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Der Schatz von Blackhope Hall

Der Schatz von Blackhope Hall

Titel: Der Schatz von Blackhope Hall
Autoren: Candace Camp
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Lächeln, das einen Reichtum an geheimen Freuden versprach.
    "Was für eine angenehme Überraschung, Stephen", gurrte sie. Mit einer einladenden Geste bedeutete sie ihm, neben ihr auf dem Sofa Platz zu nehmen."
    "Guten Abend, Pamela." Er nickte ihr kurz zu, dann ging er zu seiner Mutter und küsste ihre Wange. "So früh bist du schon daheim?"
    Strahlend lächelte sie ihn an. Wie üblich trug sie ein schwarzes Trauerkleid. Aber diesmal funkelten Diamanten an ihren Ohren. In weichen Wellen umrahmte das weiße Haar ihr fein gezeichnetes, trotz ihrer Jahre und allen Kummers immer noch schönes Gesicht. "Heute fanden keine bedeutsamen Partys statt. Die Saison ist so gut wie vorbei. Und deine Schwester war müde. Also haben wir nur Freunde besucht."
    Kein bisschen müde sprang Belinda auf, um ihren Bruder zu begrüßen. So wie er besaß sie dunkles Haar. Kunstvoll am Oberkopf festgesteckt, bildeten die Locken einen üppigen Kranz. Auch sie hatte graue Augen, aber sie wirkten sanfter als der Silberglanz in seinem Blick. Sie war ein hübsches, intelligentes, wissbegieriges Mädchen, das gern lachte. "Oh Stephen!" rief sie und umarmte ihn. "Reitest du morgen mit mir in den Park? Das hast du mir heute beim Frühstück versprochen. Ohne Eskorte lässt mich Mutter nicht aus dem Haus." Seufzend schnitt sie eine Grimasse, die Ärger und zugleich innige Liebe ausdrückte.
    "Morgen früh?"
    "Natürlich. Um diese Zeit reitet jeder aus, der auf sich hält."
    "Was vor allem für den Honorable Damian Hargrove gilt, nicht wahr?" fragte Pamela gedehnt und amüsiert.
    Belinda rümpfte die Nase. "Keineswegs! Mr. Hargrove ist nur ein Freund." Flehend schaute sie zu ihrem Bruder auf. "Bitte, sag Ja!"
    "Also gut, wenn du rechtzeitig aus den Federn kommst."
    "Selbstverständlich!" Allein schon der Gedanke, sie könnte zu spät aufstehen, schien sie zu beleidigen.
    Lady Eleanor St. Leger erhob sich vom Klavier, ergriff die Hand ihres Sohnes und führte ihn zu dem Sofa gegenüber von Pamelas kleinem Diwan. Nachdem sie sich gesetzt hatten, hielt sie seine Finger immer noch fest, und er erwiderte ihr Lächeln.
    "Wen hast du heute besucht?" erkundigte er sich in möglichst neutralem Ton, um seinen Verdacht zu verhehlen.
    "Madame Valenskaya – und ihre Tochter und Mr. Babington." Im Haus dieses Gentleman wohnten die Russin und ihre Tochter während ihres Aufenthalts in London, und dort fanden auch die Séancen statt. "So ein großartiger Abend!"
    Angesichts ihrer Begeisterung überlegte er, ob er Capshaw Recht geben musste. Vielleicht half es seiner Mutter, an Kontakte mit dem Jenseits zu glauben. Nun, wenn dieser Unsinn ihr Herz erleichterte … Seit dem Verlust ihres älteren Sohnes war sie in tiefer Trauer versunken. Stephen hatte einige Zeit gebraucht, um in Amerika seine Angelegenheiten zu regeln. Deshalb war er erst vier Monate nach Rodericks Tod in die Heimat zurückgekehrt, wo ihn sein Erbe erwartete. Da war seine Mutter immer noch völlig verzweifelt gewesen. Im Lauf der Monate hatte er oft gewünscht, er könnte ihren Seelenschmerz lindern. Nun, wenn das dem russischen Medium gelang, wollte er nichts dagegen unternehmen. In ein paar Tagen würde die Familie St. Leger ohnehin ihren Landsitz aufsuchen – und Madame Valenskaya in London zurückbleiben. Hoffentlich würde seine Mutter diesen Unfug in der nächsten Saison überwunden haben.
    "Heute ist etwas Wundervolles geschehen", fuhr Lady St. Leger aufgeregt fort. "Madame hat mit Roddy gesprochen."
    "Was?" Stephen wandte sich zu Pamela, Rodericks Witwe, die zustimmend nickte.
    "Der Geist nannte sich Roddy."
    "Ja, er stellte sich unter seinem Spitznamen vor!" jubelte Lady St. Leger. "Er sagte nicht, er würde St. Leger oder Roderick heißen. Das hätte jeder wissen können. Aber diesen Kosenamen gab ich ihm, als er ein Baby war. Also muss er's wirklich gewesen sein."
    "Sicher hast du diesen Namen manchmal erwähnt, wenn du bei der Russin warst." Diesen Einwand konnte sich Stephen nicht verkneifen.
    "Warum bist du so misstrauisch?" beschwerte sich seine Mutter. "Welche Rolle spielt es denn, ob Madame den Kosenamen kannte oder nicht? Es war der Geist , der ihn aussprach."
    "Gewiss." Jeder Versuch, vernünftig mit ihr zu reden, war sinnlos, weil sie das Medium geradezu abgöttisch verehrte.
    "Zum ersten Mal unterhielt er sich mit uns. Natürlich hatte uns Häuptling Laufender Hirsch schon vorher versichert, es würde Roderick gut gehen …" In Lady St. Legers Augen schimmerten Freudentränen.
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