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Der Schutzengel

Der Schutzengel

Titel: Der Schutzengel
Autoren: Dean R. Koontz
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undurchsichtig wurde.
    Der Wagen – sie sah jetzt, daß es ein Toyota war – geriet ins Schleudern, kreiste einmal um sich selbst, wobei er Staubwolken aufwirbelte, drehte sich um weitere 90 Grad und entwurzelte zuvor einige noch grüne Tumbleweeds. Er kam etwa 40 Meter von dem Buick und 60 Meter von Laura und Chris entfernt mit nach Norden zeigender Motorhaube zum Stehen. Die Türen auf der anderen Seite wurden aufgestoßen. Laura wußte, daß die Insassen jetzt fluchtartig den Wagen verließen und dahinter in Deckung blieben.
    Sie nahm Chris die zweite Uzi ab. »Du rutschst voraus, Kleiner«, wies sie ihn an, »und schiebst den Gasbehälter vor dir her, bis du ganz unten bist.«
    Chris war mit einem Satz in der Rinne. Die Schwerkraft zog ihn nach unten, aber an einigen Stellen, wo die Reibung zu groß war, mußte er mit Händen und Füßen nachhelfen. Unter anderen Umständen hätte dieses gewagte Unternehmen eine Mutter in Angst und Schrecken versetzen müssen, aber diesmal feuerte Laura ihn sogar an.
    Sie jagte mindestens 100 Schuß in den Toyota, weil sie hoffte, den Benzintank durchlöchern, den auslaufenden Treibstoff durch einen von einer Kugel erzeugten Funkten entzünden und so die hinter dem Wagen kauernden Schweinehunde rösten zu können. Aber sie schoß das Magazin ohne den gewünschten Erfolg leer.
    Als Laura zu schießen aufhörte, erwiderte einer der Kerle das Feuer. Aber sie blieb nicht lange genug sichtbar, um ein gutes Ziel zu bieten. Sie hielt die zweite Uzi mit beiden Händen vor ihrem Körper fest und verschwand mit einem Satz in der schon von Chris benutzten Rinne. Sekunden später war sie auf dem Boden des Arroyos angelangt.
    Der pulverfeine Sand im Bett des ausgetrockneten Flusses war mit über die Felskante gewehten Tumbleweeds bedeckt. Dazwischen lagen verkrümmte Treibholzstücke – von der Zeit angegraute Überreste einer alten Hütte – und einige Felsbrokken. Nichts davon war als Versteck geeignet oder konnte ihnen als Deckung vor den Schüssen dienen, die bald von oben kommen würden.
    »Mom?« fragte Chris – und meinte damit: Was nun?
    Der Arroyo hatte bestimmt Dutzende von Nebenläufen, die in die Wüste hinausgriffen, und viele der Nebenarme würden wiederum eigene Nebenläufe haben. Dieses Netzwerk aus Trockentälern glich einem Labyrinth. Sie konnten sich nicht unbegrenzt lange darin verstecken, aber indem sie ein paar Nebenarme zwischen sich und ihre Verfolger brachten, gewannen sie vielleicht Zeit für die Planung eines Hinterhalts.
    »Lauf los, Baby!« forderte sie Chris auf. »Du folgst der Hauptschlucht, verschwindest im ersten Seitental rechts und wartest dort auf mich.«
    »Was hast du vor?«
    »Ich warte, bis sie dort oben über den Rand sehen«, antwortete Laura, »und versuche dann, sie abzuschießen. Lauf jetzt, lauf! «
    Er rannte los.
    Laura ließ den Vexxon-Zylinder gut sichtbar liegen und kehrte zu der Arroyoflanke zurück, die sie hinuntergerutscht waren. Sie ging jedoch zu einer tiefer in den Fels eingegrabenen anderen Rinne weiter, die weniger steil und im unteren Drittel durch einen Mesquitebusch halb blockiert war. Auf dem Boden dieses tiefen Einschnitts konnte sie sicher sein, daß der Busch sie vor den Blicken ihrer Verfolger am Rand des Arrayos schützte.
    Östlich davon verschwand Chris hinter einem Felsvorsprung in einem Nebenarm des Hauptkanals.
    Einen Augenblick später hörte sie Stimmen. Laura wartete so lange, bis die Kerle davon überzeugt sein konnten, Chris und sie seien weitergeflüchtet. Dann trat sie aus der Erosionsrinne in der Arroyowand, drehte sich um und bestrich die Felskante mit MP-Feuer.
    Über ihr standen vier Männer, die in die Tiefe starrten. Laura erschoß die beiden ersten, aber der dritte und vierte warfen sich zurück, bevor ihr Feuer sie erreichte. Einer der Toten blieb so dicht am Abgrund liegen, daß ein Arm und ein Bein über die Felskante ragten. Der andere stürzte sich überschlagend in die Schlucht und verlor dabei seine Sonnenbrille.
    16. März 1944 im Institut:
    Als die Glaskaraffe mit der Warnung nicht vom Zeitstrom zurückgeschleudert wurde, hatte Stefan Grund zur Annahme, sie werde Laura wenige Sekunden nach seiner ersten Abreise ins Jahr 1944 erreichen, bevor sie erschossen wurde.
    Jetzt setzte er sich wieder an den Schreibtisch und machte sich an die Arbeit, um eine Zahlenkombination zu berechnen, die ihn wenige Minuten nach seiner vorigen Ankunft in die Wüste zurückbringen würde. Diese Reise war
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