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Der Schwimmer: Roman (German Edition)

Der Schwimmer: Roman (German Edition)

Titel: Der Schwimmer: Roman (German Edition)
Autoren: Zsuzsa Bánk
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war aufgestanden und mit ihr gegangen, als habe er nur darauf gewartet, daß irgendwer ihn entdeckte und hochzog, an seinem Kragen. Die Frau hatte ihren Mantel um Isti gelegt, hatte Isti aufs Fahrrad gesetzt, hinter sich, auf den Gepäckträger, und als sie losgefahren war, hatte sich Isti an ihrem Kleid festgehalten. Später sagte mir Isti, als er sich umgedreht hatte, um zurückzuschauen, habe der Fluß nicht mehr ausgesehen wie etwas, das sich bewegte, nur noch wie ein Streifen habe er ausgesehen, ein dunkler Streifen, der sich durch ein Weiß zieht, und der Steg sei größer geworden, nicht kleiner, je weiter die Frau und Isti sich von ihm entfernten.

    Über einen Hof waren sie gefahren, jemand hatte eine Tür geöffnet, die Frau hatte Isti in eine Küche geschoben und gesagt, dieses Kind habe ich gefunden, unten am Fluß, kennt ihr es. Sie hatten Isti die nassen Kleider ausgezogen, ihn neben den Ofen gesetzt, jemand hatte Decken, Kissen und Socken gebracht, Wasser aufgesetzt, und erst als die Fremde ihre Hand immer und immer wieder auf Istis Stirn gelegt und gefragt hatte, was machen wir mit diesem Jungen, was machen wir bloß mit diesem Jungen, hatte er angefangen zu reden. Seinen Namen hatte er nicht verraten wollen, er habe keinen, hatte er gesagt, und die Frau hatte erwidert, sie glaube ihm nicht, schließlich habe jeder einen Namen, wenn nichts anderes, dann wenigstens das: einen Namen, aber Isti hatte den Kopf geschüttelt und wiederholt, nein, ich nicht.

    Der Dorfarzt, den sie hatten kommen lassen, erkannte Isti. Er wußte noch, er hatte ihm Tropfen verschrieben, damals, als wir Pest verlassen hatten und bei Zsófi geblieben waren, Tropfen, die Isti vielleicht genommen, vielleicht dem Hund gegeben hatte, und dann schickten sie jemanden, der mit dem Fahrrad zu uns fuhr, nicht am Fluß entlang, sondern über die Landstraße und Felder, weil es der schnellere Weg war, durch die Dunkelheit, mit dem Licht der Lampe, das aufs Eis und die kleinen Steine fiel, die darin eingeschlossen waren. Zsófi war von ihrem Altar aufgestanden, als sie hörte, wie jemand ihren Namen rief, schon an der Wegkreuzung, wieder und wieder, jedesmal lauter: Zsófi! Zsófi!, und ich weiß nicht warum, aber noch bevor ich hörte, daß man Zsófis Namen rief, hatte ich schon gehört, daß jemand mit dem Fahrrad über die Wegkreuzung fuhr, obwohl man es von hier, von Zsófis Küche aus gar nicht hören konnte.

    Pista holte Isti noch an diesem Abend, obwohl der Arzt es verboten, obwohl er gesagt hatte, Isti müsse bleiben, wo er war, wenigstens über Nacht. Zsófi hatte gesagt, dieses Kind bleibt nicht bei Fremden, nicht über Nacht, sie hatte sich in die Tür gestellt und hatte in den Garten, zur Laube hinübergerufen, Pista!-Pista!-Pista!, schnell hintereinander, und Pista war losgefahren, mit einem Traktor, sofort, ohne etwas einzuwenden, ohne zu fragen und ohne das Tor hinter sich zu schließen. Zsófi, Anikó und ich, wir hatten ihm nachgesehen, vom Zimmerfenster aus, dessen Läden wir aufgestoßen hatten, und Zsófi hatte geflucht, weil es ihr zu lange dauerte, bis Pista an der Kreuzung abbog und unter einem schwarzen Himmel verschwand.

    Jetzt saß Isti oben, neben Pista, in einem viel zu großen Mantel, ein bißchen wie ein Clown sah er darin aus, mit roten Wangen, sein Kopf an Pistas Schulter, die Augen geschlossen. Zsófi und ich standen im Hof, Zsófi mit einem Federbett zwischen den Armen, hinter dem man sie kaum sehen konnte, und ich mit einer Mütze in der Hand. Als Zsófi den Traktor hatte kommen hören, war sie mit mir hinausgegangen auf die Straße, und die letzten Meter vor der Einfahrt waren wir neben dem Traktor hergelaufen, und Pista hatte geschimpft, was soll das, wollt ihr auch krank werden? Er sprang ab, streckte seine Arme nach Isti aus, und Isti ließ sich nach vorne fallen, in Pistas Arme. Pista trug ihn über den Hof, Zsófi legte das Federbett um beide und lief jammernd hinter ihnen her, und ich sah auf Istis Füße, die an Pistas Schenkel schlugen, ohne Schuhe, in fremden Socken.

    Pista ging durch die Küche, zum ersten Mal, seit Jenő weg war, vorbei an dem kleinen Altar, für den er keinen Blick hatte, und brachte Isti ins Bett, in das Zsófi Flaschen mit heißem Wasser gelegt hatte. Anikó hängte Istis Kleider neben Zsófis Küchentücher und stellte seine Schuhe vor den Ofen, wo Zsófi sie mit Zeitungspapier ausstopfte, damit sie besser trockneten. Pista holte meinen Vater aus der Schokoladenfabrik,
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