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Der Schutzengel

Der Schutzengel

Titel: Der Schutzengel
Autoren: Dean R. Koontz
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soeben verlassen hatten. Selbst im weichen Sand waren seine näherkommenden Schritte deutlich zu hören.
    Laura beugte sich aus ihrer Deckung, um ihn niederzuschießen. Aber er war inzwischen sehr vorsichtig geworden und kam tief geduckt herangerannt. Als ihr MP-Feuer ihm ihre Position anzeigte, durchquerte er die Schlucht und preßte sich auf der Seite gegen die Wand, wo der Nebenarm einmündete, in dem Laura stand, so daß sie ihn nur treffen konnte, wenn sie aus der Einmündung trat, hinter der er auf sie wartete.
    Sie versuchte es sogar und riskierte, von ihm getroffen zu werden, aber der Feuerstoß, den sie abgeben wollte, endete nach weniger als einer Sekunde. Die Uzi spuckte ihre letzten zehn oder zwölf Schuß aus und ließ sie dann im Stich.
    Klietmann hörte ihre leergeschossene Maschinenpistole versagen. Er warf einen Blick aus der Spalte in der Arroyoflanke, die ihm Deckung bot, und sah sie die Waffe aufgebracht zu Boden werfen. Dann verschwand sie in dem Nebenarm, an dessen Ermündung sie auf der Lauer gelegen hatte.
    Er dachte daran, was er oben in der Wüste in dem Buick gesehen hatte: einen auf dem Fahrersitz liegenden Revolver Kaliber 38. Wahrscheinlich hatte sie keine Zeit mehr gehabt, sich die Waffe zu greifen – oder sie hatte den Revolver vergessen, weil sie es so eilig hatte, den merkwürdigen Behälter aus ihrem Kofferraum zu holen.
    Sie hatte zwei Uzis gehabt, die sie jetzt beide weggeworfen hatte. Konnte sie auch zwei Revolver gehabt und nur einen oben im Auto zurückgelassen haben?
    Das glaubte er nicht. Zwei Maschinenpistolen waren zweckmäßig, weil sie für größere Entfernungen und eine Vielzahl von Einsatzmöglichkeiten geeignet waren. Aber wenn sie nicht gerade eine Meisterschützin war, konnte ein Revolver ihr nur auf kurze Entfernungen nützen, wo sechs Schuß ausreichen mußten, um einen Angreifer zu erledigen – oder von ihm erledigt zu werden. Ein zweiter Revolver wäre überflüssig gewesen.
    Was blieb ihr dann noch zur Selbstverteidigung? Der merkwürdige Zylinder? Das Ding hatte fast wie ein gewöhnlicher Feuerlöscher ausgesehen.
    Klietmann nahm die Verfolgung auf.
    Der neue Nebenarm war enger als der alte, der wiederum enger als der Hauptkanal gewesen war. Bei sieben bis acht Meter Tiefe war er an seiner Einmündung nur drei Meter breit und wurde seichter und um die Hälfte enger, während er sich durch die Wüste schlängelte. Nach weniger als 100 Metern hörte er schließlich ganz auf.
    Dort suchte Laura nach einem Ausweg. Auf zwei Seiten bestanden die Steilwände der Schlucht aus weichem, bröseligen Material und waren deshalb nicht leicht zu ersteigen. Aber die Wand hinter ihr fiel weniger steil ab und war mit Mesquitebüschen bewachsen, an denen man sich festhalten konnte. Laura wußte jedoch, daß sie sich erst auf halber Höhe befinden würden, wenn ihr Verfolger sie einholte; dort oben würden sie bequeme, praktisch unbewegliche Ziele abgeben.
    Also mußte sie ihr letztes Gefecht hier unten liefern.
    Sie kauerte sich auf den Boden dieses tiefen, natürlichen Grabens, blickte zu dem rechteckigen Himmelsausschnitt über sich und stellte sich vor, sie befinde sich in einem gigantischen Grab auf einem Friedhof für Riesen.
    Das Schicksal versucht, ursprünglich vorgesehene Entwicklungslinien durchzusetzen.
    Sie schickte Chris in den hintersten Winkel dieses als Sackgasse endenden Arroyos. Vor sich hatte sie etwa zwölf Meter des Weges, den sie gekommen waren, bis zu der Stelle, wo der ausgetrocknete Wasserlauf nach links abbog. Dort würde der Killer in ein, zwei Minuten erscheinen.
    Laura sank mit dem Vexxon-Zylinder auf die Knie und wollte den Sicherheitsdraht vom Handauslöser abreißen. Der Draht war jedoch nicht nur einmal durch die Ösen geführt und verdrillt; er war mehrfach hindurchgezogen und mit einer soliden Bleiplombe gesichert! Er ließ sich nicht einfach abreißen, er mußte zerschnitten werden, und sie hatte kein Werkzeug dafür.
    Vielleicht genügte ein Stein? Vielleicht ließ der Draht sich mit einem scharfkantigen Stein zertrennen, wenn man ihn lange genug damit bearbeitete.
    »Such mir einen Stein«, forderte sie den Jungen hinter sich drängend auf. »Einen Stein mit rauher, scharfer Kante.«
    Während Chris den weichen, von Wasserfluten aus der Wüste herabgeschwemmten Boden nach einem geeigneten Stück Schiefer absuchte, untersuchte Laura den Zeitschalter des Zylinders, der eine weitere Möglichkeit bot, das Nervengas abzublasen. Der aus einer in
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