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Der Schlüssel zum Tode Kommissar Morry

Der Schlüssel zum Tode Kommissar Morry

Titel: Der Schlüssel zum Tode Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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leiten. Sie ist wie eine Sklavin, dachte Ralph Condray verwundert. Wie eine Leibeigene, die man mit Hunger und Prügel zähmt. Sie wird an der Seite Mack Ruppers nicht viele schöne Stunden erlebt haben. Sie saß ihm mit verschränkten Armen gegenüber und beobachtete ihn aus großen Augen. Sie sah ihm zu, wie er aß und trank.
    „Wo warst du in den vergangenen Jahren?“, fragte sie herb. „Im Ausland natürlich, nicht wahr?“
    „Ich war in Südamerika.“
    „In Südamerika? Was hast du dort getrieben?“
    „Ich besaß eine Mine.“
    „Eine Mine? Was ist das?“
    „Ein Bergwerk“, erklärte Ralph Condray. „Ich hatte dreihundert Kumpels beschäftigt. Der Betrieb blühte.“
    „Warum hast du ihn dann aufgegeben?“
    „Ich mußte. Die Regierung plante, genau an dieser Stelle einen Staudamm zu errichten. Man hat mich für die Grube entschädigt. Ich bekam eine Menge Geld ausgezahlt, das ich in Diamanten anlegte."
    „Du lügst noch genauso wie früher“, sagte Maud Ruby verächtlich.
    „Deine Fantasie ist auffallend gut entwickelt. Aber sonst taugst du so wenig wie Mack Rupper.“
    Ralph Condray ging lächelnd zu seinem Koffer und öffnete ihn. Er nahm einen schweren Lederbeutel heraus und schüttete den Inhalt kurzerhand auf den Tisch.
    Das war ein Sprühen und Gleißen, daß es Maud Ruby den Atem verschlug. Geblendet starrte sie auf die funkelnden Schätze. Nur ein Drittel der Steine war geschliffen. Alles andere waren Rohdiamanten. „Ich will mir damit ein Geschäft aufbauen“, sagte
    Ralph Condray nachdenklich. „Vielleicht einen Juwelierladen, vielleicht eine kleine Privatbank. Ich weiß es noch nicht. Jedenfalls werde ich morgen in aller Frühe die Steine in einem Banktresor verschließen lassen.“
    Er breitete die schimmernden Dinger auf der Tischplatte aus und wühlte eine Weile darin herum. Noch immer sprühten tausend helle Funken durch den Raum.
    „Hier“, sagte er nach kurzem Zögern, „such dir die schönsten aus. Ich möchte sie dir schenken.“ Maud Ruby hatte schon die Hände über der Tischplatte, da zog sie sie auf einmal jäh zurück. Geradeso, als hätte sie sich die Finger verbrannt.
    „Nein“, sagte sie dann mit zusammengepreßten Lippen. „Ich will nichts davon. Das Zeug stammt sicher aus einem Einbruch. Es ist doch so?“
    „Nein, das ist nicht so“, wehrte sich Ralph Condray, aber er predigte tauben Ohren. Maud Ruby zog sich in ihre Ecke zurück. Sie wollte nichts mehr von den verlockenden Schätzen sehen.
    „Schade“, sagte Ralph Condray achselzuckend. „Ich hätte dir gern eine Freude gemacht. Na, vielleicht überlegst du es dir noch.“
    Er schüttete die Steine wieder in den Lederbeutel und legte ihn in den Koffer zurück. Er war kaum fertig mit dieser Arbeit, da schlug die Flurglocke an. Befremdet hob er den Kopf.
    „Wer ist das?“, fragte er hastig. „Erwartest du Besuch? Hattest du außer Mack Rupper noch andere Freunde?“
    Maud Ruby gab keine Antwort. Sie ging langsam zur Tür. Ihre Haltung war plötzlich kraftlos und hinfällig. Als sie zurückkehrte, drangen vier Uniformierte und ein Detektiv in Zivil unmittelbar hinter ihr in das Zimmer ein.
    „Ich bin Wachtmeister Swan“, sagte der Mann im braunen Ledermantel, dem offensichtlich das ganze Kommando unterstand. „Wir haben einen Durchsuchungsbefehl für Ihre Wohnung, Miß Ruby. Sie könnten sich diese Unannehmlichkeit allerdings ersparen, wenn Sie uns sagen würden, wo er ist.“
    „Wer?“, fragte Maud Ruby mit erschreckten Augen.
    „Mack Rupper!“
    Sekundenlang war es völlig still. Niemand sprach ein Wort. Maud Ruby hatte den Blick tief gesenkt.
    „Sie wissen doch, daß er ein Mörder ist“, herrschte Wachtmeister Swan sie in scharfem Tonfall an. „Wenn Sie ihn hier beherbergen, machen Sie sich strafbar. Ihre Freundschaft zu ihm kann Sie ein paar Jahre Gefängnis kosten. Hoffentlich ist Ihnen das klar. Also, wo ist er?“
    „Ich weiß es nicht“, sagte Maud Ruby tonlos.
    Der Wachtmeister gab seinen Konstablern einen Wink. „Durchsuchen Sie alle Räume“, rief er schroff. „Diese Dame will es nicht anders. Sie hat heute noch nicht begriffen, daß Mack Rupper ein wahrer Teufel ist.“
    Während sich die Uniformierten eifrig an ihre Arbeit machten, nahm Wachtmeister Swan Ralph Condray aufs Korn.
    „Wer sind Sie?“, fragte er in dienstlicher Strenge.
    Ralph Condray nannte seinen Namen.
    „Hm. Und was tun Sie hier?“
    „Ich überbrachte Maud die Grüße eines Bekannten.“
    „Eines
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