unterstützt.«
    »Und wenn er nicht mitmacht?«
    »Ich weiß nicht«, sagte sie ängstlich. »Du kennst sie ja. Die zeigen einem plötzlich die kalte Schulter, und dann wird man fertiggemacht. Erinnere dich an Rosenblum. Nach ein paar Jahren mußte er schließen und wegziehen.«
    Andrew hatte sein Frühstück beendet und schob seinen Teller zurück. »Vielleicht ist es gar nicht so schlecht«, sagte er, als er aufstand.
    »Ja, vielleicht«, sagte sie und hob den Kopf. »Ich muß mit dir reden.«
    »Worüber denn?« fragte er vorsichtig.
    Sie hatte den Blick abgewandt, ihre Stimme war plötzlich belegt. »Mandy hat mir heute morgen dein Laken gezeigt.«
    »Ja, und?« fragte er mürrisch.
    Noch immer sah sie ihm nicht in die Augen. »Es waren Flek-ken drin. Mandy sagt, das ginge schon einige Zeit so.«
    »Warum kann dieses verdammte Negerweib sich nicht um ihren Kram kümmern? Sie soll die Wäsche waschen und nicht herumzeigen«, schnappte er wütend.
    »Sie war der Ansicht, ich müßte es wissen. Deinem Vater habe ich bisher nichts gesagt, du weißt ja, er wird immer gleich wütend. Aber die Sache muß aufhören. Tu was dagegen!«
    »Ich weiß nicht, was ich dagegen tun soll. Es passiert einfach, während ich schlafe, Mama.«
    Seine Mutter sah zu ihm auf. »Du kannst doch etwas tun, Constantine. Du darfst eben nichts Schmutziges denken. Reine Gedanken, darauf kommt es an.«
    Er erwiderte den Blick seiner Mutter und dachte dabei an die Mädchen in der Schule mit ihren verlockenden kleinen Körpern. »Das ist nicht so einfach, Mama.«
    »Du schaffst es bestimmt, Constantine.« sagte sie. »Du darfst nur nichts Schmutziges denken.«
    Zweites Kapitel
    Der Streifenwagen der San Francisco Police rollte in die Halteverbotszone und stoppte. Es war drei Uhr nachmittags. Die Sonne brannte kräftig herunter auf Fisherman’s Wharf. Aus den Restaurants strömten Scharen von Touristen mit bunten Hemden und Hüten, die sich gemütlich in den Zähnen herumstocherten und beim Weiter schlendern die Auslagen der Souvenirläden prüften.
    »Die Geschäfte scheinen zu laufen«, sagte der Sergeant zufrieden. »Das freut mich.«
    Dem Streifenbeamten, der den Wagen fahren mußte, war es egal. Der Sergeant war schon lange in diesem Bezirk und kassierte das Schmiergeld allein.
    »DiMaggio’s ist immer noch die Hauptattraktion«, sagte der Sergeant. »Joltin’ Joe wollen sie alle gesehen haben, selbst heute noch.«
    »Sicher«, sagte der Fahrer gelangweilt. Er hätte gern eine Zigarette geraucht. Das war alles, was ihn interessierte. Aber solange der Sergeant neben ihm saß, war das unmöglich. Einen Augenblick blieben sie stumm.
    »Haben Sie das gesehen?« fragte der Sergeant plötzlich. »Was denn?« Der Streifenbeamte konnte nichts entdecken, was besonderer Aufmerksamkeit wert war.
    »Da drüben, an der Pier.«
    »Eine Menge Leute, na und?«
    »Die Mädchen mit den Großmütter-Kleidern. Das sind bestimmt sechs oder sieben.«
    »Ja, und?«
    »Die sammeln Geld. Sehen Sie die Blechbüchsen nicht?«
    »Da laufen doch immer Gammler herum, die die Leute anbetteln«, sagte der Streifenbeamte.
    »Aber doch nicht so. Die gehen ganz planmäßig vor. Die müssen irgendwie organisiert sein«, sagte der Sergeant. »Sehen Sie mal, wie geschickt die sich hingestellt haben. Wenn man der ersten nichts gibt, steht man gleich vor der zweiten.«
    Der Streifenbeamte wurde allmählich neugierig. »Glauben Sie, daß das Taschendiebe sind?«
    Der Sergeant dachte einen Augenblick nach. »Nein. Dazu stehen sie zu weit auseinander. Außerdem kommen sie den Leuten auch niemals zu nahe, sie tragen die Büchsen geradezu vor sich her.«
    »Hübsch sind sie jedenfalls«, sagte der Streifenbeamte. »Saubere Mädels, keine Hippies. Die fixen bestimmt nicht.«
    »Ja«, sagte der Sergeant, »aber irgend etwas steckt doch dahinter.«
    »Wir können ja ein paar von ihnen verhaften, dann werden wir es bald wissen.«
    »Lieber nicht«, sagte der Sergeant. »Warten wir erst einmal ab, was sie machen.«
    Der Streifenbeamte hielt es nicht länger aus. »Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich eine rauche, Sergeant?«
    Der Sergeant warf ihm einen verächtlichen Blick
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