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Der Schatz von Blackhope Hall

Der Schatz von Blackhope Hall

Titel: Der Schatz von Blackhope Hall
Autoren: Candace Camp
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Welt aufgenommen hat, würde ich ihm glauben. Aber bisher habe ich in ganz London niemanden gefunden, der dazu fähig wäre. Deshalb muss ich all die fragwürdigen Medien des Betrugs anklagen."
    "Also wollten Sie Mrs. Terhune heute Abend nicht helfen?"
    "Natürlich nicht!"
    "Und warum sind Sie im Dunkeln umhergeschlichen?"
    "Ich bin nicht 'geschlichen'", verbesserte sie ihn, das Kinn hoch erhoben, "sondern langsam und vorsichtig zu diesem Schrank gegangen. Wäre es mir gelungen, ihn zu öffnen, hätten wir Mrs. Terhune ohne Fesseln gesehen, diese alberne Daguerreotypie in der Hand, die sie bei solchen Séancen emporhebt, um einen Geist vorzutäuschen. Ich wollte ein Schwefelhölzchen anzünden …"
    Seufzend erinnerte sie sich an die verpasste Chance, und Seine Lordschaft entschuldigte sich verlegen: "Tut mir Leid, ich dachte, ich würde zwei Verschwörerinnen auf frischer Tat ertappen."
    "Nun ja …" Sie hob einen Arm, und ein Wagen fuhr vor das Haus.
    Als sie die Stufen hinabstieg, folgte ihr St. Leger. "Verraten Sie mir doch – machen Sie so etwas öfter?"
    "Meinen Sie, es würde zu meinem Alltag gehören, Séancen zu besuchen und falsche Medien an den Pranger zu stellen? Leider nicht. Sobald sie mich kennen, verhindern sie, dass man mich einlädt – mit der Begründung, meine Skepsis würde die Geister vertreiben. Nur wenige Leute engagieren mich", gab sie freimütig zu. "Wahrscheinlich gibt man sich lieber Illusionen hin und lässt sich deshalb hinters Licht führen, wie Sie vorhin betont haben, Sir."
    "Werden Sie tatsächlich manchmal engagiert?" fragte er verblüfft. "Wie muss ich mir das vorstellen?"
    "Ich besitze eine Firma", erklärte sie und nahm eine der Visitenkarten aus ihrem Retikül, auf die sie sehr stolz war. Niemals versäumte sie, diese Karten zu verteilen, obwohl sie normalerweise eher Missbilligung als Bewunderung hervorriefen.
    St. Leger griff danach. "Miss O. Qu. Moreland , Erforscherin psychischer Phänomene", las er in verschnörkelter schwarzer Schrift.
    Erstaunt wandte er sich wieder an Olivia. In seinem Gehirn schwirrten tausend Fragen herum. Die erste, die er aussprach, lautete: "Qu.?"
    "Äh – ein Vorname …" Ihre Lippen verzogen sich zu einem Strich, und sie wollte ihm die Karte wieder entreißen. Aber er steckte sie hastig ein.
    "Hat Ihre Familie nichts gegen diese Tätigkeit einzuwenden?"
    "Nein, sie ist sehr aufgeschlossen", entgegnete sie, ging zum Wagen und bedeutete dem Fahrer, auf dem Kutschbock sitzen zu bleiben. St. Leger wollte ihr die Tür öffnen. Aber sie hatte den Griff bereits umfasst. "Meine Verwandten sind nicht so altmodisch wie gewisse Leute, die es einer Frau verübeln, wenn sie ihren Verstand benutzt und eine Karriere anstrebt."
    "Also haben sie nichts an Ihrer Geisterjagd auszusetzen?" fragte er sanft.
    Olivia kniff die Augen leicht zusammen, und sie wollte antworten. Doch da fiel ihr auf, wie er die Wagentür mit dem kunstvoll gestalteten Duke-Wappen ihres Vaters inspizierte. Dann zog er die Visitenkarte wieder hervor.
    "Oh mein Gott!" rief er, "gehören Sie etwa zu diesen 'verrückten Morelands'?"
    Blitzschnell riss sie die Tür auf, stieß seine hilfreich ausgestreckte Hand beiseite und sprang in die Kutsche. Nachdem sie in die Polsterung gesunken war, beugte sie sich vor. "Ja, zu diesen verrückten Morelands gehöre ich ganz eindeutig. Vermutlich bin ich sogar die Verrückteste. An Ihrer Stelle würde ich die Karte verbrennen, Sir, sonst könnte mein Wahnsinn auf Sie abfärben."
    "Nein, warten Sie, es …"
    Olivia schlug ihm die Tür vor der Nase zu, klopfte gegen das Wagendach, und der Fahrer spornte das Gespann an. Klappernde Hufschläge übertönten die nächsten Worte Seiner Lordschaft.
     
    "… tut mir Leid." Resignierend beendete Stephen St. Leger den Satz. Dann schaute er hinab, um seine polierten Lederstiefel und die elegante, von den Wagenrädern mit Schlamm bespritzte Seidenhose zu betrachten.
    Zweifellos war das rücksichtslose Verhalten des Kutschers beabsichtigt gewesen. Doch das durfte er dem Mann nicht verübeln. Warum hatte er seine Worte so unbedacht gewählt? Sein Vetter Capshaw hatte Recht, er war zu lange in den Vereinigten Staaten geblieben – genau genommen, viel zu lange in der einsamen Wildnis der Rocky Mountains. Jetzt fiel es ihm schwer, sich wieder in der Londoner Oberschicht einzuleben. Eigentlich war er an gar keine Gesellschaft gewöhnt.
    Jene abfälligen Äußerungen über die Familie der jungen Dame hatte er nicht böse
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