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Der schwarze Thron - Reiter reiter3

Der schwarze Thron - Reiter reiter3

Titel: Der schwarze Thron - Reiter reiter3
Autoren: britain
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die Wolle nicht. Die Lagerfeuer wurden schwächer und spuckten, als würde ihnen das Leben ausgesaugt.
    »Nährt die Feuer«, wies sie Hauptmann Immerez an. Sie nahm kaum zur Kenntnis, dass er den Befehl an seine Untergebenen weitergab.
    Mit jeder Drehung, jedem Fädeln der Wolle folgte sie der Überlieferung, sprach Machtworte, die einmal arcosisch gewesen
waren, aber nicht der arcosischen Sprache entstammten. Mit jedem Knoten band sie die Macht.
    Die Energie der Lagerfeuer floss durch sie in die Knoten ein. Sie sah keine rote Wolle um ihre Finger gewickelt, sondern goldene Flammen. Ihr Feuer verbrannte sie nicht.
    Als sie fertig war, hielt sie etwas in den Händen, was für nicht zur Macht Begabte wie eine Masse wirrer Wolle ausgesehen hätte. Für Großmutter war es eine Feuerkrone. Sie legte sie auf Jeremiahs Kopf.
    »Safir!«, befahl sie, und die Krone flammte auf.
    Es gab einfachere und direktere Möglichkeiten, Verräter hinzurichten, das stimmte, aber das hier war durch und durch arcosisch und daher angemessen. Die Annalen ihres Volkes berichteten, dass die Feuerkrone eine Möglichkeit war, einen Verräter zu bestrafen. Sie stellte auch ein abschreckendes Beispiel für jene dar, die vielleicht insgeheim daran dachten zu rebellieren. Sie mussten einfach die Macht und Autorität ihrer Oberen erkennen, wenn sie beobachteten, wie nichts als ein harmloses Stück Wolle zu einem schmerzvollen Tod führte.
    Jeremiahs Haar schwelte und knisterte, dann verbrannte es. Das Garn sank in seinen Schädel und fraß gierig seine Haut, um seine Machtflammen zu nähren. Als Jeremiah zu schreien begann, steckte der Hauptmann ihm einen Lappen in den Mund, mit dem ein Soldat zuvor sein Schwert geölt hatte.
    Rauch stieg aus Jeremiahs Kopf auf, und er verkrampfte sich und bog den Rücken durch. Seine Gesichtshaut wurde schwarz und warf Blasen, als die Flammen von innen nach außen brannten. Mit einem letzten erstickten Schrei fiel er nach vorn und starb.
    »Ich muss jetzt schnell vorgehen«, sagte Großmutter, die sich fiebrig fühlte. »Lala? Da bist du ja. Die Schale bitte.«

    Die Schale bestand aus unauffälliger Keramik, das Spinnennetz von Rissen in der Glasur war rostbraun gefärbt. Das Gefäß war immer für den Zweck genutzt worden, für den Großmutter es nun einsetzte. Es war ebenso über die weibliche Linie weitergegeben worden wie das Wissen um die Knoten. Lala stellte die Schale zurecht.
    »Braves Mädchen«, sagte Großmutter. Sie hockte sich neben Jeremiah. Er hatte vielleicht versucht, seine Leute zu verraten, aber jetzt konnte er ihnen etwas geben, und vielleicht würde Gott ihm verzeihen und ihn auf die Wiese der Ewigkeit entlassen. Wirklich, sie hatte dem jungen Mann einen Gefallen getan – nun konnte er nicht mehr sündigen, und vielleicht hatte er noch nicht alle Aussichten auf das Paradies verloren. Sie stieß ihr Messer in die Arterie an seinem Hals und hielt die Schale bereit, um sein Blut darin aufzufangen.
    Hauptmann Immerez wartete in der Nähe, während seine Männer sich der grotesken Szene fernhielten und nicht sahen, wie Jeremiah mit seinem geschwärzten, qualmenden Kopf ausblutete. »Ich habe Neuigkeiten für Euch, aber ich hielt es für besser zu warten, bis diese Aufgabe vollendet war.«
    Großmutter warf ihm über die Schulter einen Blick zu. »Redet.«
    Er nickte. »Ich habe gehört, dass das Pergament gefunden wurde.«
    Großmutter lächelte. »Wie wunderbar!«
    »Ja. Entsprechende Aktionen wurden in Sacor Euren Wünschen gemäß in Bewegung gesetzt, und wir sollten das Pergament bald erhalten.«
    So traurig Jeremiahs Verrat und die Notwendigkeit seines Todes Großmutter machte, sie fühlte sich sogleich besser, als sie Immerez’ Neuigkeiten hörte.

    Es freute sie auch, dass Jeremiahs Blut nicht verschwendet war, sondern ihrer Sache helfen würde. Die so schlicht aussehende Schale würde das Blut warm und frisch halten, bis sie es benutzen musste. Ihre Freude wuchs, als die scharlachrote Flüssigkeit die Schale bis zum Rand füllte.

DAS BLAUE KLEID
    Hohes Gras peitschte gegen die Beine des fliehenden Grünen Reiters. Er warf entsetzte Blicke über die Schulter, sein Atem war schwer und abgerissen, und hinter ihm dröhnten die Hufschläge des Verfolgers. Er blieb mit dem Zeh an einem Loch im Boden hängen und fiel hin. Verzweifelt riss er an den Grashalmen, um sich wieder hochzuziehen und weiter zu fliehen.
    Und immer noch erklangen die Hufschläge stetig und gemessen, wurden nicht langsamer
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