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Der Schwur der Ritter

Der Schwur der Ritter

Titel: Der Schwur der Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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erinnerte.
    Derart ausgestattet verließ er schließlich das Zimmer – und hörte Gelächter aus einem Raum, dessen Tür offen stand. Er schritt den Korridor entlang und steckte neugierig den Kopf in ein hell erleuchtetes Zimmer. Henry saß in seinem Bett, und Jessies Zofe Marie fütterte ihn mit Suppe. Auf einem Stuhl saß Marjorie und plauderte fröhlich vor sich hin, den Blick auf ihren Stickrahmen gerichtet. Will trat gerade ein, als sie ihren strahlenden Blick auf Henry richtete und etwas sagte, das den Jungen zum Lachen brachte. Im selben Moment erblickte er seinen Herrn, und das Gelächter verstummte. Henry versuchte, sich noch aufrechter hinzusetzen, doch seine Schulter schmerzte, und er zuckte zusammen. Will gebot ihm mit erhobener Hand Einhalt. Die plötzliche Stille im Zimmer hatte etwas Seltsames an sich, als seien die drei jungen Leute plötzlich erstarrt, Marie mit erhobenem Löffel, Marjorie mit gefrorenem Lächeln und Henry, als würde er gleich aus dem Bett kippen. Will nickte nur freundlich und begrüßte erst die jungen Damen, dann fragte er den verlegenen jungen Mann, ob man sich auch genug um ihn kümmerte. Was selbstverständlich mit gebührender Höflichkeit, jedoch unverhohlener Begeisterung beantwortet wurde. Der Junge sah gut aus, dachte er; er war zwar noch blass und hatte dunkle Ringe unter den Augen, doch sein Blick war wieder klar, und sein Haar war sauber und glänzte. Will wechselte noch einige aufmunternde Worte mit ihm, dann verabschiedete er sich und hielt auf die Treppe zu, erleichtert, dass sein Knappe auf dem Weg der Genesung war.

3
    A
    LS ER EINTRAT, saß Jessie vor dem Feuer, das jetzt im Kamin brannte, eine Stopfarbeit auf dem Schoß.
    »Kommt und setzt Euch«, sagte sie leise, ohne aufzublicken. »Bitte habt einen Moment Geduld, ich bin sofort fertig.«
    Immer noch befangen in der ungewohnten Kleidung setzte er sich in den Sessel, der ihr gegenüberstand. Allmählich fiel die Anspannung von ihm ab, und er begann, die kleinen Details ihrer Erscheinung wahrzunehmen. Ihre flinken Finger, die über ihre Arbeit huschten; ihren makellosen Scheitel, der die beiden festen Zöpfe trennte, die zu seitlichen Schnecken hochgesteckt waren, einen schwachen Hauch ihrer süß duftenden Seife, der ihm mit der Wärme des Feuers entgegenwehte und sich mit dem Duft warmer Speisen vermischte, der das Zimmer erfüllte.
    Dann hob sie plötzlich den Kopf und lächelte ihn an. Verdattert fuhr er auf und stellte fest, dass er kurz vor dem Einnicken gewesen war. Sie legte ihre Arbeit beiseite und stand auf. Über sein Aussehen verlor sie kein Wort.
    »Ihr müsst hungrig sein«, sagte sie stattdessen und trat zu dem großen Tisch an der Wand. »Gut, dass Hector ein solcher Zauberkünstler ist. Hier sind kalte Wildpastete mit einer herrlichen Kruste und gebackener Lachs. Warmer Schweinebraten in einer Teigkruste, für die es sich zu sterben lohnt. Unser eigener Käse, süße Äpfel von unseren eigenen Bäumen, knusprig warmes Brot aus unserem Ofen. Und der letzte Wein, den wir vor zwei Jahren aus Bordeaux bekommen haben, rot und gold.«
    Jetzt lief ihm geradezu das Wasser im Munde zusammen – hatte er doch seit den frühen Morgenstunden nichts mehr gegessen. Er stand auf und trat an ihre Seite. Sie hielt ihm einen Holzteller entgegen.
    »Das Schwein ist wirklich köstlich. Ich konnte nicht widerstehen und habe die Kruste schon probiert, als Hector alles hingestellt hatte.« Sie sah ihn vergnügt an, und er nickte und nahm den Teller entgegen.
    »Ich schneide Euch etwas ab«, verkündete sie und hieb vorsichtig mit einem Messer gegen die Kruste, die daraufhin mehrere vielversprechende Risse bekam. Sie legte ihm zwei der knusprigen Schwartenstücke auf den Teller, schnitt ihm eine ordentliche Scheibe Brot ab und belegte sie mit zwei saftigen, fingerdicken Scheiben Fleisch. Dann zerteilte sie einen Apfel in acht Schnitze und legte ihm die Hälfte auf den Teller.
    »Dort drüben ist der Tisch gedeckt mit Messern, Löffeln und Salz. Welchen Wein hättet Ihr gern?«
    Er entschied sich für den Weißen und setzte sich, während sie ihm den Wein in einem herrlichen Kristallglas brachte. Dann bediente sie sich selbst mit Wildpastete und Lachs, den sie mit einer sahnigen Kräutersauce bedeckte – auch eines von Hectors Geheimrezepten, wie sie ihm erzählte. Sie setzte sich zu ihm an den Tisch, sprach ein kurzes Gebet und widmete sich dann ihrem Essen mit dem Eifer eines hungrigen Kindes. Will hatte nicht

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