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Der schwarze Thron - Reiter reiter3

Der schwarze Thron - Reiter reiter3

Titel: Der schwarze Thron - Reiter reiter3
Autoren: britain
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gesprochen hast. Du wolltest uns verraten, nicht wahr?«
    Jeremiah antwortete nicht, und Großmutter betrachtete das als Bestätigung seiner Schuld.
    »Der Hauptmann hat dich Gott sei Dank aufgehalten, bevor du uns ruinieren konntest«, sagte sie. »Unsere Geheimnisse weiterzugeben ist der schlimmste Verrat, den du begehen konntest. Warum? Warum wolltest du so etwas tun?«
    Blutiger Speichel floss aus Jeremiahs Mund. Während des Verhörs waren ihm mehrere Zähne ausgeschlagen worden. Er brauchte einen Moment, um etwas zu sagen, und als er schließlich sprach, war es nur ein feuchtes Flüstern. »Ich glaube es nicht. Ich glaube nicht an den Sieg des Zweiten Reiches.«
    Großmutter nahm sich gehörig zusammen, obwohl sie am liebsten geweint hätte. Sie hatte Jeremiah gekannt, seit er ein Kleinkind gewesen war, hatte ihn zusammen mit den anderen Kindern über die Gesetze des Reiches belehrt, und sie liebte ihn, wie sie sie alle liebte.
    Bevor sie etwas sagen konnte, fuhr er fort: »Ich mag … mag mein Leben in Sacoridien. Brauche kein Reich.«
    Großmutter hätte sich am liebsten die Ohren zugehalten, aber sie konnte nicht abstreiten, dass er sie wirklich verraten hatte. Es war auch anderen zugestoßen, anderen Nachfahren von Arcosia, solchen, die sich dem Leben als Sacorider so gut angepasst hatten, dass sie das Reich aufgaben und sich von ihm abwendeten. Ganze Sekten hatten sich aufgelöst, andere waren verloren, weil sie so oft außerhalb der Gemeinschaft geheiratet hatten, dass man sie mied. Jene vom Blut, die sich abwandten, aber das Zweite Reich wahrscheinlich nicht verraten würden, wurden in Ruhe gelassen, in der Hoffnung,
dass sie es sich noch einmal anders überlegen würden. Aber um Leute wie Jeremiah, die in der Tat versucht hatten, sie zu hintergehen, kümmerte sie sich auf andere Weise.
    »Du würdest dich von deinem Erbe und von allem, was es bedeutet, abwenden?« Ungläubig schüttelte sie den Kopf, und er widersprach dieser Anklage nicht. »Du hättest uns zerstört – deine Familie, deine Nachbarn, deine Leute.«
    »Will nur meinen Hof«, brachte Jeremiah hervor. »Will mein Land nicht verlassen. Frieden haben. Sacoridien ist ganz in Ordnung. Brauche kein Reich.«
    Großmutter schloss die Augen und holte tief Luft. »Du weißt, was das bedeutet, Jeremiah?«
    »Ja.«
    Ja, er würde es wissen. Alle wussten, worin die Folgen eines Verrats bestanden. Das Zweite Reich war so lange verborgen geblieben, weil es sich an die Regel strengster Geheimhaltung hielt. Die Strafen gegen jene, die dagegen verstießen, waren harsch, um ihr Geheimnis zu wahren.
    »Jeremiah«, sagte sie, »mir bleibt nichts anders übrig, als dich zum Verräter zu erklären.«
    Er erhob keinen Einspruch; er sagte überhaupt nichts.
    »Waren noch andere in diese Ketzerei verwickelt?«, fragte sie den Hauptmann.
    »Die Leute des Königs, mit denen er gesprochen hatte, wurden in einen Hinterhalt gelockt und getötet«, erwiderte er. »Sonst gab es niemanden. Wir haben ihn ausführlich verhört. «
    Sie nickte. Jeremiah war deutlich anzusehen, wie ausführlich sie gewesen waren. »Das hast du dir selbst zuzuschreiben«, sagte sie zu ihm.
    Er senkte den Kopf und akzeptierte damit seinen Untergang.

    Großmutter winkte Lala zu sich und nahm ihren Wollkorb entgegen. »Sei ein braves Mädchen und hol mir meine Schale. Du weißt schon, welche.«
    Lala nickte und trabte davon.
    Großmutter schaute in ihren Korb und betrachtete ihre Wolle. Es gab Stränge, die dunkelrot gefärbt waren, dazu welche in Indigo und Erdbraun und ein kleines Knäuel Himmelblau. Sie nahm die rote Wolle, zog einen Faden von etwa Armeslänge heraus und schnitt ihn mit einem scharfen kleinen Messer ab, das sie an der Taille trug. Dann stellte sie den Korb weg.
    Jeremiah wiegte sich zu ihren Füßen und murmelte Gebete. Auch wenn er seine Leute verraten hatte, hatte er doch den einen wahren Gott nicht zugunsten der vielen aufgegeben, die die heidnischen Sacorider anbeteten.
    Von diesem Moment an ignorierte sie Jeremiah und konzentrierte sich auf ihre Wolle, die sie zu Knoten knüpfte. Kunstvolle Knoten, die ihre Mutter ihr beigebracht hatte, die auch die Mutter ihrer Mutter geknüpft hatte und die über die Jahrtausende durch die weibliche Linie ihrer Familie weitergegeben worden waren. Aber erst seit dem Sommer war Großmutter selbst in der Lage gewesen, die wahre Macht in die Knoten zu rufen.
    Während sie arbeitete, zuckten um ihre Finger Funken auf, aber sie verbrannten
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