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Der Schatz von Blackhope Hall

Der Schatz von Blackhope Hall

Titel: Der Schatz von Blackhope Hall
Autoren: Candace Camp
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Stephen verächtlich.
    "Was hattest du eigentlich vor?" fragte Capshaw neugierig. "Bist du hierher gekommen, um das Medium bloßzustellen? Ich dachte, solche Amüsements würden dir missfallen."
    "Allerdings. Ich hatte gar nichts geplant. Aber dann hörte ich leise Geräusche in der Finsternis und konnte der Versuchung nicht widerstehen, einen Scharlatan auf frischer Tat zu ertappen." Stephen zuckte die Achseln. "Warum ich die Séance besuchte, weiß ich nicht genau. Vielleicht wollte ich einfach nur sehen, was da passiert, und herausfinden, warum sich ansonsten vernünftige Leute für so etwas interessieren."
    "Viele Menschen glauben, es sei möglich, Verbindung mit dem Jenseits aufzunehmen. Neulich habe ich ein Medium beobachtet, das verblüffende Fähigkeiten besaß." Während sie dahinschlenderten, warf Capshaw seinem Freund und Vetter einen kurzen Blick zu. "Hältst du's für denkbar, dass Verstorbene mit uns sprechen?"
    "Höchst unwahrscheinlich. Sonst würden sie uns wichtigere Dinge erzählen als den Unsinn, den die Medien erfinden. Und warum klopfen sie auf diese oder jene Gegenstände? Man sollte meinen, sie wüssten etwas Besseres mit ihrer Zeit anzufangen."
    "Typisch für dich, solche Kommentare abzugeben", erwiderte Capshaw belustigt.
    "Indem sie die Trauer der Hinterbliebenen skrupellos ausnutzen, bereichern sie sich."
    Dieser Behauptung folgte eine kurze Pause. Wie Capshaw zu Ohren gekommen war, hatte Lady St. Leger, Stephens Mutter, die Séancen eines populären russischen Mediums besucht, und der spürbare Zorn seines Freundes bestätigte diesen Verdacht. Vor einem knappen Jahr war ihr älterer Sohn gestorben. Unter diesem Verlust litt sie immer noch.
    "Manchmal", begann Capshaw vorsichtig, "kann der Glaube an Kontakte mit dem Jenseits den Schmerz lindern, den der Tod eines geliebten Menschen bewirkt."
    "Vor allem hilft dieser Hokuspokus den Medien, Geld zu scheffeln. Zudem erinnern die Séancen die Trauernden ständig an ihren Kummer und hindern sie daran, zu einem normalen Leben zurückzufinden." Stephen blieb stehen und wandte sich zu seinem Vetter. "Bei meiner Rückkehr nahm ich an, Mutter wäre nicht mehr so verzweifelt wie damals, als ich zum ersten Mal nach dem Tod meines Bruders nach Hause kam. Sie beschloss sogar, mit Belinda nach London zu reisen und sie in die Gesellschaft einzuführen. Dann geriet sie in die Fänge dieser Valenskaya, und jetzt scheint sie stärker zu trauern denn je. Ich redete mir ein, die Séancen würden ihr helfen, ganz egal, ob sie seriös sind oder nicht. Doch das bezweifle ich, seit Belinda mir schrieb, Mutter habe dem Medium ihren Smaragdring geschenkt, um sich für den 'wertvollen' Beistand zu bedanken … Diesen Ring hatte ihr Vater verehrt! Bisher sah ich ihn stets an ihrer Hand. Diese Frau übt offensichtlich eine große Macht über sie aus. Deshalb reiste ich nach London. Mutters Verhalten hat mich nicht von meiner Sorge befreit. Ständig erzählt sie, ebenso wie Belinda, was die Russin sagt. Alles blanker Mumpitz! Aber die beiden hängen ergeben an den Lippen der Valenskaya und scheinen keinerlei Zweifel an deren Seriosität zu hegen."
    Mitfühlend schaute Capshaw ihn an, doch er fand keine tröstlichen Worte.
    "Könnte ich bloß beweisen, dass die Russin eine Betrügerin ist!" fuhr Stephen fort.
    Ihm fiel Miss Morelands Visitenkarte ein, doch er verwarf den Gedanken. Ein Mann durfte eine Frau nicht bitten, seine Probleme zu lösen. Außerdem wollte er seine Mutter nicht in eine peinliche Situation bringen, und die junge Dame war sicher genauso eigenartig wie ihre Familie.
    Eine Zeit lang gingen sie schweigend weiter, dann fragte Stephen in beiläufigem Ton: "Was weißt du über die Morelands?"
    "Meinst du Broughtons Brut? Die 'verrückten Morelands'?"
    "Dieselben."
    Capshaw zuckte mit den Schultern. "Persönlich kenne ich keinen Einzigen, obwohl der Älteste zur gleichen Zeit wie ich die Schule in Eton besuchte. Die haben alle komische Namen. Griechische oder römische. Broughton war schon immer ganz versessen aufs Altertum."
    "Ja, daran erinnere ich mich."
    "Der Junge, der mit mir in Eton war, heckte dauernd haarsträubende Streiche aus. Ich hatte keine Lust, mich mit so einem anzufreunden. Mir genügte es schon, von dem Unfug zu hören, den er trieb. Theo – so nannten sie ihn. Sein richtiger Name ist etwas länger, Theodosius oder so ähnlich. Jetzt unternimmt er Forschungsreisen, paddelt den Amazonas hinauf oder wandert durch Arabien."
    "Was sicher
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