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Der schwarze Thron - Reiter reiter3

Der schwarze Thron - Reiter reiter3

Titel: Der schwarze Thron - Reiter reiter3
Autoren: britain
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Hinrichtung zu entgehen.
    Großmutter war überzeugt, dass es Gott war, der ihre Leute und die Soldaten zusammengeführt hatte, so unwahrscheinliche Verbündete sie auch sein mochten. Ihre Leute brauchten Schutz, und sie musste anfangen, ein Heer aufzubauen, und tatsächlich hatte sie den Anführer der Soldaten bei ihrem Exodus an einem Kreuzweg gefunden. Sie hatte kein Gold, um die Soldaten zu bezahlen, und keine Stellungen zu vergeben, um sie zu belohnen – zumindest jetzt noch nicht – , aber sie hatte ihnen ein Ziel aufzeigen können, denn sie hatten einen gemeinsamen Feind: den König von Sacoridien.
    Wenn die Zeit gekommen war, würde sie die Truppe mit den Frommen des Zweiten Reiches verstärken. Einige Männer und ältere Jungen ihrer Sekte übten bereits mit den Soldaten. Andere befanden sich noch in den Milizen einzelner Provinzen oder von Privatleuten, ebenso wie im Heer des Königs. Wenn sie sie rief, würden sie zu ihr kommen, gut ausgebildet und bereit, jede Aufgabe zu erledigen, die sie vergab.
    Es war weise von den Ahnen gewesen, sich in die normale sacoridische Gesellschaft zu mischen und ein Netzwerk aus
Sekten in den Provinzen und sogar in Rhovani aufzubauen. Sie hatten nicht nur das Militär infiltriert, sondern auch den Handel und die Gilden. Sie besaßen Bauernhöfe und verkauften Waren. Sie lebten wie alle Sacorider auch, erwarteten aber insgeheim eine Zeit, in der sich das Reich wieder erheben würde.
    Eines Tages würden sie über jene herrschen, die einmal ihre Nachbarn gewesen waren, würden allen Handel und das Militär kontrollieren. Das Reich würde dieses Land der Heiden endlich erobern. Das war der Traum der Fünf gewesen, die nach dem Langen Krieg das Zweite Reich gegründet hatten, und Großmutter glaubte, dass die Erfüllung dieses Traums nicht mehr weit entfernt war.
    Solche Gedanken wärmten sie immer und erfüllten sie mit Stolz auf ihre Leute. Über ein Jahrtausend hatten sie so vieles erduldet, ihre Geheimnisse gewahrt und abgewartet. Ihr Tag würde kommen.
    Der Offizier, der die Soldaten befehligte, näherte sich über die Kuppe der Stelle, wo Großmutter den Morgen genoss, und blieb vor ihr stehen. Sie hatten schon vorher vereinbart, sich hier zu treffen.
    »Lala, Liebes«, sagte sie zu ihrer Enkelin, »hol mir doch bitte meinen Korb.«
    Das kleine Mädchen schlüpfte in ihr gemeinsames Zelt und kehrte beinahe sofort mit einem Korb mit langem Griff zurück, in dem sich die Stränge von Großmutters Wolle befanden.
    Der Soldat, der auf sie wartete, war hochgewachsen und breitschultrig und bewegte sich mit der Geschmeidigkeit eines gut ausgebildeten, disziplinierten Kriegers. Er trug eng sitzendes Leder und ein brauchbares Langschwert in einer zerschlagenen Scheide an der rechten Hüfte. Man sah ihm die
Spuren seiner Kämpfe deutlich an, die Narben und besonders eine Augenklappe und einen Haken an seinem rechten Handgelenk, der die fehlende Hand ersetzen sollte. Er war einmal ein Favorit des alten Lordstatthalters gewesen und hatte sich als erfahren und sehr fähig erwiesen. Großmutter hatte ihn sehr gern.
    »Guten Morgen, Hauptmann Immerez«, sagte sie.
    »Morgen.« Seine Stimme war tief und rau. »Wir sind bereit für Euch.«
    Sie nickte und folgte ihm über den Gipfel. Ohne sich zu vergewissern, wusste sie, dass Lala ihr mit dem Korb hinterherlief. Das Mädchen war immer interessiert an den Aktivitäten ihrer Großmutter, ob sie nun Kranke heilte oder Übeltäter bestrafte. Vielleicht fand Lala das alles unterhaltsam. Da sie nicht sprach und sich auch nicht viele Gefühle anmerken ließ, war es schwierig zu sagen, was sie dachte. Dennoch, sie war gehorsam, und ihr Schweigen störte ihre Großmutter nicht, denn sie war daran gewöhnt. Sie hatte das Mädchen vor neun Jahren aus dem Leib ihrer toten Tochter geschnitten; selbst damals hatte das Kind, obwohl es überlebt hatte, keinen Laut von sich gegeben, als es zur Welt kam, und seitdem geschwiegen.
    Der Hauptmann führte sie in eine Ecke des Lagers, wo der gefesselte und scharf bewachte Gefangene saß. Der Mann war voller Prellungen, Risse und Schwielen. Zweifellos waren unter der geschundenen Haut auch einige Knochen gebrochen.
    »Jeremiah«, sagte die Großmutter, »ich bin enttäuscht von dir.«
    Als er seinen Namen hörte, blickte der Gefangene zu ihr auf. Eines seiner Augen war zugeschwollen.
    »Hauptmann Immerez sagt mir, man hat dich drunten in
Mirwellton gesehen und gehört, wie du mit den Leuten des Königs
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