Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schwur des Piraten

Der Schwur des Piraten

Titel: Der Schwur des Piraten
Autoren: Matteo Mazzuca
Vom Netzwerk:
Vordach Schutz. Er hatte schon viele Brände miterlebt und kannte deren Geruch genau. Doch dieser Brand war anders. Es fehlte der Gestank verkohlter Leichen.
    Montmorency duckte sich. Es lag etwas in der Luft. Alarmiert spitzte er die Ohren.
    Wie alle Tiere merkte er sofort, wenn etwas nicht stimmte. Er erkannte eine Sonnenfinsternis oder ein Erdbeben, schon bevor etwas davon zu sehen oder zu spüren war. Doch was sich da jetzt zusammenbraute, war nichts Natürliches.
    Montmorency fing an zu winseln. Niemand war da, der ihm helfen konnte. Er war allein.
    Pechschwarze Wolken zogen auf, der Wind blies stärker und wirbelte die Asche vom Boden auf. Montmorency streckte die Schnauze in die Luft und schnüffelte. Die Asche roch nach Mensch.
    Ein Blitz durchschnitt den schwarzen Himmel. Die Wolken begannen sich zu drehen. Immer wilder schraubten sie sich nach oben und in ihrer Mitte entstand ein mächtiger, schwarzer Sog, der alles mit sich in die Höhe riss. Immer heftiger tobte der Wirbelsturm.
    Montmorency kauerte sich verzweifelt in das hinterste Eck seines Unterschlupf s – doch vergeblich. Der Sog riss auch ihn mit.

    Am nächsten Morgen war alles ruhig. Der Sturm hatte sich gelegt. Dort, wo einmal das Dorf gestanden hatte, war alles wie leer gefegt. Keine Asche, keine Trümmer, nur noch dürrer, grauer Boden. Es war, als hätte die Saat des Bösen Wurzeln geschlagen und auf immer jegliches Leben unmöglich gemacht.
    Keiner hätte vermutet, dass hier einmal ein Dorf gestanden hatte.

Pakt mit dem Bösen

    O’Fire hob den Kopf. Ein Wind war aufgekommen.
    »Hm, komisc h …«, murmelte er nachdenklich und hielt seine mächtige Nase prüfend in die stärker werdende Brise.
    Die anderen an Bord bemerkten nichts. Auf der Suche nach dem besten Kurs hatte Captain Yellowbeard den ganzen Tag über seinen abgegriffenen Seekarten gebrütet. Spinn hingegen war O’Fires Rat gefolgt und hatte sich ein wenig ausgeruht. Er hatte erwartet, dass die Temperaturen nun steigen würden. Stattdessen wurde es kälter und er fragte sich, wann die Seabelt wohl endlich die sonnige Karibik erreichen würde.
    Spinn fiel es schwer, geduldig zu sein. Er war es gewohnt, alles sofort zu bekomme n – oder besser: sich ohne Zögern zu holen, was er wollte. Das lange Warten machte ihn unruhig. Er fühlte sich wie ein Tier im Käfig.
    Spinns Magen knurrte. Er ging auf Deck zu dem Fass, in dem die Piraten ihr Obst lagerten. Beim Gedanken an die leckeren Früchte lief ihm das Wasser im Mund zusammen und er streckte eilig die Hand ins Fas s – doch er griff ins Leere.
    Sein enttäuschter Blick fiel auf Goldmerry, der sich unweit des Fasses rücklings auf den Planken ausgestreckt hatte und zufrieden schnarchte. Um ihn herum lagen Dutzende Apfelbutzen. Spinn spürte, wie die Wut in ihm aufstieg. Er hatte stundenlang geschuftet und mit O’Fire gekämpft, war erschöpft und ausgehungert und bekam nun nichts zu essen, während dieser alte Taugenichts, der keinen Finger krumm gemacht hatte, vollgefressen vor sich hin döste.
    Kurz entschlossen griff sich Spinn den Eimer Putzwasser, den er zuvor auf Deck vergessen hatte, und goss ihn über dem Alten aus.
    Goldmerry sprang auf und rief erschrocken: »Zu den Rettungsbooten, Männer! Wir sinken!«
    Da hörte er Spinn kichern und verstand. Wütend fuchtelte er mit den Fäusten durch die Luft. »Soll dich der Teufel holen, frecher Bengel! Du hast wohl den Verstand verloren!«
    Doch Spinn war längst außer Reichweite und grinste zufrieden in sich hinein. Die Rache war ihm gelungen.

    Nacht. Düstere Wolken bedeckten den Himmel. Das Meer war unruhig. Gewaltige Brecher bäumten sich auf und zerschellten am Bug des schwarzen Schiffes. Der Dreimaster von Captain Skull tanzte wie eine Nussschale auf den riesigen Wellen auf und ab.
    Ein bärtiger Mann mit faltigem Gesicht hatte das Steuerrad fest im Griff. Auf dem Kopf trug er eine schmuddelige rote Kappe. Er kaute Tabak, wobei er eine lichte Reihe fauliger Zahnstümpfe sehen ließ.
    Um diese Zeit schliefen fast alle, selbst der Wachposten oben im Mastkorb. Die beiden Wachen, die auf Deck Dienst hatten, hielten sich mehr schlecht als recht auf den Beinen. Einer lehnte gelangweilt an einem Fass auf dem Achterdeck, der andere schlurfte zwischen Steuer- und Backbord hin und her.
    Der Steuermann warf einen Blick zum Heck, wo in der Kajüte des Captains immer noch Licht brannte. Der Gast von Skull und Rummy Drinker war also noch da. Er war kurz vor Sonnenuntergang von der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher