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Der Schwur der Ritter

Der Schwur der Ritter

Titel: Der Schwur der Ritter
Autoren: Jack Whyte
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leben als hier in der Gewissheit, dass man mich früher oder später umbringen wird.« Sie holte tief Luft. »In Gottes Namen, Will, wohin soll ich denn sonst gehen?«
    »Nach Arran. Wir haben genug Platz für Euch, und in Loch Ranza wärt Ihr mit Euren Leuten in Sicherheit.«
    »Loch Ranza gehört den Menteiths; dort kann es für mich keine Sicherheit geben. Nehmt mich mit, Will.«
    »Es geht nicht.«
    »Warum nicht?«
    Ihm gingen die Argumente aus – und ihre nächste Frage traf ihn obendrein völlig überraschend.
    »Werdet Ihr auch Priester mit dorthin nehmen?«
    »Den einen oder anderen, ja vielleicht.«
    »Gut. Dann kann uns ja einer von ihnen verheiraten.«
    »Uns verheiraten? Ich …« Doch er musste feststellen, dass selbst dieser unverhohlene Heiratsantrag ihn nicht mehr entrüstete. Vielmehr beschlich ihn ein Gefühl der Unvollkommenheit.
    »Ich bin kein Templer mehr und damit auch kein Mönch. Dafür bin ich nur noch ein einfacher Mann, der Euch herzlich wenig zu bieten hat. Schlagt Ihr mir wirklich vor, mich zu heiraten … meine Frau zu sein?«
    Immerhin wurde sie rot, bevor sie antwortete. »Frau, rechte Hand, Gefährtin … Konkubine – was immer Gott verlangt. Ratgeberin dazu, solltet Ihr in der neuen Welt einmal des gesunden Menschenverstandes einer Frau bedürfen.«
    Stille legte sich über sie, und forschend betrachteten sie einander im Schein der flüsternden Glut.
    »Ratgeberin …«, wiederholte Will schließlich und lächelte. »Eine Frau, die eine Gemeinschaft von Templern berät. Das ist wahrlich neu – und unerhört. Nun, dann gebt mir Euren Rat.«
    »Jetzt? In welcher Frage denn?«
    Doch er schwieg, bis sie schließlich noch eine Frage stellte.
    »Müsst Ihr wirklich nach Genua fahren?«
    »Wer sollte es denn sonst tun?«
    »Kann Sir Edward das nicht für Euch tun? Sagt mir das eine – wer würde entscheiden, wie die Schiffe konstruiert werden sollen? Würdet Ihr das tun, oder würdet Ihr Sir Edward um Rat ersuchen?«
    »Natürlich würde ich ihn um Rat ersuchen.«
    »Und würdet Ihr diesem Mann Euer Leben anvertrauen?«
    »De Berenger? Jederzeit und von ganzem Herzen.«
    »Warum vertraut Ihr ihm dann nicht auch die Mission in Genua an? Ihr habt hier genug zu tun, und Schiffe sind Sir Edwards Leben. Ihr sagt selbst, dass diese Reise Monate dauern kann. Was werdet Ihr tun, wenn Edward von England hier einfällt, bevor Euer Werk auf Arran vollendet ist?«
    Sie verstummte, und er fixierte sie durchdringend. Erst nach einer Weile ergriff er das Wort.
    »Ich hätte schon vor Jahren auf Euch hören sollen, Jessie. Ihr habt vollkommen recht. Es ist töricht von mir, über diese Reise nachzudenken, obwohl de Berenger alles allein erledigen kann. Mein Platz ist auf Arran. Und … vielleicht hier? War Euch Euer Heiratsantrag wirklich ernst?«
    »Absolut.«
    »Hmm.« Seine Lippen zuckten. »Und wenn ich Euch diesbezüglich um Euren Rat bitten würde – was ich ja eigentlich nicht vorhabe –, würdet Ihr mir raten, es zu tun?«
    Sie lächelte. »Das würde ich.«
    »Dann werde ich darüber nachdenken. Ich werde Euch in der dritten Septemberwoche nach Arran holen lassen – Euch, den Jungen, Eure Zofen und wen immer Ihr sonst noch mitnehmen wollt.«
    »Auf jeden Fall auch Marjorie.«
    Überrascht sah er sie an. »Euer Mündel ist die Nichte des Königs, Jessie.«
    »Illegitim.«
    »Legitim oder nicht, ihr Name ist Bruce, und sie ist die Tochter von Roberts geliebtem Bruder. Ihr könnt sie nicht einfach fortschaffen, ohne den König um Erlaubnis zu bitten.«
    »Dann muss ich wohl selbst zum König gehen und ihn um seinen Segen bitten.«
    »Ihr seid Euch ja wirklich sehr sicher, dass ich Euch heiraten werde«, sagte er mit einem kleinen Lächeln. »Noch habe ich nicht zugestimmt.«
    Sie musterte ihn und erwiderte sein Lächeln. »Oh, das werdet Ihr. Wann werdet Ihr von hier aufbrechen?«
    Er erhob sich. »Übermorgen. Eine unserer Galeeren liegt in Galloway vor Anker. Und Ihr glaubt wirklich, dass wir das Richtige tun?«
    Sie trat vor ihn hin und hob die Hand, um sie ihm zärtlich auf die Wange zu legen. Er hob die seine und hielt sie dort fest.
    »Ich bin mir sicher, Will, selbst wenn Ihr es noch nicht seid.«

6
    E
    R ERWACHTE MIT großem Widerwillen, denn im Traum hatte ihn eine Frau umarmt und ihren Mund auf den seinen gelegt, um ihm mit quälender Lust die Seele zu rauben. Doch als er schließlich an die Oberfläche tauchte … war der Mund noch da, und seine Hand berührte nackte Haut. Er
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