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Der schlaue Urfin und seine Holzsoldaten

Der schlaue Urfin und seine Holzsoldaten

Titel: Der schlaue Urfin und seine Holzsoldaten
Autoren: Alexander Wolkow
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waren, und erklärte den Käuern,
wie sie sie zersägen sollten. Meister Petz schleppte die Klötzer in Urfins Hof. Dort stellte
der Tischler sie zum Trocknen hin - nicht in die Sonne, sondern in den Schatten, damit sie
keine Risse bekämen.
Nach einigen Wochen war das Holz trocken, und Urfin ging an die Arbeit. Zuerst
bearbeitete er die Körper und bereitete das Material für Arme und Beine vor. Für den
Anfang wollte er sich mit fünf Zügen von je zehn Mann begnügen. „Das wird wohl
ausreichen, um das Blaue Land zu erobern”, brummte er.
An die Spitze jedes Zuges wollte er einen Unteroffizier stellen, den Oberbefehl sollte ein
General ausüben.
,Die Körper der Soldaten müssen aus Kiefernholz sein, weil sich dieses leichter bearbeiten
läßt, die Köpfe aber aus Eiche, damit die Soldaten dem Feind auch mit den Köpfen zu
Leibe gehen können. Für Soldaten, die nicht zu denken brauchen, sind Eichenholzköpfe
überhaupt das beste`, entschied der Tischler.
Für die Unteroffiziere bereitete Urfin Mahagoniholz vor, für den General aber suchte er im
Walde einen Palisanderbaum aus. Die Kiefernholzsoldaten mit den Eichenholzköpfen
sollten vor den Unteroffizieren aus Mahagoniholz strammstehen, und diese wiederum
sollten dem schönen Palisandergeneral gehorchen.
Die Fertigung mannshoher Holzpuppen war für Urfin etwas ganz Neues. Deshalb schnitzte
er zuerst einen Probesoldaten mit grimmigem Gesicht und Augen aus Glasknöpfen und
bestreute Kopf und Brust der Puppe mit dem Zauberpulver. Als er einen Augenblick
innehielt, streckte die Puppe plötzlich ihren hölzernen Arm aus und versetzte ihm einen so
heftigen Schlag, daß er fünf Schritte zur Seite taumelte. Empört über diesen Mutwillen,
ergriff der Tischler das Beil, um die am Boden liegende Figur zu zerschlagen, besann sich
jedoch rechtzeitig.
,Hat keinen Sinn, eigene Arbeit zu zerstören. Wer hätte gedacht, daß der Kerl so kräftig
ist? Mit solchen Soldaten werde ich unbesiegbar sein!` dachte Urfin.
Als er den zweiten Soldaten fertig hatte, war es Urfin klar, daß die Schaffung einer ganzen
Armee viele Monate dauern würde. Er aber wollte möglichst schnell in den Krieg ziehen.
Deshalb beschloß er, die zwei fertigen Soldaten zu Gehilfen zu machen.
Es war nicht leicht, den Holzmännern das Tischlerhandwerk beizubringen. Sie kapierten so
langsam, daß Urfin die Geduld riß und er wütend zu schimpfen begann.
„Ihr Taugenichtse! Ihr Holzköpfe …!”
Bei einem neuerlichen Wutanfall brüllte er einen der Lehrlinge an. „Du, du… wie soll ich
dich nur nennen…” Da schlug sich dieser mit der Faust auf die hölzerne Brust, daß es
dröhnte, und erwiderte: „Holzkopf!”
Urfin lachte schallend:
„Gut, so will ich euch von jetzt an nennen - Holzköpfe, der Name paßt zu euch!”
Als die Kerle schon ein wenig vom Handwerk verstanden, begannen sie ihrem Meister
tatsächlich zu helfen. Sie behauten die Klötze für die Körper, Arme und Beine und
hobelten die Finger der künftigen Soldaten.
Es gab natürlich auch komische Vorfälle. Einmal mußte Urfin für kurze Zeit das Haus
verlassen. Vor dem We ggehen befahl er den Holzmännern, ein Dutzend Stämme zu
zersägen. Bei seiner Rückkehr bot sich ihm aber ein so entsetzliches Bild, daß er wie ein
Wilder zu toben anfing. Die Gehilfen hatten die Hölzer im Nu zersägt, und da sie nicht
wußten, was sie weiter tun sollten, begannen sie andere hölzerne Gegenstände zu zersägen.
Hobelbänke, Zaun und Tor mußten daran glauben … Auf dem Hof lagen bereits Berge
von Abfällen, die nur noch als Brennholz verwendet werden konnten. Aber selbst das war
den eifrigen Sägern nicht genug. Da der Meister noch immer nicht kam, begannen sie sich
gegenseitig in die Beine zu sägen!
Ein andermal spaltete ein Holzkopf mit Hilfe von Keilen einen dicken Klotz. Während er
den Keil mit dem Beil herausschlug, legte er aus Unerfahrenheit die Finger der Linken in
den Spalt. Der Keil flog heraus, die Finger aber blieben im Holz stecken. Als er sie nicht
freibekam, hackte er sie kurzerhand ab.
Seither hütete sich Urfin, die Gehilfen allein zu lassen.
Die Herstellung der Soldaten war in vollem Gange, und Urfin nahm die Unteroffiziere in
Arbeit.
Sie gerieten ihm großartig. Ihre Mahagonifiguren überragten die Soldaten, sie hatten noch
kräftigere Arme und Beine als diese und grimmige rote Gesichter, die jedermann Angst
einjagen konnten.
Die Soldaten durften aber nicht wissen, daß die
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