Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der schlaue Urfin und seine Holzsoldaten

Der schlaue Urfin und seine Holzsoldaten

Titel: Der schlaue Urfin und seine Holzsoldaten
Autoren: Alexander Wolkow
Vom Netzwerk:
ehrgeizige Tischler, daß es ihm nutzen könne.
Vorerst wollte er aber prüfen, wie groß die Kraft des lebenspendenden Pulvers sei. Auf
dem Tisch stand ein ausgestopfter Papagei mit blauen, roten und grünen Federn. Urfin
nahm etwas braunes Pulver und streute es über Kopf und Rücken des Vogels.
Da ereignete sich etwas ganz Unbegreifliches. Das Pulver begann zu zischen und zu
rauchen, die winzigen braunen Körnchen drangen durch die Federn in die Haut des
Papageis und verschwanden. Der Vogel regte sich, reckte den Kopf, blickte um sich, hob
die Schwingen und flog kreischend durch das offene Fenster ins Freie.
„Es wirkt!” frohlockte Urfin. „Es wirkt! … Wie kann ich es noch anders ausprobieren?”
An der Wand hing ein riesiges Hirschgeweih. Urfin bestreute es reichlich mit dem Pulver.
„So, wollen doch mal sehen.”
Er brauchte nicht lange zu warten. Wieder stieg Rauch auf, wieder schmolzen die
Körnchen, dann knarrte es plötzlich, und die Nägel, mit denen das Geweih an die Wand
geschlagen war, flogen hinaus. Das Geweih fiel zu Boden, überschlug sich und sauste
durch die Luft auf den verdutzten Urfin zu.
„Auweh!” schrie er und floh.
Das Geweih verfolgte ihn mit ungeahnter Behendigkeit - auf das Bett, auf den Tisch und
unter ihn … Das Bärenfell drückte sich ängstlich an die Tür.
„Herr!” rief es. „Öffne!”
Den Stößen ausweichend, schob Urfin den Riegel zurück und sprang hinaus. Brüllend
folgte ihm der Bär, und hinter den beiden in wilden Sätzen das Geweih. Bald war nur noch
ein wirres Knäuel zu sehen, das die Stufen hinunterpolterte. Aus dem Hause drang das
höhnische Gekicher der Eule. Das Geweih prallte gegen die Gartenpforte, die aus den
Angeln flog, und raste dem Walde zu. Urfin erhob sich keuchend.
„Verdammt!” stöhnte er, seine Rippen betastend. „Das war aber toll!”
Der Bär jedoch sagte vorwurfsvoll:
„Weißt du denn nicht, Herr, daß die Hirsche gerade in dieser Jahreszeit besonders
rauflustig sind? Du bist noch gut davongekommen … Aber die Hirsche im Walde, die
beneid ich nicht - das Geweih wird’s ihnen geben!” Der Bär ließ ein heiseres Kichern
hören.
Urfin wußte nun, daß man mit dem Pulver vorsichtig umgehen müsse. Er beschloß, von
jetzt an nicht alles wahllos zu beleben, was ihm unter die Hände kam.
Im Zimmer sah es wüst aus: Tisch, Stühle und Geschirr lagen zerbrochen umher, in der
Luft wirbelten die Daunen eines aufgeschlitzten Kissens.
Wütend fuhr Urfin die Eule an:
„Warum hast du mich vor dem Geweih nicht gewarnt?”
Worauf der rachsüchtige Vogel erwiderte:
„Guamokolatokint hätte dich gewarnt, Guamoko konnte es nicht, weil sein Scharfsinn
nicht ausreichte.”
Urfin beschloß, mit der Eule ein andermal abzurechnen. Jetzt wollte er im Zimmer
aufräumen. Sein Blick fiel auf einen hölzernen Clown, den er einmal geschnitzt hatte und
den niemand kaufte, weil er eine schreckliche Fratze mit scharfen, gefletschten Zähnen
hatte.
„Du wirst doch nicht so wild sein wie das Geweih?” sagte Urfin und streute etwas Pulver
auf die Figur.
Dann stellte er das Spielzeug auf den Tisch, setzte sich auf einen Hocker und begann zu
dösen. Ein heftiger Schmerz riß ihn hoch: Der Clown hatte Urfin in den Finger gebissen.
„Auch du, Lump?!” brüllte der Tischler und schleuderte den Clown in die Ecke.
Dieser erhob sich, kroch hinter eine Truhe und begann dort vergnügt die Hände und Beine
zu bewegen und mit dem Kopf zu wackeln.
URFINS EHRGEIZIGE PLÄNE
    Urfin saß vor seiner Tür und hörte, wie sich der Bär und Guamoko im Zimmer stritten.
„Eule, du liebst unseren Herrn nicht”, brummte der Bär. „Hast absichtlich geschwiegen,
als er das Geweih lebendig machte, obwohl du wußtest, wie gefährlich das ist …
Hinterlistig bist du, ich hab viele von deiner Sorte gesehen, als ich noch im Walde lebte.
Aber wart, du sollst mich noch kennenlernen …!”
„Tra-la-la?” höhnte die Eule auf ihrer hohen Stange. „Du denkst wohl, ich hab Angst vor
dir, du hohler Schwätzer!”
„Ja, ich bin hohl, da hast du recht”, gab das Fell zerknirscht zu. „Ich werd aber den Herrn
bitten, mich mit Sägespänen auszustopfen, denn ich bin zu leicht und finde keinen Halt
beim Gehen. Ein Hauch kann mich umwerfen …”
,Eine gute Idee`, dachte Urfin, ,ich werd’s wohl tun müssen, der Bär hat recht!`
Als es im Zimmer immer lauter wurde, herrschte Urfin die Zankenden an:
„Jetzt schweigt aber, ihr Schreihälse!”
Eingeschüchtert,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher