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Der Seele schwarzer Grund: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Der Seele schwarzer Grund: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Titel: Der Seele schwarzer Grund: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)
Autoren: Susan Hill
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gesehen hatte, war sie weder verblüfft noch verlegen gewesen, nur nachdenklich geworden.
    »Das ist die schönste Erinnerung«, hatte sie schließlich gesagt.
    Max öffnete erneut die Augen, und das Sonnenlicht blendete ihn. Er hörte sie.
    »Lizzie?« Panisch, da sie nicht neben ihm lag, warf er die Decke zurück. »Lizzie …?«
    Sie war halb die Treppe hinunter, übergab sich.
    Er versuchte ihr zu helfen, sie aus der Gefahrenzone zu bringen, aber ihre Unsicherheit machte es schwierig, und er hatte Angst, sie könnten beide stürzen. Dann starrte sie ihm ins Gesicht, die Augen weit aufgerissen und entsetzt, und schrie ihn an.
    »Lizzie, alles in Ordnung, ich bin da, ich bin’s. Ich tu dir nicht weh, ich tu dir nicht weh. Lizzie …«
    Irgendwie gelang es ihm, sie wieder zum Bett zu führen und sie zu bewegen, sich hinzulegen. Sie rollte sich zusammen, von ihm abgewandt, und stieß kleine, wütende Kehllaute aus, wie eine fauchende Katze. Max lief ins Badezimmer, kippte sich kaltes Wasser über Kopf und Nacken, putzte sich die Zähne und behielt dabei die Tür offen. Er konnte das Bett im Spiegel des Medizinschranks sehen. Sie hatte sich nicht mehr gerührt. Er zog sich Jeans und ein Hemd über, ging hinunter in den strahlenden Raum und stellte den Wasserkessel an. Er atmete schwer, war verspannt durch die Panik, hatte feuchte Hände. Wie ein bitterer Geschmack blieb jetzt die Angst ständig in seinem Mund und seiner Kehle.
    Dann kam das Poltern. Er wirbelte herum und sah Lizzie gerade noch in grausiger Zeitlupe die gesamte Treppe hinunterfallen und unten liegen bleiben, das eine Bein unter ihrem Körper abgeknickt, die Arme ausgestreckt, schreiend vor Schmerz und Angst wie ein wütendes Kind.
    Der Kessel stieß Dampf aus, und das Sonnenlicht fing sich in der Glastür des Wandschranks wie Feuer.
    Max spürte, wie ihm Tränen über das Gesicht liefen. Der Kessel war zu voll, lief beim Ausgießen über und verbrühte ihm die Hand.
    Lizzie lag am Fuße der Treppe, und das Geräusch, das sie von sich gab, war das Brüllen eines Tieres, stammte nicht von ihr, nicht von Lizzie, nicht von seiner Frau.

    Cat Deerborn hörte es durch das Telefon.
    »Max, Sie müssen langsamer sprechen … Was ist passiert?«
    Aber sie konnte, abgesehen von dem Krach im Hintergrund, nur ein paar zusammenhanglose, erstickte Worte ausmachen.
    »Max, halten Sie durch … Ich komme sofort. Halten Sie durch …«
    Felix krabbelte im Flur auf das Treppengitter zu, roch nach schmutziger Windel. Cat hob ihn hoch und trug ihn ins Bad, wo Chris sich rasierte.
    »Das war Max Jameson«, sagte sie. »Lizzie … ich muss weg. Lass dir von Hannah helfen.«
    Sie rannte, zog im Laufen den Reißverschluss ihres Rocks zu, wich Chris’ Blick aus.
    Draußen roch die Luft nach Heu, und das graue Pony trabte über die Koppel, mit vor Vergnügen schlagendem Schweif. Cat war im Nu aus der Einfahrt und beschleunigte auf der Straße, plante, was zu tun sei, wie sie Max Jameson endlich davon überzeugen konnte, dass es für ihn nicht möglich war, Lizzie zum Sterben zu Hause zu behalten.

Zwei
    S errailler war in dem Raum ohne Fliege. Bei ihm waren die höheren Kriminalbeamten des Teams, das den Fall des entführten Kindes bearbeitete.
    DCS Jim Chapman war der SIO, der Senior Intelligence Officer, der Leiter des Teams. Er stand kurz vor der Pensionierung, war freundlich, erfahren und scharfsinnig und hatte sein ganzes Berufsleben bei der Polizei von Nordengland verbracht, größtenteils in Yorkshire. Die anderen waren erheblich jünger. Detective Sergeant Sally Nelmes war klein, gepflegt, ernsthaft und galt als Senkrechtstarterin. Detective Constable Marion Coopey, sehr ähnlich in ihrem Wesen, war vor kurzem aus dem Thames Valley hierher versetzt worden. Während der Besprechung hatte sie sich nur wenig geäußert, aber was sie gesagt hatte, war scharf und pointiert. Der andere Mann aus Yorkshire, Lester Hicks, war seit langem ein Kollege von Jim Chapman und außerdem sein Schwiegersohn.
    Sie hatten das Mitglied einer auswärtigen Polizeieinheit freundlich aufgenommen, genauso gut hätten sie misstrauisch oder ablehnend sein können. Sie waren konzentriert und tatkräftig, und Serrailler war beeindruckt, erkannte jedoch gleichzeitig die aufkeimenden Anzeichen von Frustration und Entmutigung, die er auch bei dem unter ihm an dem David-Angus-Fall arbeitenden Team aus Lafferton erlebt hatte. Er verstand es voll und ganz, durfte aber durch seine Anteilnahme kein
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