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Der Schlüssel zum Tode Kommissar Morry

Der Schlüssel zum Tode Kommissar Morry

Titel: Der Schlüssel zum Tode Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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müde von der Reise. Schon nach wenigen Minuten fielen ihm die Augen zu.
    Hoffentlich habe ich dieses Abenteuer nie zu bereuen, dachte er noch, ehe er in den Schlaf sank. Es wäre unverzeihlich, wenn ich hier schon am ersten Abend meine Zukunft verspielen würde. Aufregende Träume begleiteten ihn in den Schlaf hinüber. Er sah sich von ein paar dunklen Gestalten umringt, und er spürte mit jäh aufsteigender Angst, wie man ihn zu Boden zerrte und mit brutalen Hieben niederschlug. Sie rissen ihm beinahe die Arme aus. Einer kniete ihm auf der Brust; die ändern hielten blinkende Waffen in den verkrampften Händen.
    Und dann auf einmal merkte Ralph Condray, daß er gar nicht träumte. Schweißgebadet fuhr er empor. Mit verstörten Blicken starrte er in die Dunkelheit.
    Er hörte raunende Stimmen neben seinem Lager. Auf seiner Brust lag ein schweres Gewicht. Er konnte die Arme nicht bewegen. Von der Tür her geisterte ein dünner Lichtstrahl durch den Raum. Er wanderte wie ein ausgestreckter Finger durch die Finsternis und blieb schließlich auf dem Koffer haften.
    „Was ist denn?“, fragte Ralph Condray mit schwerer Zunge. „Was hat denn das . . . ?“
    Weiter kam er nicht. Ein krachender Hieb sauste an seine Schläfe. Ein zweiter Schlag zertrümmerte ihm beinahe die Stirn. Ächzend fiel er in die Kissen zurück. Sein Bewußtsein verdämmerte. Die Schmerzen pochten nur noch dumpf an sein Hirn. Vor seinen Augen stand eine schwarze Wand. Er wußte nicht mehr, was mit ihm geschah.
    Als er dann endlich aus seiner bleiernen Ohnmacht erwachte, war alles vorüber. Der Spuk hatte sich in Nichts aufgelöst. Die Deckenlampe spendete friedlichen Schein. Neben ihm stand Maud Ruby im seidenen Morgenmantel und legte abwechselnd nasse Tücher auf seine glühende Stirn.
    Es dauerte eine geraume Weile, bis er die Kraft fand, sie anzureden. Argwöhnisch tastete er ihr hübsches Gesicht ab. Seine Blicke bohrten sich forschend in die ihren.
    „Wer war das?“, fragte er tonlos. „Was haben sie gewollt?“
    Maud Ruby hob kaum das Gesicht. „Sie durchwühlten deinen Koffer“, sagte sie wortkarg. „Anscheinend waren sie auf die Diamanten aus. Sie haben den Lederbeutel mitgenommen. Ich habe schon danach gesucht. Er ist verschwunden. Die Schlösser des Koffers sind aufgesprengt.“
    Das war eine vernichtende Nachricht für Ralph Condray. Er sank stöhnend zurück. Um seine Mundwinkel grub sich ein Zug von Bitterkeit und Schmerz. Sein Gesicht wurde weiß wie Kreide. „Hast du sie erkannt?“, fragte er stammelnd.
    „Nein.“
    „Wo warst du, als sie in die Wohnung kamen?“
    „In meinem Zimmer.“
    „Und du hast nichts von allem gehört?“
    „Doch“, sagte Maud Ruby mit gesenktem Blick. „Ich erwachte schon beim ersten Geräusch. Ich sprang aus dem Bett und zog diesen Mantel an. Aber als ich die Tür öffnete, stand plötzlich ein riesiger Bursche vor mir und versperrte mit den Weg. Er bedrohte mich mit dem Tod, wenn ich nicht schweigen würde. Was sollte ich da tun? Ich bin nur ein Mädchen.“
    „Hm“, sagte Ralph Condray in seltsamem Ton. „Ein Mädchen. Und was für eins. Wenn du wenigstens den Mut zur Wahrheit hättest. Gib doch zu, daß es deine Freunde waren, die mich hinterhältig im Schlaf überfielen. Du hast ihnen die Sache mit den Diamanten erzählt, wie? Der Tip stammte von dir. Und später werdet ihr euch die Beute teilen. Stimmts nicht?“
    Maud Ruby tränkte ein Tuch mit Wasser und legte es behutsam auf seine Stirn.
    „Du redest im Fieber“, sagte sie sanft. „Ich dachte mir gleich, daß du noch nicht bei klarer Besinnung bist. Wie könntest du auch sonst einen solchen Unsinn reden.“
    Ralph Condray hatte die Augen geschlossen und brütete dumpf vor sich hin. Aus, dachte er niedergeschlagen. Mit einer gesicherten Zukunft ist es aus. Ich habe mich die sieben Jahre drüben völlig umsonst abgeschuftet. Ich stehe mit leeren Händen vor dem neuen Lebensanfang. Was jetzt? Was soll nun werden?
    Maud Ruby schien die dunklen Gedanken erraten zu haben, die ihn bedrückten.
    „Du kannst hierbleiben“, sagte sie, „bis du eine andere Wohnung gefunden hast. Vielleicht kann ich dir auch helfen, einen guten Job zu finden. Wir reden morgen früh weiter darüber.“
    Sie drückte ihn in die Kissen zurück und wartete geduldig, bis er in den Schlaf sank. Erst dann verließ sie leise das Zimmer.
     
    2
     
    Im großen Saalbau am Mardon Place in Stepney hielt der Polizeiverein London Ost an diesem Abend seine große
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