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Der Schneider

Der Schneider

Titel: Der Schneider
Autoren: Carre
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er nämlich, von den andern isoliert, weniger Unheil anrichtete – so hatte es ihm der Richter gesagt, und es stimmte, und auch Mickie hatte es ihm gesagt, und da stimmte es besonders.
    Anzüge interessierten ihn jedenfalls überhaupt nicht mehr, weder sein eigener noch die irgendwelcher Leute. Die Linie, die Form, das handwerkliche Geschick, die Silhouette, mit all dem hatte er nichts mehr zu schaffen. Die Leute durften tragen, was ihnen gefiel, und selbst die Besten hatten keine Wahl, bemerkte er. Viele von ihnen brauchten nichts anderes als eine Jeans, ein weißes Hemd oder ein geblümtes Kleid, Kleidungsstücke, die sie ihr Leben lang wuschen und immer wieder anzogen. Viele von ihnen hatten nicht die leiseste Ahnung, was handwerkliches Geschick überhaupt bedeutete. Wie etwa diese Leute, die jetzt mit blutigen Füßen und aufgerissenen Mündern an ihm vorbeirannten, ihn aus dem Weg stießen und »Feuer!« riefen und schrien wie ihre Kinder. »Mickie!« schrien sie, und »Pendel, du Schwein!« Er suchte Marta unter ihnen, sah sie aber nicht, und wahrscheinlich war sie zu dem Schluß gekommen, daß er ihr zu besudelt war, zu widerwärtig. Er hielt nach Mendozas metallicblauem Mercedes Ausschau, vielleicht hatte das Auto ja beschlossen, die Seiten zu wechseln und sich der panischen Menge anzuschließen, aber er entdeckte keine Spur davon. Er sah einen Hydranten, der in der Mitte amputiert war, und schwarzes Blut über die Straße spritzte. Ein paarmal sah er Mickie, der ihm aber nicht einmal zunickte.
    Beim Weitergehen stellte er fest, daß er ziemlich weit ins Tal geraten war und daß es das Tal sein mußte, das in die Stadt führte. Aber wenn man allein mitten auf einer Straße geht, die man täglich mit dem Auto befährt, erkennt man die vertrauten Wahrzeichen nur unter Schwierigkeiten wieder, besonders wenn sie von Leuchtraketen erhellt sind und man von angstvoll fliehenden Menschen hin und her geschubst wird. Aber er wußte, wohin er wollte. Zu Mickie, zu Marta. Zu dem Zentrum des orangeglühenden Feuerballs, der ihn unverwandt anstarrte, der ihn vorwärts trieb und mit den Stimmen all der neuen guten panamaischen Nachbarn auf ihn einredete; und es war noch nicht zu spät für ihn, sie alle kennenzulernen. Und dort, wohin er nun lief, würde ihn bestimmt nie wieder jemand darum bitten, seine äußere Erscheinung zu verbessern, und dort gäbe es auch keine Menschen, die seine Träume mit ihrer furchtbaren Realität verwechseln würden.

Danksagung
    Niemand, der mich beim Schreiben dieses Romans unterstützt hat, kann für eventuelle Mängel des Buchs verantwortlich gemacht werden.
    In Panama gilt mein Dank zuallererst dem bekannten amerikanischen Autor Richard Koster, der mir mit enormem Elan und Einsatz viele Türen geöffnet hat und stets mit hilfreichen Ratschlägen zur Stelle gewesen ist. Alberto Valvo gewährte mir großmütig Zeit und Unterstützung. Roberto Reichard war ungemein hilfsbereit und gastfreundlich und erwies sich nach Abschluß des Buchs als der geborene Lektor. Der mutige Guillermo Sanchez, ein unerschrockener Kritiker Noriegas und bis zum heutigen Tag La Prensas wachsamer Kämpfer für ein anständiges Panama, erwies mir die Ehre, das fertige Manuskript zu lesen und ihm seinen Segen zu geben; das gleiche tat Richard Wainio von der Panamakanal-Kommission, der sogar da noch lachen konnte, wo weniger große Männer blaß geworden wären.
    Andrew und Diana Hyde opferten trotz der Zwillinge manche Stunde ihrer kostbaren Zeit, verschonten mich mit neugierigen Fragen und bewahrten mich vor einigen peinlichen Schnitzern. Dr. Liborio García-Correa und seine Familie nahmen mich in die Familie auf und machten mich mit Menschen und Orten bekannt, zu denen ich sonst niemals vorgedrungen wäre. Ich werde Dr. García-Correa für die unermüdlichen Nachforschungen, die er mir zuliebe angestellt hat, ewig dankbar sein, sowie für die herrlichen Ausflüge, die wir gemeinsam unternommen haben – insbesondere nach Barro Colorado. Sarah Simpson, Besitzerin und Geschäftsführerin des Restaurants Pavo Real, servierte mir köstliche Speisen. Hélène Breebaart, die schöne Kleider für die schönen Frauen Panamas macht, beriet mich freundlich bei der Einrichtung meines Herrenschneidergeschäfts. Und die Mitarbeiter am Smithsonian Tropical Research Institute schenkten mir zwei unvergeßliche Tage.
    Meine Schilderung des Stabs der Britischen Botschaft in Panama beruht auf reiner Erfindung. Die britischen
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