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Der Schlaf und der Tod: Thriller (German Edition)

Der Schlaf und der Tod: Thriller (German Edition)

Titel: Der Schlaf und der Tod: Thriller (German Edition)
Autoren: A. J. Kazinski
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wählte, war hingegen ganz normal. Die Storeb œ ltsbrücke, die Øresundbrücke oder die Brücke über den Vejlefjord. Die Unterhändler und Psychologen der Polizei machten sich schon darüber lustig. Der Bau der nächsten großen Brücke solle eigentlich von den Vereinigten Dänischen Pfaf fen subventioniert werden, wenn es denn eine solche Vereinigung gab. Die Unterhändler jubelten jedes Mal, wenn sich die Politiker für einen Tunnel und nicht für eine Brücke entschieden. Die Golden Gate war natürlich die absolute Königin. Der populärste Ort der Welt, um in den Tod zu springen. Etwa 25 Menschen beendeten jedes Jahr ihr Leben in der San Francisco Bay. War es das Wasser unter der Brücke, das sie so anzog? Stellte man sich vor, dass der Tod dann weicher war? Welch ein Irrglaube! Aus einer solchen Höhe entsprach die Härte einer Wasserfläche in etwa der einer Straße. Vielleicht lag es aber auch an der mystischen Kraft des Wassers? Das Gefühl, in einem Meer der Emotionen zu landen und überzusetzen in das Reich des Todes?
    Noch ein kleines Stückchen die Rampe hoch, und Niels bremste scharf und hielt an. Streifenwagen, Rettungswagen, Absperrband, Beamte, die Ruhe und Überblick auszustrahlen versuchten, und natürlich: die unvermeidbaren Schaulustigen, die immer dann zusammenliefen, wenn sich irgendwo eine Tragödie anbahnte. Auf sie konnte man zählen, immer, egal wo und zu wel cher Tageszeit. Niels hatte immer wieder Lust, zu ihnen hinüberzubrüllen, dass sie verschwinden sollen, zurück nach Hause vor den Fernseher, zu Feierabendbier und Pflichtsex mit Mama. Das hier, das war keine Kinovorstellung, das war eine echte menschliche Tragödie. Aber was würde das nützen? Beim nächsten Mal würden sie doch wieder da stehen, einige sogar mit gezückten Kameras.
    Bevor er ausstieg, warf er kurz einen Blick in den Rückspiegel. Man musste ordentlich aussehen, wenn man diesen verzweifel ten Menschen gegenübertrat. Ein ernsthafter Blick begegnete ihm, grüne Augen und Sorgenfalten, die im letzten Jahr sicher noch nicht da gewesen waren.
    Niels stieg aus und fand Leon. Die Wärme legte sich gleich wie eine klebrige Hülle um seinen Körper, Schweiß lief seinen Rücken hinab, als Leon rief:
    »Ich habe den Schienenverkehr komplett gestoppt. Aber wir sind in Zeitnot.«
    »Was wissen wir über sie?«, fragte Niels und reichte Leon die Autoschlüssel.
    »Jemand hat beobachtet, wie sie die Skelbækgade hochgelaufen ist«, sagte er und wandte sich in Richtung Brücke. Erst konnte Niels nichts erkennen. Doch dann folgte er Leons ausgestrecktem Zeigefinger den Aufzugturm hinauf, der sich ein paar Meter über der Brücke erhob.
    »Wie ist sie denn da hochgekommen?«
    »Das fragst du sie am besten selbst.«
    »Haben wir einen Namen?«
    Leon schüttelte den Kopf: »Niels. Das ist keine große Sache. Geh zu ihr und bring das zu Ende, da steht auch eine Leiter für dich. Tu dein Bestes. Und sollte es schiefgehen, habe ich bereits Leute parat stehen. In sieben Stunden haben wir es mit ein paar Hunderttausend Kopenhagenern zu tun, die diese Schienen nutzen wollen.«
    Niels nickte. Leute parat stehen. Was für ein neutraler, undra matischer Ausdruck für die Spezialisten der Tatortreinigung, die nach derartigen Unfällen immer ausrücken mussten, um die Leichen teile zu entfernen und Blut und Gehirnmasse wegzuwaschen. Leon hatte den Kopf gedreht und starrte Niels an.
    »Hast du getrunken, Bentzon?«
    Niels nickte. »Drei Schnäpse und ein Bier.«
    »Du riechst wie eine Kneipe.«
    »Das hatte ich dir aber gesagt.«
    »Hast du das?«
    »Wenn du lieber einen anderen anrufen willst, ich würde das verstehen.«
    »Das dauert dann ja noch einmal eine halbe Stunde.«
    »Du bist der Einsatzleiter. Es ist deine Entscheidung.«
    »Sieh zu, dass du zu ihr kommst. Damit wir das hinter uns bringen und endlich wieder nach Hause können. Auf Eurosport läuft Boxen.«
    Einer der Techniker reichte Niels einen schwarzen Plastikzylin der, kaum größer als eine Tablette. »Für Ihr Ohr. Dann können wir mit Ihnen reden«, sagte er.
    »Um was zu sagen?«
    Der Mann überhörte die Frage. Stattdessen befestigte er einen ebenso winzigen Gegenstand an Niels’ durchnässtem Hemdkra gen. »Wir können auch Sie hören«, sagte der Techniker und ver schwand.
    Leon nickte Niels auffordernd zu. Er freute sich, Niels sah ihm das an. Das war echte, kindliche Freude.
    »Diese Ausrüstung, ich fühle mich damit nicht so gut«, sagte Niels.
    Leon zuckte mit
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