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Der Schlüssel zum Tode Kommissar Morry

Der Schlüssel zum Tode Kommissar Morry

Titel: Der Schlüssel zum Tode Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Bekannten? Sieh mal an! Wo wohnt dieser Herr?“
    „In Südamerika“, lächelte Ralph Condray sanftmütig.
    „In Südamerika? Wollen Sie mich etwa auf den Arm nehmen?“
    „Keineswegs, Sir! Ich komme eben aus Südamerika. Ich war sieben Jahre in diesem schönen Land.“
    „Zeigen Sie mir Ihren Paß“, schnarrte Wachtmeister Swan von oben herab.
    Ralph Condray gehorchte. Er nahm seine Papiere aus der Brieftasche und drückte sie dem Wachtmeister höflich in die Hand.
    Wieder vergingen ein paar Sekunden in tiefstem Schweigen. Die Blicke Maud Rubys wanderten angstvoll zwischen den beiden Männern hin und her. Wenn eine Stecknadel zu Boden gefallen wäre, hätte man es hören können, so still war es.
    „In Ordnung“, sagte Wachtmeister Swan schließlich. „Zumindest kann ich im Moment keine Fälschung erkennen. Ich werde später im Erkennungsdienst nachfragen, ob Sie nicht vorbestraft sind. Männer, die mit Maud Ruby verkehren, haben im allgemeinen keine ganz weiße Weste.“
    Nach etwa fünf Minuten kamen die Konstabler mit hängenden Köpfen in das Zimmer zurück. Sie machten Gesichter, als hätten sie sämtlich einen Eselstritt erhalten.
    „Nichts, Sir“, verkündeten sie wie aus einem Munde. „Wir hätten uns die Durchsuchung ersparen können. Dieser Schurke hat sich rechtzeitig aus dem Staub gemacht.“
    Wachtmeister Swan wandte sich wieder an das verstörte Mädchen.
    „Wissen Sie, wo er ist?“, fragte er lauernd. „Er muß sich doch irgendwo versteckt halten? Oder ist er etwa . . . getürmt?“
    Maud Ruby blieb schweigsam. Es war einfach kein Wort aus ihr herauszubringen. Noch immer blickte sie stumm und kummervoll auf den Boden nieder.
    „Wir werden wiederkommen“, sagte Wachtmeister Swan drohend.
    „Sollte Mack Rupper unvermutet hier auftauchen, so haben Sie uns das sofort zu melden, verstanden? Andernfalls müßten wir Sie ins Frauengefängnis Holloway einliefern.“
    Das war zunächst das Ende der dramatischen Vorstellung. Die Beamten verschwanden so rasch, wie sie gekommen waren. Wachtmeister Swan machte den letzten. Behutsam schloß er alle Türen hinter sich. Dann verhallten seine Schritte draußen auf der Treppe. Das Zimmer, das eben noch soviel Lärm gesehen hatte, wirkte nun wieder still und friedlich. Ralph Condray blickte kopfschüttelnd zu Maud Ruby hinüber.
    „Er ist also ein Mörder“, sagte er mit sichtlichem Abscheu. „Wie konntest du dich mit einem solchen Mann einlassen? Bei deinem Aussehen hättest du sicher auch einen anderen gefunden.“
    Maud Ruby fuhr hastig aus ihrem Brüten auf. „Du hast es nötig“, sagte sie bitter. „Mit welchem Recht willst du Mack Rupper verdammen? Du bist um kein Haar besser als er. Ich wollte, ich hätte euch alle nie gesehen.“
    Ralph Condray biß sich auf die Lippen. Was wollte er eigentlich noch hier? Es war höchste Zeit, den Irrtum mit einem offenen Wort aufzuklären. Warum zögerte er noch immer, das zu tun? Wer konnte wissen, in welches Schlangennest er sich da setzte? Allem Anschein nach verdiente auch Maud Ruby keinerlei Anteilnahme.
    Und dennoch war etwas in ihren Augen und in ihrem Gesicht, das ihn seltsam berührte. Er hätte nicht sagen können, was es war. Aber er sah, daß sie sich hilflos und unglücklich fühlte. Das bewog ihn zum Bleiben.
    „Ich habe genug für heute“, sagte Maud Ruby nach einiger Zeit. „Ich gehe jetzt schlafen. Kommst du mit?“
    Ralph Condray blickte sie verständnislos an. Er war seit Jahren nicht mehr rot geworden. Aber in diesem Moment verfärbte sich sein Gesicht.
    Maud Ruby ging scheu an ihm vorbei.
    „Wenn dir Mack Rupper meine Schlüssel gegeben hat“, sagte sie mit dunkler Stimme, „so weiß ich, was das bedeutet. Ich bin wie ein Möbelstück, das von einer Hand in die andere geht. Man gewöhnt sich allmählich daran.“
    Ralph Condray stand noch immer wie festgewurzelt am gleichen Fleck. Er wollte einfach nicht begreifen, was er eben gehört hatte. Noch nie in seinem Leben hatte er etwas ähnliches erlebt. „Ich bleibe hier“, sagte er endlich. „Das Sofa ist für mich gut genug. Ich habe schon schlechter geschlafen.“
    Er bemerkte, daß ihn Maud Ruby aus großen, erstaunten Augen anblickte. Es entging ihm auch nicht, daß sie etwas zu ihm sagen wollte. Aber dann wandte sie sich rasch ab und ging aus dem Zimmer. Ralph Condray blieb zurück und bereitete sein Lager für die Nacht. Er zog sich aus und schlüpfte unter die grobe Decke. Dann löschte er das Licht. Er war rechtschaffen
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