Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schwimmer: Roman (German Edition)

Der Schwimmer: Roman (German Edition)

Titel: Der Schwimmer: Roman (German Edition)
Autoren: Zsuzsa Bánk
Vom Netzwerk:
und Pista lief hinaus in den Hof, nahm das Rad und fuhr ins Dorf, um den Arzt zu holen, und wir anderen, wir blieben bei Isti, ich auf der einen Seite des Bettes, hinter Ági, um mich zu verstekken, vor dem, was jetzt geschah, mit Isti und mit uns. Auf der anderen Seite des Bettes drehte Virág Knoten in ihr Haar, die sie ausriß und auf den Boden warf, wo sie liegenblieben und aussahen wie winzige Spinnen. Zsófi hob ihre Hand, tippte sich an die Stirn, an die Schultern, fing an so zu beten, daß wir es kaum hören konnten, und mein Vater zischte, was betest du, laß das Beten, und ich konnte sehen, wie seine Lippen zitterten. Ági legte eine Hand auf den Mund, und mit der anderen Hand hielt sie immer noch Istis blaue Finger.

    Als man Isti wegtrug, ließ mein Vater es geschehen, obwohl er gedroht hatte, er würde es nicht zulassen. Virág hielt meinen Kopf fest und meine Hand, und Ági und Zsófi hatten sich vor mich gestellt, als wollten sie mich verstecken. Wir gingen in den Hof, über Steinplatten durch den Garten, Virág hielt immer noch meine Hand, sie ließ sie nicht mehr los, oder ich war es, die ihre Hand nicht mehr losließ. Meine Beine bewegten sich, ich setzte einen Fuß vor den anderen, Virág zog mich beiseite, faßte an die Zweige der Bäume, und vielleicht nur, um etwas zu sagen, sagte Virág, sie sehen alle anders aus, findest du nicht.

    Ich habe mich gefragt, warum der Frühling in diesem Jahr so schnell gekommen war, warum über Nacht, warum über diese eine Nacht, ohne sich anzukündigen, ohne uns zu warnen. Es paßte nicht, nichts davon paßte, nicht zu uns und nicht zu Isti, den sie wegtrugen - nicht die Sonne über uns, die uns wärmte, zum ersten Mal, nicht der Garten, in dem der Schnee jetzt schmolz, nicht mal wir, die dabei zusehen konnten, ohne Schal und ohne Mantel.

    Wir blieben im Garten, vor der Laube. Virág und ich, wir liefen ein bißchen auf und ab, ohne zu reden, und schauten auf unsere Schuhe, die naß und schmutzig wurden, vom schmelzenden Schnee. Mein Vater und die anderen fingen an zu rauchen, hüllten sich und uns in eine Wolke, Ági sagte, es war ein Unfall, und mein Vater erwiderte, was soll das sein, ein Unfall, was redest du. Anikó war die einzige, die es wagte, wieder ins Haus zu gehen, und Zsófi schickte sie hinein, um Kaffee zu kochen, und Anikó ging, kochte Kaffee, brachte ihn in Gläsern auf einem Tablett, und weil auch später keiner ins Haus gehen wollte, auch am Abend nicht, obwohl es zu kalt war, um draußen zu bleiben, ging Anikó immer wieder, kochte Kaffee und brachte ihn auf einem Tablett in den Hof, wo wir standen und warteten und nicht wußten, was tun, was reden.

    Jemand schlug ans Tor, und Zsófi ging, um zu öffnen. Éva und Karcsi waren es, die sagten, sie wollten Isti sehen, sie hätten etwas dabei, das sie ihm geben wollten. Zsófi erwiderte, es sei zu spät, und Éva fing an zu weinen, und dann kamen sie über den Hof, Karcsi und Éva, um mit uns vor der Laube zu stehen, ohne zu reden, um Kaffee aus Gläsern zu trinken und zu rauchen. Erst als es Nacht wurde, gingen wir zurück ins Haus, und mein Vater ließ sich aufs Bett fallen, in dem Isti gelegen hatte, und dann tauchte er, aber anders als sonst. Er lag auf der Seite, hielt das Federbett, mit dem sich Isti zugedeckt hatte, zwischen den Armen, grub sein Gesicht ins Kissen, und wir anderen, wir setzten uns neben ihn, aufs Bett, auf die Stühle, und warteten darauf, daß er irgendwann aufwachen würde, oder, ich weiß nicht, vielleicht warteten wir auch darauf, daß er irgendwann einschlafen würde.

Kata.
    Damals hatte Zsófi meiner Mutter ein Telegramm geschickt, auch an Anna und an Großmutter, die in den Tagen und Wochen davor von Isti in schmutzigen Wassern geträumt hatte. Mir hatte Zsófi gesagt, Isti könne uns sehen und hören, und ich versuchte, daran zu glauben, wenn ich über die Felder zum Fluß lief, um dort auf etwas zu warten, das sich im Schilf oder im Wasser, auf den Wellen, zeigen würde, und wenn ich nachts wach blieb, weil ich dachte, Isti könnte ans Fenster klopfen, um mich zu besuchen, so wie Miklós Anna besuchte.

    Wenn wir den Tisch deckten, stellte Zsófi auch für Isti einen Teller dazu, wie für Jenő- und ich, ich habe es so beibehalten, ich decke den Tisch heute noch so. Wenn etwas herunterfällt, ohne daß es jemand berührt hat, sage ich, es war Isti, und wenn ich etwas nicht finden kann, meinen Schlüssel, mein Taschentuch oder einen Zettel, auf den ich etwas
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher