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Der Schneider

Der Schneider

Titel: Der Schneider
Autoren: Carre
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absurd.
    F: In welcher Beziehung hat Maltby zu Abraxas gestanden?
    A: Von einer solchen Beziehung ist uns nichts bekannt.
    F: Trifft es zu, daß Panama für einen Mann von Maltbys intellektuellem Kaliber ein ziemlich bescheidener Posten war?
    A: Wir haben großen Respekt vor der Republik Panama. Mr. Maltby war der richtige Mann für diesen Posten.
    F: Wo befindet er sich jetzt?
    A: Botschafter Maltby. hat zur Abwicklung persönlicher Angelegenheiten Urlaub auf unbestimmte Zeit genommen.
    F: Können Sie über diese Angelegenheiten etwas genaueres sagen?
    A: Es sind persönliche Angelegenheiten, wie gesagt.
    F: Persönlich in welcher Hinsicht?
    A: Soweit uns bekannt ist, hat Mr. Maltby eine Erbschaft angetreten und erwägt möglicherweise eine neue Karriere. Er ist ein anerkannter Geisteswissenschaftler.
    F: Wollen Sie damit sagen, man hat ihn rausgeschmissen?
    A: Natürlich nicht.
    F: Ausbezahlt?
    A: Ich danke Ihnen, daß Sie diese Pressekonferenz besucht haben.
     
    Mrs. Maltby, die man in ihrem Haus in Wimbledon aufgespürt hatte, wo sie als Bowls-Spielerin bekannt war, lehnte vernünftigerweise jede Auskunft über den Aufenthaltsort ihres Mannes ab: »Nein, nein. Verschwindet alle miteinander. Aus mir bekommt ihr nichts heraus. Euch Pressegeier kenne ich schon lange. Ihr seid Blutegel, ihr denkt euch dauernd was aus. Ich sage nur Bermuda, damals, als die Königin uns dort besucht hat. Nein, ich habe nichts von ihm gehört, kein Wort. Wozu auch. Sein Leben gehört ihm, das hat nichts mit mir zu tun. Sicher wird er eines Tages mal anrufen, falls er sich an die Nummer erinnert und ein paar Münzen in der Tasche hat. Mehr sage ich nicht. Spion ? Macht euch doch nicht lächerlich. Meint ihr, das hätte ich nicht gemerkt? Abraxas ? Nie gehört. Hört sich an wie ein Gesundheitsklub. Ja, den kenne ich. Das Scheusal hat mich bei der Party zum Geburtstag der Königin von oben bis unten vollgekotzt. Ein widerwärtiger Mensch. Was soll das heißen, Sie armer Irrer, er hat eine Romanze? Haben Sie nicht die Fotos gesehen? Sie ist vierundzwanzig, er ist siebenundvierzig, und das ist noch untertrieben.«
    SITZENGELASSENE BOTSCHAFTERGATTIN: ICH KRATZE DER TOCHTER DES ABGEORDNETEN DIE AUGEN AUS. Ein dreister Reporter behauptete, das Paar in Bali aufgespürt zu haben. Ein anderer, berühmt für seine geheimen Quellen, ortete die beiden in einer Luxusvilla in Montana, wie sie fähigen Leuten, die sich besondere Verdienste erworben hätten, von der CIA zur Verfügung gestellt werde.
    » Miß Francesca Deane hat ihre Stellung beim Auswärtigen Dienst noch in Panama von sich aus gekündigt . Sie war eine tüchtige Beamtin , und wir bedauern ihre Entscheidung , die ausschließlich aus persönlichen Gründen getroffen wurde .«
    F: Aus denselben Gründen wie Maltby?
    A: (dieselbe Sprecherin; angeschlagen aber ungebeugt) Die nächste Frage.
    F: Heißt das: Kein Kommentar?
    A: Es heißt: Die nächste Frage. Es heißt: Kein Kommentar. Wo ist der Unterschied? Könnten wir das Thema wechseln und uns ernsteren Dingen zuwenden?
    (Eine lateinamerikanische Journalistin durch ihren Dolmetscher):
    F: War Francesca Deane die Geliebte von Mickie Abraxas?
    A: Was soll denn das nun?
    F: Viele Leute in Panama sagen, daß sie für die Zerrüttung von Abraxas’ Ehe verantwortlich sei.
    A: Ich kann wohl kaum kommentieren, was angeblich viele Leute in Panama sagen.
    F: Viele Leute in Panama sagen auch, Stormont, Maltby, Deane und Osnard seien ein gut ausgebildeter Kader britischer Terroristen gewesen, die von der CIA den Auftrag bekommen hätten, die demokratische Regierung von Panama zu infiltrieren und von innen heraus zu stürzen!
    A: Ist diese Frau akkreditiert? Hat jemand sie überhaupt schon einmal gesehen? Entschuldigen Sie. Würden Sie bitte dem Saalordner Ihren Presseausweis zeigen?
     
    Der Fall Nigel Stormont erregte nur wenig Aufsehen. LIEBESTOLLER DIPLOMAT AUF ABWEGEN und ein erneuter Aufguß seiner längst abgenudelten Liebesaffäre mit der Frau eines ehemaligen Kollegen während seiner Dienstzeit in der Britischen Botschaft in Madrid kamen nicht über die Morgenausgaben hinaus. Paddy Stormonts Einweisung in eine Schweizer Krebsklinik und Stormonts geschickter Umgang mit der Presse vereitelten weitere Spekulationen. Nach einigen Tagen galt Stormont nur noch als kleines Licht in einer Sache, die jetzt als gewaltiger und unergründlicher britischer Coup gewertet wurde; Hatrys bestbezahlter Leitartikler schrieb dazu: »Amerika ist noch einmal
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