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Der schlaue Urfin und seine Holzsoldaten

Der schlaue Urfin und seine Holzsoldaten

Titel: Der schlaue Urfin und seine Holzsoldaten
Autoren: Alexander Wolkow
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setzten die beiden ihren Streit nun im Flüsterton fort.
Urfin schmiedete Zukunftspläne. Ihm gebühre jetzt eine höhere Stellung im Blauen Lande,
sagte er sich. Er wußte aber, daß die Käuer nach Gingemas Tod einen ehrwürdigen Alten,
Prem Kokus, zu ihrem Herrscher gewählt hatten, unter dessen Regierung das Volk froh
und frei lebte.
Urfin trat ins Zimmer und begann auf und ab zu gehen. Die Eule und der Bär schwiegen,
während der Tischler vor sich hin murmelte:
„Warum ist eigentlich Prem Kokus Herrscher der Käuer geworden? Ist er vielleicht klüger
als ich? Oder ein so geschickter Handwerker wie ich? Oder ist seine Haltung etwa so
majestätisch wie die meine?” Urfin reckte sich, schob die Brust heraus und blies die
Wangen auf. „Nein, dem Prem Kokus bin ich weit überlegen!”
Der Bär nickte beflissen.
„Richtig, Herr, du siehst majestätisch aus’.”
„Dich hab ich nicht gefragt!” brüllte Urfin und fuhr fort: „Prem Kokus ist freilich viel
reicher als ich: Er besitzt große Felder, auf denen viele Menschen arbeiten. Aber jetzt, wo
ich das lebenspendende Pulver hab, kann ich mir so viele Arbeiter machen, wie ich will.
Sie werden für mich Wälder roden, und dann werde auch ich Felder haben … Aber halt,
mir fällt etwas ein! Wie, wenn ich mir anstelle von Arbeitern Soldaten mache …!“
Ja, ja, ja! Ich mach mir grimmige, starke Soldaten, und dann sotten die Käuer es wagen,
mich nicht als ihren Herrscher anzuerkennen!”
Urfin rannte aufgeregt im Zimmer auf und ab.
„Selbst der jämmerliche kleine Clown hat so furchtbar gebissen, daß es mir noch jetzt
wehtut`, dachte er, ,wenn ich aber hölzerne, mannshohe Soldaten anfertige und ihnen
zeige, wie man mit Waffen umgeht … Oh, dann werde ich mich selbst mit einem
Goodwin messen können …`
    Bei diesem Gedanken hielt er sich ängstlich den Mund zu, denn es schien ihm, als habe er
die letzten Worte laut aus gesprochen.
„Wie, wenn der Große und Schreckliche es gehört hat?` Urfin zog den Kopf ein, als
erwarte er den Schlag einer unsichtbaren Hand. Aber nichts geschah, und Urfin beruhigte
sich.
„Man sollte immerhin vorsichtiger sein`, dachte er. ,Für den Anfang kann ich mich ja mit
dem Blauen Land begnügen. Aber später …“
Er wagte jedoch nicht, den Gedanken zu Ende zu denken - zu sehr fürchtete er Goodwin . .
…Urfin kannte die Pracht und den Reichtum der Smaragdenstadt. Er war in seiner Jugend
dort gewesen und hatte die verlockenden Schätze dieser Stadt noch gut im Gedächtnis.
Er hatte dort wunderbare Häuser gesehen, deren obere Stockwerke breiter waren als die
unteren und deren Dächer sich über den Straßen fast berührten. In den Straßen war es
deshalb immer dunkel und kühl. In diesem Halbdunkel wandelten gemächlich die
Einwohner, die alle, grüne Brillen trugen, und Smaragden, die in den Wänden der Häuser
und sogar zwischen den Pflastersteinen eingesprenkelt waren, strahlten ein geheimnisvolles Licht aus …
Zur Bewachung dieser ungeheuren Schätze hielt Goodwin, der Zauberer, kein großes Heer
- seine Armee bestand aus nur einem einzigen Soldaten namens Din Gior. Goodwin
brauchte ein Heer, denn ein Blick seiner Augen genügte, jeden feindlichen Heerhaufen zu
versengen!
Din Gior widmete seine ganze Zeit der Pflege seines Bartes. Das war aber auch ein
einmaliger Bart - er reichte bis zur Erde. Der Soldat kämmte ihn den ganzen lieben Tag mit
einem Kamm aus Kristall, und manchmal flocht er ihn zu einem Zopf zusammen.
Einmal führte Din Gior bei einem Palastfest zur Unterhaltung des Volkes Kunststücke mit
Waffen vor. Er ging dabei mit Schwert, Lanze und Schild so geschickt um, daß die Menge
über alle Maßen staunte.
Nach der Parade trat Urfin an Din Gior heran und sagte:
„Ehrenwertester Din Gior, gestattet mir, Euch meine Begeisterung auszusprechen! Wo
habt Ihr denn diese Künste gelernt?”
Geschmeichelt erwiderte der Soldat: „In alten Zeiten wurden in unserem Land oft Kriege
geführt, ich hab darüber in den Chroniken gelesen. Alte militärische Schriften erzählen
davon, wie die Hauptleute ihre Soldaten abrichteten, welche militärischen Übungen es
damals gab und wie die Befehle erteilt wurden. Das alles hab ich eifrig studiert und dann
angewandt. Ihr seht, es war nicht vergeblich …”
Um die militärischen Übungen des Soldaten Din Gior in seinem Gedächtnis aufzufrischen,
nahm sich Urfin den hölzernen Clown vor.
„Hallo, Clown!” rief er, „wo steckst du?”
„Hier,
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