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Der schottische Seelengefährte (German Edition)

Der schottische Seelengefährte (German Edition)

Titel: Der schottische Seelengefährte (German Edition)
Autoren: Gwen Wyler
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auch die Mädchen zu unterrichten.
    Mary hatte sich abends nach seinem offiziellen Antrag mit Iain beraten, wie sie ihre Zeit hier sinnvoll verbringen könnte. Denn nur tatenlos herumsitzen und die Hände in den Schoß legen, war keine Lösung, da waren sich beide einig. Von plötzlichen Zweifeln und Selbstmitleid übermannt, war sie aufgesprungen und unruhig umhergelaufen. Plötzlich sah sie nur noch die Fakten, die gegen einen Aufenthalt hier sprachen. Irgendwie schien nichts zu ihr zu passen.
    „Was willst du nur mit so einem Weichei wie mir, ich kann noch nicht einmal Blut sehen, ohne dass ich umkippe“ jammerte sie.
    „Dann fange ich dich auf“ war Iains lapidare Antwort. Er wusste, es würde Zeit brauchen, bis sie ihre Rolle hier gefunden hatte und er würde ihr helfen, sie zu finden und auszufüllen, egal wie lange es dauern würde. Alle Ideen, die sie gemeinsam durchgingen, schienen nicht wirklich zu Mary zu passen, so dass sie sich völlig überflüssig und inkompetent fühlte. Kein hoch dekorierter Universitätsabschluss half ihr hier weiter und sie hasste das Gefühl, nutzlos zu sein. Ärgerlich versucht sie ihr Selbstmitleid abzuschütteln.
    „Hör auf die Stirn so zu runzeln, sonst wird sie noch zu faltig wie ein Schildkrötenhals“ versuchte Iain sie mit Humor aufzuheitern, was ihm aber nur einen kräftigen Knuff ihres Ellenbogens einbrachte.
    Zärtlich nahm er sie in die Arme. „Du wirst schon sehen, es wird sich alles finden.“
    Und das tat es dann schneller als erwartet. Ein Gespräch mit Rodina, Simons Mutter, hatte sie schließlich auf die Idee gebracht. Sie war nach Simons Verschwinden so verzweifelt gewesen, seinennach Gutdünken selbstgeschriebenen Zettel nicht selber lesen zu können, da war Marys Idee geboren.
    „Wir müssen uns übrigens noch über einen Zeitplan unterhalten. Es kann nicht angehen, dass die Hälfte meiner Schüler fehlt, weil sie von dir in Kampftechniken unterwiesen werden oder bei anderen Arbeiten eingeplant sind. Die Mädchen werden ihnen sonst bald weit voraus sein. Und du weißt, was dann passiert.“ Bedeutungsvoll prostete sie Iain zu und nahm einen Schluck Wein.
    Vergnügt und überglücklich saß sie an der großen Tafel und genoss die lebhafte Feier. Ein leichter Windhauch blies sanft über ihre erhitzten Wangen und ihre strahlenden Augen funkelten mit der Sonne um die Wette. Mairi hatte ihre Haar kunstvoll geflochten und mit einem Blütenkranz geschmückt, der herrlich nach verschiedenen Kräutern duftete. Sie trug wieder ihr schickes grünes Samtkleid, das sie schon bei ihrer unfreiwilligen Trauung angehabt hatte und Iains Schmuck zierte ihre Schulter. Die Brosche hielt einen dünnen, hauchzarten weißen Schal, den sie über ihre Schultern drapiert hatte. Und der dazugehörige Ring fühlte sich an, als ob er schon immer an ihrem Finger gewesen wäre. Iain neckte sie immer, wenn sie aus Gewohnheit daran drehte, wenn sie angestrengt über etwas nachdachte. Wer hätte am Anfang gedacht, welch subtiler Humor hinter der harten Maske versteckt war! Wobei der Humor ihm gerade irgendwie abhanden gekommen zu sein schien.
    Iain grummelte etwas vor sich hin, was sich verdächtig nach „Ja, Frau Lehrerin, sofort Frau Lehrerin“ anhörte. Erst ein zwingender Blick von Mary ließ ihn verstummen und resigniert seufzen.
    „Es ist nicht so einfach, die Krieger davon zu überzeugen, dass ihre Knaben lesen und schreiben lernen sollen statt wie ein Mann zu kämpft.“ Iain fuhr sich verdrossen durch die Haare. Die hitzigen Debatten mit seinen Kriegern über den Schulunterricht lagen ihm immer noch deutlich in den Ohren. Allein durch die Unterstützung seiner beiden Onkel Rory und Graham, die hervorhoben, wie wertvoll diese Fähigkeiten in Zukunft sein würden, hatten die traditionell denkenden Männer dazu bewogen, einzulenken. Zwar mürrisch, aber immerhin.
    „Soll ich mal mit deinen Männern reden?“ flötete Mary süßlich und klimperte übertrieben unschuldig mit den Wimpern.
    „Gott bewahre“ stöhnte Iain. „Dann werden sie sich wahrscheinlich alle nach einem neuen Clan umsehen.“ Die Erinnerung an Mary letztes „Reden“ stand ihm noch lebhaft vor Augen. Zuerst hatten die Knaben protestiert, dass auch die Mädchen lesen und schreiben lernen sollten. Dann sich geweigert, weil sie auch noch zusammen unterrichtet werden sollten. Doch Mary hatte sich durchgesetzt und den teilweise Halbstarken ordentlich den Kopf gewaschen.
    Natürlich waren die Jungs am Anfang
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