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Der Schwur des Piraten

Der Schwur des Piraten

Titel: Der Schwur des Piraten
Autoren: Matteo Mazzuca
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mit dem mittleren Teil der Klinge abwehrst, ist es klar, dass dein Degen so endet. Am Griff ist der Degen widerstandsfähiger. Der Rest ist zum Angreifen da, nicht zum Verteidigen.«
    Spinn senkte seufzend den Kopf.
    »Schade um den guten Degen«, bemerkte O’Fire. »Geh unter Deck und lass dir von Bladesmith einen neuen geben.«
    Bladesmith war der Schmied an Bord. Eigentlich passte er vor allem auf die Pulverkammer auf und sorgte dafür, dass das Schießpulver nicht feucht wurde. Er war aber auch für die Projektile zuständig und schärfte und polierte die Hiebwaffen.
    Spinn ging unter Deck, konnte aber Bladesmith nirgends finden. Er griff daher nach dem nächstbesten Degen. Von Waffen verstand Spinn nicht viel, aber er wusste, dass sich das schnell ändern musste, wenn er ein echter Pirat werden wollt e – und nicht nur deshalb.
    Der Gedanke an Skull ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren. Warum es der Pirat ausgerechnet auf ihn abgesehen hatte, konnte Spinn sich immer noch nicht erklären. In einem jedoch war er sich sicher: Hätte Skull ihn erwischt, wäre er jetzt nicht mehr am Leben.
    »Was treibst du denn da unten?«
    Schnell stieg Spinn wieder an Deck, wo O’Fire ungeduldig auf ihn wartete.
    »Wo zum Teufel hast du so lange gesteckt?«
    »Ich habe gewarte t …«
    »Schlecht! Du darfst nicht warten, Junge, du musst handeln.«
    Der Schotte schwang seinen Degen und Spinn entkam der Klinge nur um Haaresbreite. Er wich zurück, verlor das Gleichgewicht und wieder hielt O’Fire ihm die Spitze der Klinge triumphierend an den Hals.
    Spinn schämte sich. Mit dem Degen in der Hand fühlte er sich unbeholfen und schwerfällig, er konnte einfach nicht damit umgehen. In der Hand seines Gegners hingegen schien die Waffe geradezu zu tanzen. Als O’Fire den Degen senkte, sah Spinn bewundernd zu ihm auf.
    »Bist du schon am Ende deiner Kräfte?«, fragte der Schotte.
    »Ich kämpfe schließlich nicht alle Tage mit dem besten Haudegen der Karibik«, erwiderte Spinn außer Atem und wischte sich erschöpft den Schweiß von der Stirn.
    O’Fire verzog den Mund zu einem bitteren Lächeln.
    »Wenn auch seine Gelenke mittlerweile etwas eingerostet sind, Goldmerry bleibt der Beste.«
    »Wirklich?«, fragte Spinn ungläubig.
    »Ja, auch wenn er nicht mehr kämpft.«
    »Und wenn er angegriffen wird?«
    »Dann weiß er sich zu helfen.«
    Spinn seufzte. Könnte er das nur auch von sich behaupten!
    O’Fire versetzte ihm einen kräftigen Schlag auf den Rücken. »Keine Sorge, Junge! Morgen Früh bei Sonnenaufgang versuchen wir’s noch mal.«

Die Hinrichtung

    In London war die Hölle los. Corsaired, einer der bekanntesten und gefährlichsten Piraten aller Zeiten, sollte am Nachmittag auf dem Richtplatz gehängt werden. Das Ereignis war in aller Munde.
    In einer Schenke prahlte ein Seemann vor einer Schar neugieriger Zuhörer damit, er sei an der Gefangennahme des als unbesiegbar geltenden Seeräubers beteiligt gewesen. Die Füße in den klobigen Seemannsstiefeln auf dem Tisch und einen großen Krug Bier in der Hand saß er lässig auf einem Stuhl in der Mitte des Schankraums. Die Zuhörer hatten sich in einer großen Traube um ihn geschart.
    Um die Spannung zu steigern, unterbrach der Seemann hin und wieder die Erzählung und tunkte seinen blonden Bart tief in den Bierschaum. Nach ein paar großen Schlucken tauchte er wieder auf und fuhr mit bedeutungsvoller Stimme fort: »Und so ging uns Corsaired in die Falle. Seine Pulverkammer flog in die Luft und sein Schiff verwandelte sich in ein einziges Flammeninferno. Ich hab den Schwefelgestank noch in der Nase, meine Freunde! Es war, als hätte ich den Pelz des Satans persönlich gerochen. Was für eine Befriedigung, Corsaired an den Galgen zu bringen und seine ganze Räuberbande aufzuknüpfen! Der verfluchte Kerl wollte sich unsere Fracht schnappen. Eines sag ich euch, meine Freunde, wenn sie ihn heute zum Schafott schleifen, bin ich der Erste, der ihm ins Gesicht spuckt.«
    Die Begeisterung des Mannes und der übrigen Seeleute war verständlich. Endlich war der blutrünstigste aller Seeräuber geschnappt! Zu lange hatte dieser gefährliche Haudegen auf den sieben Meeren sein Unwesen getrieben und mit seinen Männern die englischen Handelsschiffer in Angst und Schrecken versetzt. Natürlich hatten die Seeleute von dem Kopfgeld, das auf Corsaired ausgesetzt war, nichts abbekommen. Das war schon in den Taschen des Captain gelandet. Aber sie konnten jetzt beruhigter in See stechen
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