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Der Schwur der Ritter

Der Schwur der Ritter

Titel: Der Schwur der Ritter
Autoren: Jack Whyte
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weniger Heißhunger, und so genossen sie schweigend Hectors Kochkünste, bis ihre Teller leer und ihre Gläser ausgetrunken waren.
    Schließlich lehnte sie sich wohlig seufzend zurück, wobei ihr Blick auf eines der Fenster fiel.
    »Ich habe jedes Zeitgefühl verloren, doch der Himmel ist noch blau.« Sie erhob sich. »Wenn Ihr satt seid, kommt mit mir zu dem bewussten Stall. Ich muss gestehen, dass ich noch nicht daran gedacht habe, nach dem Überfall einen Blick auf die Truhe zu werfen. Wir sollten uns davon überzeugen, dass sie unversehrt geblieben ist. Unterdessen kann jemand das Essen abräumen.«
    »Aber bitte nicht den Wein.«
    Wieder musste sie lächeln. »Nein, der Wein bleibt hier, und ich werde auch das Feuer neu schüren lassen.«

4
    D
    IE SCHEUNE WAR unversehrt, und der Heuhaufen sah nicht so aus, als hätte ihn jemand angerührt. Also beschlossen sie, alles genauso zu lassen.
    Als sie aus dem Stall traten, hatte der Himmel einen dunklen Rosaton angenommen, und die letzten Strahlen der untergegangenen Sonne tauchten die Wolken im Westen in goldene und rote Flammen. Jessie blieb fasziniert stehen.
    »Bei einem solchen Anblick muss man doch einfach an Gott glauben. Der Himmel ist immer ein Wunder, selbst wenn er grau ist – und er ändert sich ständig.« Sie warf ihm einen Seitenblick zu. »Allerdings muss ich zugeben, dass es mich verblüfft, wie sehr Ihr Euch in der letzten Zeit verändert habt. Natürlich weiß ich, dass die Veränderung ein Teil des Lebens ist, und doch erstaunt Ihr mich.«
    »Inwiefern, Madame?«
    »Ihr erstaunt mich auf vielerlei Weise – doch vor allem habt Ihr gelernt zuzuhören.«
    Sein Mund verbreiterte sich langsam zu einem Grinsen. »Ich versichere Euch, Baronin …«
    »Jessie. «
    »Ich versichere Euch, Jessie, dass ich schon immer sehr gute Ohren hatte.«
    »Daran habe ich nie gezweifelt. Ich habe gesagt, Ihr habt das Zuhören gelernt, nicht das Hören.«
    Bevor sie weitersprechen konnte, hörte Will Stimmen am Tor. Eine Gruppe von Männern hatte den Hof betreten, eine Masse schwarzer Schatten, die mit langen Schaufeln bewaffnet waren – doch dann sah er an ihrer Spitze Tams unverwechselbaren, hochgewachsenen Umriss und Mungo MacDowals kräftige Gestalt an seiner Seite. Die Männer blieben stehen, und Will hörte, wie Tam einige Worte an die anderen richtete.
    »Tam! Komm bitte mal zu mir!«, rief er, und Tam kam mit großen Schritten auf ihn und Jessie zu. Als sein Kamerad sie fast erreicht hatte, blieb er plötzlich wie angewurzelt stehen und klappte den Mund auf.
    »Grundgütiger«, murmelte er und betrachtete Will, der in der Aufmachung eines französischen Edelmanns vor ihm stand, von Kopf bis Fuß. »Was in aller Welt …«
    »Guten Abend, Tam«, unterbrach Jessie sein Stammeln, bevor er etwas Falsches sagen konnte, und er fixierte sie blinzelnd.
    »Guten Abend, Baronin«, erwiderte er noch völlig perplex. »Wirklich ein schöner Abend.« Sein Blick zuckte erneut zu Will, doch dieser fragte ihn total unbeeindruckt über Tams Sprachlosigkeit:
    »Was habt Ihr so spät noch im Freien getan?«
    »Na, was glaubt Ihr denn? Wir haben die Toten begraben. Vielleicht ist Euch ja aufgefallen, dass sie verschwunden sind?«
    »Gut gemacht.«
    »Aye. Jetzt würde ich gerne den anderen folgen. Die Arbeit hat uns durstig gemacht, und Hector McBean hat uns reichlich mit allerlei Köstlichkeiten versorgt. Wenn Ihr also nichts dagegen habt …« Noch einmal betrachtete er Will mit staunender Anerkennung von Kopf bis Fuß. Dann wandte er sich Jessie zu und zeigte mit dem Daumen auf ihn.
    »Ich nehme an, das ist Euer Werk?«
    Sie lächelte verschmitzt, sagte aber nichts, und er schüttelte den Kopf.
    »So habe ich ihn noch nie erlebt. Ihr seht großartig aus, Will Sinclair. Großartig und … einfach nur richtig. Ihr solltet öfter Grün tragen.« Er grinste breit. »Es steht Euch gut.« Damit wandte er sich ab und ging.
    Will hatte keine Ahnung, wie lange er nach seiner Fassung gerungen hatte, doch schließlich merkte er, wie Jessie an seiner Seite erschauerte und fröstelnd die Arme verschränkte.
    »Entschuldigt, Jessie«, brachte er heraus. »Es wird zu kalt hier draußen. Lasst uns hineingehen.«
    Mit schnellen Schritten überquerten sie nun den Hof und steuerten geradewegs auf das Feuer im großen Zimmer des Hauses zu. Seite an Seite standen sie da und rieben sich die Arme, bis Jessie plötzlich gluckste.
    »Seht Ihr? Tam gefällt es auch.«
    Will lachte amüsiert, und sie
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