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Der Schlaf und der Tod: Thriller (German Edition)

Der Schlaf und der Tod: Thriller (German Edition)

Titel: Der Schlaf und der Tod: Thriller (German Edition)
Autoren: A. J. Kazinski
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dass er das finanziell schaffen konnte. Außerdem herrschten überall Krisenzeiten. Denn wenn die Krise an dem kleinen Land zog und zerrte, bedeutete das Hochbetrieb für Niels und all die anderen Unterhändler der Polizei, die dazu ausgebildet worden waren, mit Bürgern zu sprechen, die sich oder andere oder die ganze Welt erschießen wollten. Ihre Zahl nahm gewaltig zu, wenn die Konjunktur auf Talfahrt war. Ja, er hatte genug zu tun, vorläufig würde ihn niemand vor die Tür setzen. Ergo konnte er auch ausziehen. Von vorne anfangen. Sich vielleicht eine neue Geliebte suchen? An seinem Aussehen war nichts auszusetzen, das wusste er. Er war größer als die meisten, mit einem etwas kantigen Körper, der zu seinem markanten Gesicht passte. Und auch wenn er nicht gerade in Topform war, hatte er physisch noch einiges zu bieten. Und er konnte mit den Menschen reden – auch mit den Frauen. Oder sollte er nach Kapstadt zu Kathrine fahren? Kapstadt war eine tolle Stadt. Vielleicht konnten sie es ja noch einmal probieren? Jedenfalls hatte sie ihn nie mit Schweigen und Verschlossenheit gestraft. Was würde sie sagen, wenn er morgen mit seinem Koffer in der Hand und einem Lächeln auf den Lippen in Kapstadt auf dem internationalen Flughafen stand? Aber wenn er neben ihr lag, würde er dann an Hannah denken? Und sie vermissen? Vielleicht hatte er eine Sünde gegen irgendeinen Gott begangen, so dass es seine Strafe war, immer die zu vermissen, mit der er nicht zusammen war.
    Blödsinn.
    Er richtete sich auf. Alles war gut gewesen, bis Hannah in sich selbst verschwunden war. Er musste seinen Koffer finden. In ein Hotel einchecken. Sich auf den Weg machen. Und schlafen – überzogene Gefühle und sommerliche Hitze waren keine gute Kombination.
    »Habe ich dich geweckt?«, fragte Hannah, als Niels auf den Balkon trat und eine Zigarette aus dem Päckchen auf dem Tisch nahm.
    »Nein.«
    »Sicher?«
    Er klatschte eine Mücke, die sich auf seine Hand gesetzt hatte. Statt Hannah anzusehen, studierte er das Blut des Mückenstichs auf seinem Handgelenk. Es war genau an der Stelle, an der seine Adern sich zu einem Delta zu verzweigen schienen.
    »Stimmt was nicht?«, fragte sie.
    »Hannah«, sagte er einleitend, machte eine kurze Pause und horchte ein letztes Mal in sich hinein. Ja, er war bereit.
    »Das klingt nicht gut«, sagte sie.
    Das Telefon in der Küche klingelte noch immer. Niels drehte sich um. Sie nahm seine Hand und hielt ihn fest.
    »Was wolltest du sagen?«
    »Ich muss da rangehen. Das kann nur die Arbeit sein«, sagte Niels und zog seine Hand zu sich.
    In der Küche lag das Telefon und strahlte ihm bläulich entgegen. Auf dem hellen Display zeichneten sich vier Buchstaben ab: Leon.
    »Bentzon hier.«
    »Bentzon, ich habe was für dich.« Leons Stimme hatte immer einen seltsam aggressiven, fast drohenden Unterton, an den Niels sich einfach nicht gewöhnen konnte. Aber so sprach er mit allen. Als Einsatzleiter der Polizei war er es gewohnt, seine Leute herumzukommandieren.
    »Um was geht es, Leon?«
    »Du musst in den Krieg, Bentzon. Die Schlacht bei Dybbøl.«
    »Krieg?«
    »Genau. Irgendeine nackte Drogenbraut steht draußen auf der Dybbølsbrücke und glaubt, fliegen zu können.«
    Niels zögerte. Er sah zu Hannah, die seinen Blick erwiderte.
    »Ist jemand draußen bei ihr?« Niels hörte seiner Stimme plötzlich an, dass er vor dem Schlafengehen einen Schnaps getrunken hatte.
    »Du bist da, Bentzon, hoffentlich bald. Wenn sie springt, riskieren wir hässliche Beulen in den Zügen. Und das wollen wir doch nicht, die Bahn ist pleite, die können sich das im Moment gar nicht leisten.«
    »Ich habe einen Gutenachtschnaps getrunken.«
    Leon überhörte ihn. »Fahr mit Blaulicht. Wir sehen uns in drei Minuten. Bis dahin versuche ich, sie zu unterhalten.«
    23.43 Uhr
    Niels fuhr rückwärts auf die Straße und hatte wie bei ihrer ersten Begegnung das Gefühl, dass Hannah ihm nachblickte. Er spürte, dass in ihrem Kopf vieles war, was sie ihm noch nicht gesagt hatte. Aber das war klar. Sie war Astrophysikerin, und ihre Gedanken fuhren in einer ganz anderen Gangart – nein, falsches Bild: Während ihre Gedanken Ferrari fuhren, hockten Niels’ Gedanken in einem Trabi. »Wie ist es eigentlich, mit einer Frau verheiratet zu sein, die klüger als man selbst ist?«, hatte ihn sein Kollege Damsbo neckend gefragt, als Niels der ganzen Abteilung von seiner heimlichen Hochzeit mit Hannah im Rathaus erzählt hatte. »Das ist toll«,
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