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Der Schutzengel

Der Schutzengel

Titel: Der Schutzengel
Autoren: Dean R. Koontz
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ein paar Straßen weiter stehen, damit Sie ihn den Cops beschreiben können. Beschreiben Sie auch mich – das spielt keine Rolle.«
    Draußen grollte der Donner, aber leiser und entfernter, anders als die Donnerschläge, mit denen das Gewitter begonnen hatte.
    Die feuchte Luft schien sich zu verdicken, als der langsam aufsteigende Kupfergeruch des Blutes sich mit dem Uringestank mischte.
    Bob wurde leicht übel; er lehnte am Ladentisch, ohne jedoch Laura loszulassen. »Weshalb kann ich nicht einfach erzählen, wie Sie während des Überfalls reingekommen sind, den Kerl erschossen haben und dann verschwunden sind, weil Sie keine Publicity wollten?«
    Der Fremde erhob ungeduldig die Stimme. »Ein bewaffneter Mann kommt zufällig vorbei, während hier ein Raubüberfall stattfindet, und beschließt, den Helden zu spielen. Eine so schiefe Story nehmen die Cops Ihnen niemals ab!«
    »So ist’s aber gewesen …«
    »Aber es nimmt Ihnen keiner ab! Die Cops glauben dann eher, Sie hätten den Junkie erschossen. Da Sie keine Waffe besitzen – zumindest keine amtlich registrierte –, werden sie sich fragen, ob Sie den Kerl mit einer illegalen Waffe erschossen und die Waffe dann weggeworfen haben, bevor Sie sich diese verrückte Story von dem geheimnisvollen Rächer ausdachten, der reingekommen sein und Sie gerettet haben soll.«
    »Ich habe einen guten Ruf als Geschäftsmann.«
    In den Blick des Unbekannten trat ein seltsam trauriger, fast gequälter Ausdruck. »Bob, Sie sind ein netter Kerl – aber manchmal ein bißchen naiv.«
    »Was wollen Sie damit …?«
    Der Blonde hob die Hand, um ihn zum Schweigen zu bringen. »Wenn’s zum Schwur kommt, ist ein guter Ruf immer weniger wert, als man denkt. Die meisten Menschen sind gutherzig und bereit, im Zweifelsfall für den Angeklagten zu entscheiden, aber einige Böse legen es darauf an, andere zu ruinieren.« Seine Stimme war zu einem Flüstern geworden, und obwohl er Bob weiter ansah, schienen vor seinem inneren Auge andere Orte, andere Menschen zu stehen. »Aus Neid, Bob. Der Neid frißt sie auf. Wären Sie reich, würden sie Ihnen Ihr Geld neiden. Aber da Sie keines haben, neiden sie Ihnen Ihre hübsche, intelligente, liebenswerte Tochter. Sie sind auf Sie neidisch, nur weil Sie glücklich sind. Sie sind neidisch auf Sie, weil Sie auf niemanden neidisch sind. Zu den größten Tragödien der menschlichen Existenz gehört die Tatsache, daß manche Menschen ihr Glück nur im Elend anderer finden.«
    Den Vorwurf der Naivität konnte Bob nicht zurückweisen, und er wußte, daß der Unbekannte die Wahrheit sagte. Ihm lief ein kalter Schauer über den Rücken.
    Nach kurzem Schweigen wurde der gequälte Blick des Mannes wieder drängend. »Und wenn die Cops denken, daß Ihre Story von dem Einzelgänger, der Sie gerettet haben soll, ein Lügenmärchen ist, werden Sie sich fragen, ob der Junkie vielleicht gar keinen Raubüberfall verüben wollte, sondern Sie ihn vielleicht gekannt und Streit mit ihm gehabt haben und daraufhin vielleicht einen Mord planten und als Raubüberfall zu tarnen versuchten. So denken die Cops, Bob! Selbst wenn sie Ihnen nichts nachweisen können, werden sie’s so hartnäckig versuchen, daß sie Ihr ganzes Leben damit ruinieren. Wollen Sie Laura das antun?«
    »Nein.«
    »Dann halten Sie sich an meine Story.«
    Bob nickte zögernd. »Gut, ich halte mich daran. Aber wer sind Sie, verdammt noch mal?«
    »Das spielt keine Rolle. Für Erklärungen ist ohnehin keine Zeit.« Er trat hinter die Ladentheke und beugte sich zu Laura hinunter. »Hast du verstanden, was ich deinem Vater erzählt habe? Wenn die Polizei dich fragt …«
    »Sie sind mit diesem Mann zusammen gewesen«, sagte Laura und nickte zu dem Toten hinüber.
    »Richtig!«
    »Sie sind sein Freund gewesen«, fuhr sie fort, »aber dann haben Sie sich meinetwegen mit ihm gestritten. Ich weiß aber nicht, warum, weil ich nichts getan hatte …«
    »Der Grund spielt keine Rolle, Schatz«, versicherte der Unbekannte ihr.
    Laura nickte. »Und dann haben Sie ihn erschossen und sind mit unserem ganzen Geld rausgelaufen und mit dem Auto weggefahren, und ich hab’ große Angst gehabt.«
    Der Mann sah zu Bob auf. »Acht Jahre alt, was?«
    »Sie ist ein kluges Mädchen.«
    »Trotzdem wär’s am besten, wenn die Cops sie nicht allzu eingehend vernehmen würden.«
    »Das lasse ich nicht zu.«
    »Falls sie’s doch tun«, warf Laura ein, »weine und weine ich, bis sie aufhören.«
    Der Unbekannte lächelte Laura so
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