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Der schwarze Wikinger: Roman (German Edition)

Der schwarze Wikinger: Roman (German Edition)

Titel: Der schwarze Wikinger: Roman (German Edition)
Autoren: Shirley Waters
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überhaupt mit der Aufgabe betraut?«
    »Es war immer eine Qual, ihm den Trank zu geben. Aus deiner Hand nahm er ihn so viel lieber.«
    »Weshalb hasst Ihr ihn und Njal so sehr?«
    Álfdis starrte wieder geradeaus. »Eine unverschämte Frage für eine Sklavin, aber du sollst es wissen. Thorir wollte damals nicht geboren werden. Eigentlich hätte er der Erste der Brüder sein sollen, doch Njal kam zu früh und er zu spät, dazu noch unter übelsten Schmerzen, während Vala leicht gebar, allerdings später starb.«
    »Das ist nichts Neues«, warf Njal ein.
    »Was du aber nicht weißt: Eirik kam zu mir und zeigte dich mir. Er herzte dich, küsste dich und freute sich wie ein dummer, kleiner Bauer«, sie spuckte die Worte geradezu aus, »während ich darniederlag und litt, wie man es nur seinem schlimmsten Feind wünscht. Ich glaubte zu sterben. Und Eirik – Eirik bemerkte es nicht einmal. Er hatte nur noch Augen für dich , den Sohn einer Sklavin. Da schwor ich mir, dass er sich umsonst gefreut haben würde, sollte ich die Geburt überleben.« Sie machte eine wegwerfende Handbewegung. »Nun wisst ihr alles. Geht also, und lasst mich allein mit meinem Sohn.«
    Njal ergriff Caitlíns Hand und zog sie zu Njördr.
    »Macht schon! Die Männer in der Halle sterben gleich vor Hunger, und das nur, weil ihr trödelt! Ich werde dem Hersen sagen, dass er euch allesamt in Yddal an den nächstbesten Piraten verschachern soll, wenn ihr euch nicht endlich Beine machen lasst!«
    Drohend wedelte Edana mit ihrem Ochsenziemer, und die Küchensklavinnen schnauften vor Anstrengung. Wie gewohnt war die Gier der Nordmänner nach Fleisch, Brot und Kuchen ebenso wie nach Ale und Met kaum zu stillen. Auch Caitlín half, den großen Esstisch mit vollen Brettern und Körben zu beladen. Die Arbeit machte ihr nichts mehr aus. Noch galt sie als Sklavin, doch sie fühlte sich nicht mehr so.
    Während die Männer zulangten, redeten sie sich die Köpfe über die Schlacht heiß. Nur wenige hörten Patricks feinem Spiel zu. Dass viele ihrer Brüder und Söhne gefallen waren, schien sie nicht besonders zu bekümmern. Erst wird gefeiert, dann getrauert , so hatte der Herse erklärt. Die wenigen Iren, die überlebt hatten, hockten am Ende der Halle. Auch ihnen hatte man zu essen und zu trinken gegeben. Man würde noch darüber verhandeln, was aus ihnen wurde – ob sie als Sklaven dienen sollten oder frei gelassen wurden, da sie so tapfer gekämpft hatten. Njal hatte Caitlín versprochen, sich für ihre Landsleute einzusetzen, und sie hoffte, dass Eirik in der Stimmung war, seinem Sohn nichts abzuschlagen.
    Éamonn nehme ich von meinem Versprechen jedoch aus , hatte Njal erklärt. Er wird sich im lärmenden Thrymheimr gewiss wohlfühlen .
    Ihr einstiger Verlobter saß unter seinen Kämpfern, zahnlos und mit gebrochener Nase.
    Soeben hob Gollnir sein gefülltes Trinkhorn und leerte es in einem Zug, sodass ihm der Schaum durch den Bart rann. Die Männer klopften anerkennend auf den Tisch. Was bewundernswert daran war, ein Horn auf diese Art zu leeren, würde Caitlín wohl nie verstehen.
    Heftig setzte Gollnir das Horn ab und wischte sich über den Bart. »Nun muss ich meine Tochter wohl in ein Kloster ziehen lassen. Njal wird sie nicht zur Frau nehmen – denn vor Thorir muss er sie jetzt nicht mehr schützen. Njal? Njal, wo steckst du?«
    »Hier!«, erwiderte Njal. Er ließ sich von Caitlín ein volles Horn reichen und setzte sich an den Tisch.
    »Sag es mir noch einmal, ja?« Heftig stieß Gollnir auf. »Damit ich es auch wirklich glaube.«
    »Ich sagte, ich werde Sif nicht heiraten, aber nach Irland mitnehmen. Wenn sie schon in ein Kloster geht, soll es doch wenigstens ein ordentliches sein …«
    »Sind unsere hiesigen Klöster das etwa nicht?«
    »… und eines, das in der Nähe von meinem Heim liegt, damit ich mein Versprechen, auf sie aufzupassen, weiterhin erfüllen kann. Hast du es jetzt begriffen, du besoffener Ochse?«
    Gollnir lachte. »Bei Odins Gemächt, nein, das habe ich nicht, aber du tust ja ohnehin, was du dir in deinem schwarzen Schädel vorgenommen hast. Ich sollte dir deshalb zürnen, aber was würde mir das einbringen? Nur deine Wut, also verzichte ich lieber darauf. Außerdem steckt mir die Schlacht noch in meinen alten Knochen und macht mich müde und nachgiebig. Rothaar, schenk mir nach!«
    Caitlín eilte sich, seinem Wunsch nachzukommen. »Freut Euch doch daran, dass jeder bekommt, was er sich ersehnt«, sagte sie
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