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Der Schatz in der Drachenhöhle

Der Schatz in der Drachenhöhle

Titel: Der Schatz in der Drachenhöhle
Autoren: Stefan Wolf
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stemmte
die Füße auf den Boden und nahm den Helm ab.
    „Zum Teufel! Habe ich den nun erwischt,
oder ist der schon vorher geflogen?“
    „Was fragst du mich? Ich sitze hinten!“
Rosa schien mit der Aktion nicht’ ganz zufrieden zu sein.
    Plotzka stieg ab. Sein Gesicht war
schweißbedeckt. Er blickte in beide Richtungen, aber die Straße war leer.
    „Jetzt gebe ich ihm den Rest.“
    Er machte die Schlagkette vom Gürtel
los.
    „Aber nicht zu derb!“ warnte Rosa, das
liebliche Kind. „Wenn er dabei draufgeht, kriegst du lebenslänglich.“
    „Keine Sorge. Ich weiß, wie man ihm weh
tut, ohne ihn umzubringen.“
    Er sprang über den Graben, sprang aber
zu kurz und trat voll in die Brühe. Fluchend schüttelte er die schlammigen
Stiefel.
    Tarzan wartete, bis er auf eine knappe
Körperlänge heran war. Dann schnellte er hoch, allerdings nicht in den Stand,
sondern waagerecht in die Luft — wie ein Rammbock, der den Rocker als Ziel hat.
Seine Füße wuchteten dem Kerl vor die Brust. Das hätte einen Berg umgeworfen.

    Plotzka gab einen gequetschten Laut von
sich, weil die Luft seinen Lungen entwich, flog zurück und landete wie ein
Frosch auf dem Rücken. Der Schwung reichte, ihn kopfüber in den Graben zu
schieben. So blieb er liegen, nahezu bewußtlos, bis zu den Augen im Wasser. Nur
Mund und Nase ragten heraus.
    „Ertrinken soll er nicht!“ sagte
Tarzan.
    Er packte die schlammigen Stiefel und
zog den Kerl auf die Wiese.
    „Du mieser Hund!“ kreischte Rosa, der
es für Sekunden die Sprache verschlagen hatte. „Du hast ihn umgebracht. Du hast
ihn...“
    Ihre Stimme überschlug sich. Sie
schleuderte ihren und Plotzkas Helm auf die Straße. Ihr Gesicht lief rot an. In
ihren aufgerissenen, kreischenden Mund hätte einer der Helme hineingepaßt, fast
jedenfalls. Wie eine Furie riß sie die Werkzeugtasche an der Maschine auf. Mit
dem größten Schraubenschlüssel, den sie fand, sprang sie zum Graben.
    Tarzan fühlte nacktes Entsetzen.
    Ein Mädchen — wenn auch eine solche
Schauermieze — , das tätlich, handgreiflich, bewaffnet auf ihn los ging!
    Um Himmels willen! Was für Zeiten sind
das!
    So wenig er einer handfesten
Auseinandersetzung unter Männern — und solchen, die es werden wollten — aus dem
Wege ging, so hilflos war er gegenüber einer kratzenden, beißenden, um sich
schlagenden Verrückten. Denn sie mit Judowurf oder Würgegriff zur Vernunft zu
bringen, das kam nicht in Frage. KGGW (keine Gewalt gegen Weiber): das
war ein sportlicher Grundsatz.
    „Das ist nicht fair!“ rief er, wobei er
die Flucht ergriff.
    Das heißt: Er rannte rund um Plotzka,
Rosa hinter ihm her, kreischend, den Schraubenschlüssel schwingend.
    „Sei doch vernünftig, blöde Kuh!“
    „Ich schlag dich zu Brei.“
    „Er lebt ja noch, dein Armleuchter.
Außerdem wollte er mich... Oh, verflucht!“
    Beinahe wäre er über Plotzkas
ausgestreckten Arm gestolpert.
    Der Rocker kam in diesem Moment zu sich
und schien die Situation zu erfassen.
    Er handelte sofort, mit der ihm eigenen
Tücke. Rasch grapschte er nach Tarzans Bein. Aber es waren nicht dessen Jeans,
in denen er sich festkrallte, sondern die seiner Braut. Leicht getrübt war
sein, Plotzkas, Blick offenbar noch immer.
    Rosa landete der Länge nach auf der
Vorderseite.
    Die weiche Wiese verhinderte
Beschädigung. Doch Rosa schlug noch im Fallen um sich, und der
Schraubenschlüssel landete auf Plotzkas Stoppelkopf.
    Der Schlag war von geringer Wucht. Aber
er genügte, um Plotzkas Erholung augenblicklich zu unterbrechen.
    Stöhnend sank er zurück.
    Rosa legte das Gesicht ins Gras und
wimmerte hysterisch (überspannt).
    „Muß schlimm sein, wenn einem alles
mißlingt“, meinte Tarzan. „Nehmt euch mal was vor, was den Mitmenschen Freude
macht. Vielleicht klappt es dann.“
    Er sprang über den Graben, fischte sein
Paket heraus, überprüfte das Rad, an dem nichts kaputt war, und schwang sich in
den Sattel.
    Als er zu den beiden hinübersah, hatte
Plotzka sich auf den Bauch gewälzt. Die Kopfwunde blutete etwas. Er stützte die
Arme auf und schickte einen Blick herüber, der nichts Gutes verhieß.
    Rosa hob das Gesicht aus dem Gras. Halme
und Kleeblätter — möglicherweise auch ein vierblättriges — klebten ihr an Stirn
und Wangen. Ihr Mund hing jetzt so schlaff unterm Gesicht wie ein ausgeleierter
Gummiring.
    Mistvolk! Tarzan trat in die Pedale.
Was, zum Kuckuck, wollten die von mir? Mich mit der Maschine zu rammen, ist
schon ein starkes Stück. Hab ihnen doch in
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