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Der schwarze Wikinger: Roman (German Edition)

Der schwarze Wikinger: Roman (German Edition)

Titel: Der schwarze Wikinger: Roman (German Edition)
Autoren: Shirley Waters
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freundlich.
    Gollnir trank schneller, als sie nachschenken konnte. »Ich weiß nicht, was an einem Christenkloster so erfreulich sein soll. Man hört ja die übelsten Dinge darüber. Dass man nur singt und betet, Kräuter züchtet und seinem Feind eine Wange zum Schlag hinhält.«
    Lachend schlugen die Männer ihre Fäuste, Becher und Trinkhörner auf die Tischplatte, dass sie erbebte.
    »Ich gebe zu«, sagte Njal in das abebbende Gelächter hinein, »dass mein Respekt für den Christengott gewachsen ist, seit die Nonne und Caitlín mich geheilt haben.«
    Gollnir machte ein Gesicht, als hätte er in eine saure Frucht gebissen. »Wenn ich als Nächstes von dir höre, Njal Eiriksson, dann wohl nicht als der bemerkenswerte Eroberer eines irischen Fleckens, sondern als jemand, der sich von den Priestern des angenagelten Gottes hat einfangen und taufen lassen, was?«
    Abwehrend hob Njal beide Hände und schüttelte den Kopf.
    Mit den Augen suchte Caitlín in der Tiefe der Halle nach Gollnirs Tochter, die bei den Frauen auf den Podesten saß und zugehört hatte. Sif lächelte nachsichtig.
    »Nun zu etwas anderem«, beendete der Herse das Thema. Von seinem Thronstuhl herab winkte er Caitlín zu sich. »Da dich mein Sohn ohnehin mit sich nimmt, lasse ich dich hiermit frei.«
    »Danke«, murmelte sie.
    »Aber warum machst du ein so unglückliches Gesicht?«
    Nun, einmal musste es ja doch heraus. Sie ließ die Schultern hängen. »Ich habe vor Gott geschworen, Nonne zu werden, falls ich je wieder eine freie Frau sein sollte. Immerhin wäre es erträglicher, wenn Sif und ich …«
    »Was?« Njal donnerte sein Horn auf den Tisch, sprang auf und ging mit schweren Schritten auf sie zu. »Was redest du da?«
    »Aber es stimmt«, sagte sie kläglich.
    Er warf die Hände in die Luft. »Langweilig wird es mir mit dir jedenfalls nicht. Ständig lässt du dir etwas Neues einfallen! Was genau hast du geschworen?«
    »Das sagte ich doch schon. Dass ich ins Kloster gehe, wenn ich frei komme, als Strafe für meine Dummheit, auf einen schönen Mann mit langem, schwarzem Haar hereingefallen zu sein. Ich tat diesen Schwur, als ich noch dachte, du … und Sif … nun ja, jedenfalls …« Sie stockte, als sie begriff, dass niemand der Umstehenden sie ernst nahm. In Eiriks Augenwinkeln kräuselten sich zahllose Fältchen; Gollnir hielt sich den Bauch vor Lachen, und auch Njal schmunzelte.
    »Dann ist es ja gut«, sagte er und setzte sich wieder. Fassungslos starrte sie ihn an. Wie konnte er diesen Schwur nicht ernst nehmen?
    »Komm schon, Rothaar.« Eirik legte eine Pranke auf ihre Schulter. »Schenk mir nach, mein Horn ist schon wieder leer.«
    »Aber … aber …«
    »Der Schwur gilt nicht. Du warst nicht dumm, als du dich auf meinen Sohn eingelassen hast, oder willst du das etwa bestreiten?«
    Mit offenem Mund wandte sie sich Njal zu, der höchst zufrieden mit sich wirkte.
    Die verkohlten Überreste des Schiffes waren fortgeschafft worden, so als hätte es nie existiert. Wie gewohnt arbeiteten einige Männer an den anderen Schiffen, machten sie seetüchtig, beluden eine Knorr oder fuhren in Fischerbooten hinaus in die Bucht. Die Luft war so klar, dass Caitlín an einem der dunklen Fjordhänge jenseits des wie eine Eisfläche glatten Wassers einen schmalen Wasserfall ausmachen konnte. Möwen kreisten am herrlich blauen Himmel und stießen kreischend nieder, wenn einer der Fischer unbrauchbaren Fang zurück ins Wasser warf. Ja, dies war ein schönes, wildes Land. Und trotzdem freute sie sich unbändig auf ihre friedliche Heimat.
    Der Arm des Hersen deutete auf die Schiffslände. »Willst du dir nicht lieber ein Schiff bauen, mein Sohn, statt in Yddal eines zu kaufen?«
    Njal lächelte nachsichtig. »Ich weiß, dass du Zeit schinden willst, Vater. Aber ich fahre nicht zum ersten Mal aus und werde auch später gelegentlich wiederkommen. Nachdem ich meinem eigenen Kind einige Zeit lang beim Aufwachsen zugesehen habe.«
    Eirik schlug ihm wehmütig auflachend auf die Schulter. »Und ich werde am Leben bleiben, bis ich deinen Nachwuchs mit eigenen Augen gesehen habe, das habe ich beschlossen«, sagte er heiter und neigte sich vor, um an Njal vorbei Caitlín anzublicken. »Was werden nur deine Eltern sagen, Rothaar, wenn du mit einem Wikinger im Gepäck heimkommst?«
    »Davor fürchte ich mich tatsächlich jetzt schon«, erwiderte sie.
    Eirik lachte dröhnend. »Ich werde deine Hände vermissen, die mir so gut den Nacken massiert und meinen Heiltrunk
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