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Der Schutzengel

Der Schutzengel

Titel: Der Schutzengel
Autoren: Dean R. Koontz
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Teil des Schädels weg, so daß der Mann auf den Slim Jims, Crackers und Kaugummipackungen zusammenbrach, die er zuvor von dem Ständer gefegt hatte. Er war so augenblicklich tot, daß er nicht einmal mehr reflexartig den Abzug seines Revolvers betätigen konnte.
    Bob blickte benommen nach rechts und sah einen großen blonden Mann mit einer Pistole in der Hand. Er mußte das Gebäude durch den Hintereingang betreten und sich durch den Lagerraum in den Laden geschlichen haben. Dort hatte er den Junkie ohne Warnung erschossen. Er starrte den Toten kühl und leidenschaftslos an, als gehöre das Vollstrecken von Todesurteilen zu seinem Geschäft.
    »Gott sei Dank!« sagte Bob. »Polizei.«
    »Ich bin kein Polizist.« Der Mann trug eine graue Hose, ein weißes Hemd und eine graue Jacke, unter der ein Schulterhalfter sichtbar war.
    Bob fragte sich verwirrt, ob ihr Retter etwa noch ein Gangster war, der dort weitermachen wollte, wo der Junkie so gewaltsam unterbrochen worden war.
    Der Unbekannte blickte von dem Toten auf. Der Blick seiner leuchtendblauen Augen war forschend und durchdringend.
    Bob wußte bestimmt, daß er diesen Mann schon einmal gesehen hatte, aber er konnte sich nicht erinnern, wo und wann das gewesen war.
    Der Unbekannte starrte Laura prüfend an. »Alles in Ordnung, sweetheart?«
    »Ja«, sagte sie. Aber sie klammerte sich weiter an ihren Vater.
    Von dem Toten stieg beißender Uringestank auf, weil er im Moment, als er starb, die Kontrolle über seine Blase verloren hatte.
    Der Unbekannte durchquerte den Raum, wobei er einen Bogen um die Leiche machte, ließ das Sicherheitsschloß der Ladentür einschnappen und zog das Türrollo herab. Dann schaute er besorgt zu den großen Ladenfenstern, über die wahre Sturzbäche flossen, die einen die Straße draußen nur verzerrt sehen ließen. »Die lassen sich nicht abdecken, schätze ich. Wir müssen einfach hoffen, daß niemand vorbeikommt und einen Blick herein wirft.«
    »Was haben Sie mit uns vor?« fragte Bob.
    »Ich? Nichts. Ich bin nicht wie dieser Schweinehund. Ich will nichts von Ihnen. Die Tür hab ich bloß versperrt, damit wir uns die Story zurechtlegen können, die Sie der Polizei erzählen müssen. Die muß sitzen, bevor jemand reinkommt und die Leiche entdeckt.«
    »Wozu brauche ich eine Story?«
    Der Unbekannte beugte sich über den Toten, holte die Autoschlüssel und das geraubte Geld aus den Taschen der blutbefleckten Windjacke und richtete sich wieder auf. »Okay, Sie müssen aussagen, Sie wären von zwei Gangstern überfallen worden. Der hier hatte es auf Laura abgesehen, aber der andere fand die Idee, ein kleines Mädchen zu vergewaltigen, widerwärtig und wollte bloß abhauen. Deshalb hat’s Streit zwischen den beiden gegeben, und der zweite Mann hat den Kerl hier erschossen und ist mit der Beute geflüchtet. Trauen Sie sich zu, das glaubwürdig vorzubringen?«
    Bob konnte noch immer nicht recht glauben, daß Laura und er noch einmal davongekommen sein sollten. »Ich … das verstehe ich nicht. Sie sind nicht wirklich sein Komplice gewesen. Niemand kann Ihnen was anhaben, weil Sie ihn erschossen haben – schließlich hat er uns bedroht. Weshalb sagen wir dann nicht einfach die Wahrheit?«
    Der Mann trat an die Kasse und gab Bob das Geld zurück. »Und was ist die Wahrheit?«
    »Nun, Sie sind zufällig vorbeigekommen und Zeuge des Raubüberfalls geworden …«
    »Ich bin aber nicht zufällig vorbeigekommen, Bob. Ich habe über Laura und Sie gewacht.« Während der Mann seine Pistole ins Schulterhalfter zurücksteckte, blickte er auf Laura hinab. Sie starrte ihn mit großen Augen an. Er lächelte ihr zu und flüsterte: »Schutzengel.«
    »Über uns gewacht?« fragte Bob, der nicht an Schutzengel glaubte. »Von wo aus, wie lange schon, weshalb?«
    »Darf ich Ihnen nicht sagen«, antwortete der Blonde ungeduldig und mit einem vagen Akzent, den Bob jetzt erstmals wahrnahm. Er schaute zu den Ladenfenstern hinüber, gegen die der Regen prasselte. »Und ich kann’s mir nicht leisten, von der Polizei vernommen zu werden. Deshalb muß die Story sitzen.«
    »Woher kenne ich Sie?« fragte Bob.
    »Sie kennen mich nicht.«
    »Aber ich weiß bestimmt, daß ich Sie schon mal gesehen habe.«
    »Sie haben mich nicht gesehen. Mehr brauchen Sie nicht zu wissen. Verstecken Sie jetzt um Gottes willen das Geld und lassen Sie die Kasse leer; es würde komisch aussehen, wenn der zweite Mann die Beute im Stich gelassen hätte. Ich nehme seinen Buick und lasse ihn
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