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Der Schatz von Blackhope Hall

Der Schatz von Blackhope Hall

Titel: Der Schatz von Blackhope Hall
Autoren: Candace Camp
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gemeint. Er war nur erschrocken, weil das Mädchen, das er für die Komplizin eines betrügerischen Mediums gehalten hatte, von einem steinreichen Duke abstammte. Und so hatte er einfach wiederholt, was ihm in London ständig zu Ohren gekommen war. Man sprach dort stets von den "verrückten Morelands". Und sie mussten tatsächlich nicht ganz richtig im Kopf sein, wenn sie der Lady erlaubten, allein durch das nächtliche London zu fahren, Séancen zu besuchen und Scharlatane herauszufordern. Welch ein riskantes Unterfangen …
    Dass sie einen Beruf ausübte, überraschte ihn nicht so sehr. In den Vereinigten Staaten hatte er genug Ehefrauen und Töchter kennen gelernt, die in den Geschäften ihrer Familien mitarbeiteten – oder Witwen, die ihre eigenen Geschäfte betrieben. Aber eine unverheiratete junge Lady in England anzutreffen, die eine Firma besaß und dazu noch einer der vornehmsten Familien des Königreichs angehörte, das verwirrte ihn. Man sollte glauben, der Duke würde Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um seine Tochter an solchen Aktivitäten zu hindern.
    Doch das tat er nicht, und deshalb waren Stephen jene beleidigenden Worte herausgerutscht. Natürlich durfte man die Morelands nicht wirklich verrückt nennen. Aber man hielt sie für etwas exzentrisch. Zum Beispiel war der alte Duke, Miss Morelands Großvater, berühmt für seine verschiedenen bizarren, intensiven "Heilkuren" gewesen. Sie hatten von Schlammbädern bis zu übel riechenden stärkenden Getränken gereicht. Oder er hatte sich stundenlang in feuchte Tücher gehüllt. Deshalb sei er, so wurde behauptet, in verhältnismäßig jungen Jahren an einer Lungenentzündung gestorben. Er hatte zahlreiche Reisen durch ganz England und auf den Kontinent unternommen, um sich mit Quacksalbern zu beraten und die neuesten medizinischen Errungenschaften zu erforschen.
    Angeblich hatte seine Gemahlin täglich mit ihren Ahnen gesprochen. Und man munkelte, sein jüngerer Bruder, der Onkel des gegenwärtigen Duke, würde begeistert mit seinen Zinnsoldaten spielen.
    Der gegenwärtige Duke, Miss Morelands Vater, schwärmte für Altertümer, sammelte antike Statuen und Tonscherben. Und er war mit einer Frau verheiratet, die ungewöhnliche Ansichten über soziale Reformen, Ehe und Kindererziehung vertrat. Noch schlimmer fand die Londoner Hautevolee die Herkunft der Duchess, die dem einfachen Landadel entstammte.
    Die beiden hatten mehrere Kinder, die meisten jünger als Stephen. Allzu viel wusste er nicht über sie, da er England vor deren gesellschaftlichen Debüts verlassen hatte. Aber nach allem, was er von seiner Mutter und Freunden erfahren hatte, mussten sie ebenfalls ein ziemlich merkwürdiges Verhalten an den Tag legen.
    An diesem Eindruck änderte seine Begegnung mit Miss Moreland nichts. Sie benahm sich tatsächlich sonderbar. Durch dunkle Räume zu schleichen, um betrügerische Medien bloßzustellen, sogar auf beruflicher Basis …
    Nachdenklich strich Stephen mit seinem Daumen über die eingravierten Buchstaben auf der Visitenkarte. Erforscherin psychischer Phänomene … Unwillkürlich lächelte er bei der Erinnerung an ihre kecke Pose. Die Hände in die Hüften gestemmt, hatte sie ihn mit großen braunen Augen angestarrt, die eigentlich sanft wirken und jeden Mann dahinschmelzen lassen müssten. Stattdessen hatten sie wilde Funken versprüht. Obwohl sie klein und zierlich war, erweckte sie den Anschein, sie würde es mit jedem Gegner aufnehmen.
    Er erinnerte sich, welch seltsame Emotionen in ihm aufgestiegen waren, als er sie im Licht der Öllampe zum ersten Mal gesehen hatte. Fest überzeugt, sie würde dem Medium helfen, ein argloses Publikum zu täuschen, hatte er sich plötzlich zu ihr hingezogen gefühlt. Das irritierte und überraschte ihn. War es Verlangen gewesen? Nein, noch viel mehr – etwas, das er nie zuvor empfunden hatte.
    Er runzelte die Stirn und ging davon. In diesem Moment eilte der Mann, der bei der Séance neben ihm gesessen hatte, die Eingangsstufen herab. "St. Leger!"
    Erstaunt drehte sich Stephen um. "Capshaw – ich dachte, du würdest hier bleiben."
    "Nach der Szene, die du heraufbeschworen hast, wäre ich wohl kaum willkommen gewesen." Capshaw schnitt eine Grimasse. "Immerhin tat ich mein Bestes, um Colonel Franklin zu beruhigen. Ich versicherte ihm, du seiest mein Vetter und ein Gentleman und du würdest keine skurrilen Lügen über ihn verbreiten."
    "Um diesen dünkelhaften Kerl kümmere ich mich nicht", erwiderte
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