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Der Schutzengel

Der Schutzengel

Titel: Der Schutzengel
Autoren: Dean R. Koontz
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aufgetrieben?«
    »Sie sind nicht gefälscht«, widersprach Chris. »Sie sind echt! «
    »Richtig«, bestätigte Laura. »Der Führerschein und alles andere basiert auf amtlichen Unterlagen. Bei den Recherchen für ›Fluß ohne Ende‹ habe ich rauskriegen müssen, wie man sich eine erstklassige neue Identität besorgen kann, und bin dabei auf diesen interessanten Mann gestoßen, der in San Francisco eine regelrechte Dokumentenindustrie aufgezogen hat. Seine Fälscherwerkstatt befindet sich im Keller unter einem Obenohne-Nachtklub …«
    »Einem Nachtklub ohne Dach?« fragte Chris.
    Laura zerzauste ihrem Jungen mit einer Hand das Haar und sprach weiter: »Ganz unten in der Schachtel findest du übrigens Sparbücher und Scheckhefte, Stefan. Ich habe unter deinem neuen Namen Konten bei der Security Pacific Bank und der Great Western Savings eröffnet.«
    Er war sichtlich verblüfft. »Ich kann kein Geld von dir annehmen. Ich kann keine …«
    »Du bewahrst mich vor dem Rollstuhl, rettest mir mehrmals das Leben, und ich darf dir kein Geld schenken, wenn mir danach zumute ist? Thelma, was ist los mit ihm?«
    »Er ist ein Mann«, antwortete Thelma.
    »Das dürfte alles erklären.«
    »Behaart, neandertalhaft«, erläuterte Thelma, »wegen seines überhöhten Testosteronspiegels ständig halb verrückt, unter ererbten Erinnerungen an die verlorene Herrlichkeit einstiger Mammutjagden leidend – so sind sie alle.«
    »Männer«, sagte Laura.
    »Männer«, sagte Thelma.
    Zu seiner Überraschung und fast gegen seinen Willen spürte Stefan Krieger, wie die Dunkelheit in seinem Inneren etwas abnahm und das Licht ein Fenster fand, durch das es in sein Herz scheinen konnte.
    Ende Februar darauffolgenden Jahres, dreizehn Monate nach den Ereignissen in der Wüste nördlich von Palm Springs, schlug Laura vor, Stefan solle zu Chris und ihr ins Haus bei Big Bear ziehen. Er fuhr am nächsten Tag mit dem eleganten russischen Sportwagen hin, den er sich von einem Teil des Geldes gekauft hatte, das Laura ihm geschenkt hatte.
    In den folgenden sieben Monaten schlief er im Gästezimmer. Mehr brauchte er nicht. Tag für Tag mit ihnen zusammenzuleben, von ihnen akzeptiert zu werden und in ihr Leben einbezogen zu sein, bedeutete schon so viel Liebe, wie er vorerst bewältigen konnte.
    Mitte September, zwanzig Monate nachdem Stefan mit einer Schußwunde in der Brust auf ihrer Schwelle erschienen war, lud sie ihn in ihr Bett ein. Drei Nächte später fand er den Mut, ihre Einladung anzunehmen.
    In dem Jahr, in dem Chris zwölf wurde, kauften Jason und Thelma sich ein Refugium in Monterey oberhalb der schönsten Küste der Welt und bestanden darauf, daß Laura, Stefan und Chris dort den August, in dem sie beide nicht mit Filmprojekten beschäftigt waren, bei ihnen verbrachten. Auf der Halbinsel Monterey waren die Morgen kühl und neblig, die Tage klar und warm und die Nächte trotz der Jahreszeit ausgesprochen kalt – ein täglicher Klimawechsel von äußerst belebender Wirkung.
    Am zweiten Freitag des Monats machten Stefan und Chris mit Jason einen Strandspaziergang. Auf den Felsen in Küsten-nähe sonnten sich laut bellende Seelöwen. Der Seitenstreifen der Strandstraße war dicht mit Touristenautos verparkt; ihre Insassen bevölkerten den Strand und wagten sich sogar bis zum Wasser, um die sonnenanbetenden Tiere zu fotografieren.
    »Jedes Jahr kommen mehr ausländische Touristen«, stellte Jason fest. »Eine regelrechte Invasion! Und wie du siehst, stellen Japaner, Deutsche und Russen die Hauptkontingente. Vor weniger als einem halben Jahrhundert haben wir gegen alle drei den größten Krieg der Weltgeschichte geführt, und jetzt sind sie alle reicher als wir. Japanische Autos und elektronische Geräte, russische Autos und Computer, deutsche Autos und Werkzeugmaschinen … Ganz ehrlich, Stefan, ich glaube, daß die Amerikaner ihre alten Feinde oft besser behandeln als ihre alten Freunde.«
    Stefan blieb stehen, um die Seelöwen zu beobachten, die das Interesse der Touristen geweckt hatten, und dachte an den Fehler, den er während seiner Begegnung mit Winston Churchill gemacht hatte.
    Aber eine Frage könnten Sie mir wenigstens noch beantworten … Hmmm, lassen Sie mich nachdenken. Gut, wie geht’s nach dem Krieg beispielsweise mit den Russen weiter?
    Der alte Fuchs hatte so beiläufig gesprochen, als wäre diese Frage ihm nur zufällig eingefallen, als hätte er ebensogut fragen können, ob die Herrenmode sich in Zukunft verändern werde;
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