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Der schwarze Wikinger: Roman (German Edition)

Der schwarze Wikinger: Roman (German Edition)

Titel: Der schwarze Wikinger: Roman (German Edition)
Autoren: Shirley Waters
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fing es am Griff und wirbelte zu Éamonn herum, der im Begriff war, sich auf die Füße zu kämpfen. Dem Iren gelang es, Njals Hieb abzuwehren, aber er musste wieder in die Knie gehen. Ein zweiter Hieb schlitzte seine Wange auf.
    Mit schmerzverzerrtem Gesicht verkroch er sich unter dem unruhig tänzelnden Pferd. Verdammt! , dachte Njal. Das ist doch kein Zweikampf! Er ließ Éamonn einen lächerlichen Vorsprung und schritt gemächlich um das Tier herum. Endlich stand sein Gegner wieder auf den Beinen und hob mit beiden Händen das Schwert. Die Verzweiflung verlieh ihm Kraft, doch er konnte nicht mehr verhindern, dass Njal ihn immer weiter zurücktrieb.
    Es wäre eine Gnade, diesen Kampf mit einem gezielten Stoß ins Herz zu beenden.
    Plötzlich fuhr Éamonn herum und stürzte von ihm fort. Trotz seiner alten Verletzung war er überraschend flink. Er lief auf Caitlín zu und streckte die Hand nach ihr aus.
    »Oh nein, ich lasse nicht zu, dass du das noch einmal tust!«, schrie Njal wutentbrannt. Er hastete Éamonn hinterher, entschlossen, ihm den Kopf von den Schultern zu trennen.
    Caitlín riss ihr Schwert hoch und ließ es vor sich kreisen, sodass Éamonn zurückzuckte, um sich nicht die Hand abschlagen zu lassen. Nun war es Njal, der stehen blieb und sich ein stolzes Lächeln nicht verkneifen konnte.
    Dass er das besser nicht hätte tun sollen, erkannte er erst im nächsten Augenblick.
    Éamonn ließ von Caitlín ab und rannte stattdessen auf Sifs Fjordstute zu. Sif schlug nach ihm, doch vergebens. Schon hatte er sie vom Pferd gezerrt und hielt sie schützend vor sich.
    Thrymheimer wie Suttunger brüllten gleichermaßen auf. Gollnir hob die Axt und machte Anstalten, an Eirik vorbeizureiten, doch der Herse griff ihm in die Zügel. »Er meint es ernst!«, rief er warnend. »Sei vorsichtig!«
    »Und ob ich es ernst meine!«, schrie Éamonn mit sich vor Furcht überschlagender Stimme. »Sie wird sterben, wenn ihr mich und meine Männer nicht gehen lasst! Es war die rothaarige Hexe dort, die uns hergelockt hat.« Er spuckte in Caitlíns Richtung, die mit erhobenem Schwert auf ihn zulief.
    »Lass sie los!«, schrie sie.
    Führte der Christengott etwa schon wieder ihre Hand? Bei Thors Hammer! Diese Frau war so mutig wie drei Männer und so leichtsinnig wie drei unbedarfte Kinder. Njal trat ihr in den Weg und riss sie an der Schulter zurück.
    »Bleib hinter mir«, befahl er, was sie, den Göttern sei Dank, tat. Dann wandte er sich an Éamonn: »Du willst nun schon zum zweiten Mal gegen mich kämpfen, bist aber zu nichts weiter imstande, als wehrlose Frauen zu bedrohen. Lass Sif los!«
    »Ich denke gar nicht daran. Ich werde Rache üben! Vor Gott habe ich das Gelübde abgelegt, dich umzubringen!«
    »Aber du hast nicht den Mumm dazu, merkst du das nicht? Erinnere dich an den Stall im Kloster: Schon einmal wolltest du dich hinter einer Frau verstecken, doch was hat es dir eingebracht? Ein schwaches Bein, mehr nicht. Und damals war ich zudem noch verletzt und nicht im Vollbesitz meiner Kräfte. Was, glaubst du, wird jetzt mit dir geschehen? Ich sage es dir: Ich werde dich Stück für Stück auseinandernehmen …«
    Bei diesen Worten ging er langsam auf Éamonn zu. Es tat ihm in der Seele weh, mitansehen zu müssen, wie Sif in diesen Momenten litt. Der Ire hatte den Arm um ihren Hals geschlungen, sodass sie wie eine Puppe an ihm hing. Mund und Augen weit aufgerissen, kämpfte sie um Atem.
    »Sie stirbt, wenn du näher kommst«, beharrte Éamonn.
    »Was bist du nur für ein lächerlicher Wicht. Wenn sie stirbt, dann nur, weil du sie vor lauter Angst versehentlich erwürgst. Den Mut, ihr das Schwert ins Herz zu stoßen, wirst du niemals aufbringen. Und dir war Caitlín anvertraut? Du hättest nicht einmal jemanden wie Edana verdient.« Njal spuckte vor Éamonn aus, dann sah er sich um. »Hat jemand einen Bogen und einen Pfeil für mich? Ich habe diesem Kerl schon einmal eine Frau aus den Armen geschossen!«
    Das Gerede tat gut, aber es sollte vor allem den Mann ablenken, sodass er nicht merkte, wie sich Njal innerlich wappnete, um loszusprinten und ihm Sif zu entreißen. Zögern ist der Tod …
    Als er einen weiteren Schritt auf ihn zumachte, ließ Éamonn Sif einfach los.
    Nach Halt suchend breitete sie die Arme aus, Njal rannte auf sie zu, und sie ließ sich in seine Arme fallen.
    Über ihre Schulter sah er, wie Éamonn auf Caitlín zustürzte, ihr mit der Kraft der Todesangst das Schwert aus den Händen riss und sie in
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