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Der schlaue Urfin und seine Holzsoldaten

Der schlaue Urfin und seine Holzsoldaten

Titel: Der schlaue Urfin und seine Holzsoldaten
Autoren: Alexander Wolkow
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Zaubereien verwendete.
Gingema haßte das ganze Menschengeschlecht und beschloß, es zu vernichten. Zu diesem
Zweck beschwor sie einen schrecklichen Sturm herauf, den sie über Berge und Wüsten
hinweg in die Städte und Dörfer lenkte, damit er sie zerstöre und die Menschen unter ihren
Trümmern begrabe.
Das tückische Vorhaben wurde jedoch durch die gute Zauberin Willina vereitelt, die im
Nordwesten des Wunderlandes lebte. Der Sturm erfaßte nur ein kleines Häuschen in der
Steppe von Kansas: einen Packwagen, dem man die Räder abgenommen hatte. Auf
Willinas Befehl trug der Sturm das Häuschen in das Land der Käuer und ließ es auf
Gingema niedergehen, die dabei umkam.
Wie staunte aber Willina, als sie im Häuschen ein Mädelchen erblickte! Es war die kleine
Elli, die mit ihrem geliebten Hündchen Totoschka vor dem Gewitter in das Häuschen
geflüchtet war.
Willina wußte nicht, wie sie Elli helfen sollte, in ihre Heimat zurückzukehren. Sie riet ihr,
in die Smaragdenstadt, die Hauptstadt des Wunderlandes, zu ziehen, wo man ihr bestimmt
helfen werde.
Über den Herrscher der -Smaragdenstadt, Goodwin den Großen und Schrecklichen, gingen
verschiedene Gerüchte um. Es, mache ihm nichts aus, hieß es, die Felder mit Feuerregen
zu verbrennen oder die Häuser der Menschen mit Ratten und Fröschen zu
überschwemmen. Deshalb sprachen die Leute nur flüsternd von ihm, denn sie hatten
Angst, ihn durch ein unvorsichtiges Wort zu reizen.
Elli folgte dem Rat der guten Fee und machte sich auf den Weg, in der Hoffnung, Goodwin
werde sich nicht als so schrecklich erweisen, wie die Leute sagten, und er werde ihr helfen,
nach Kansas zurückzukehren.
Den menschenscheuen Urfin hatte das Mädchen niemals gesehen. An dem Tag, als das
Häuschen Gingema getötet hatte, war der Tischler nicht dagewesen. Er hatte sich damals
im Auftrag der Zauberin nach einem entlegenen Teil des Blauen Landes aufgemacht. Die
Nachricht vom Tod seiner Herrin ärgerte und freute ihn zugleich. Er bedauerte es, eine so
mächtige Beschützerin verloren zu haben, hoffte aber, in den Besitz ihres Reichtums und
ihrer Macht zu gelangen.
In der Umgebung der Höhle gab es keine Menschen, und Elli und Totoschka befanden sich
gerade auf dem Weg in die Smaragdenstadt.
Urfin kam der Gedanke, sich in der Höhle niederzulassen und sich zum Nachfolger
Gingemas und Herrscher des Blauen Landes auszurufen. Die ängstlichen Käuer würden es
hinnehmen und nicht zu murren wagen.
Die verräucherte Höhle mit Bündeln getrockneter Mäuse an den Wänden, einem
ausgestopften Krokodil unter der Decke und anderem Hexenkram war aber so naß und
dunkel, daß Urfin erschauerte.
„Brr! In diesem Loch soll ich leben? Niemals!”
Er begann nach den silbernen Schuhen zu suchen, die, wie er wußte, der Hexe besonders
teuer gewesen waren. Vergeblich durchstöberte er aber die Höhle - die Schuhe waren nicht
zu finden.
„Uf-uf-uf !” hörte er plötzlich eine höhnische Stimme über sich, die ihn erzittern ließ.
Von einer hohen Stange blickten zwei gelbe Augen auf ihn herab, die im Dunkel
leuchteten.
,,Bist du es, Guam, die Eule?”
„Nicht Guam, sondern Guamokolatokint”, entgegnete barsch der Vogel.
„Und wo sind die anderen Eulen?”
„Fortgeflogen!”
„Warum bist du biergeblieben?”
„Was soll ich denn im Walde tun? Vielleicht Vögel fangen wie die gewöhnlichen Eulen
und Uhus …? Für diese anstrengende Beschäftigung bin ich zu alt und zu klug!”
Urfin kam eine Idee.
„Hör mal, Guam …” Die Eule schwieg. „Guamoko … Guamokolatokint!”
„Sprich!”
„Willst du bei mir bleiben? Ich werde dich mit Mäusen und zarten Kücken füttern.”
„Wohl nicht umsonst?” entgegnete der kluge Vogel.
„Wenn die Leute sehen, daß du mir dienst, werden sie glauben, ich sei ein Zauberer.”
„Keine schlechte Idee”, stellte die Eule fest. „Nun gut, ich bin einverstanden. Als erstes
will ich dir sagen, daß du die silbernen Schuhe vergeblich suchst. Die hat ein kleines Tier
namens Totoschka fortgetragen, dessen Art mir unbekannt ist.”
Die Eule blickte Urfin scharf an und fragte dann:
„Und wann beginnst du Frösche und Blutegel zu essen?”
„Was?” fragte Urfin erstaunt. „Blutegel essen? Wozu das?”
„Weil es sich f ür böse Zauberer so gehört! Erinnerst du dich denn nicht, wie gewissenhaft
Gingema Mäuse aß und danach Blutegel verschlang?”
Urfin bekam eine Gänsehaut. Das Essen der alten Hexe hatte bei ihm stets Ekel
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