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Der Schatz in der Drachenhöhle

Der Schatz in der Drachenhöhle

Titel: Der Schatz in der Drachenhöhle
Autoren: Stefan Wolf
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sein
Rennrad durch die Parade der in- und ausländischen Nobelkutschen, brachte es im
Fahrradkeller unter und lief mit seinem Paket zum Hauptgebäude.
    Er sauste die Treppe hoch in den
zweiten Stock, wo er mit seinem Freund Klößchen das ADLERNEST bewohnte. Einige
Schüler kamen ihm auf der Treppe entgegen. Aber das waren nur noch die
schusseligen, die was vergessen hatten.
    Für lange Wochen würde sich die Luft in
den Räumen stauen. Nur Hausmeister Pandl würde dann und wann nach dem rechten
sehen — und sich vielleicht ein bißchen freuen auf die Rückkehr des
überschäumenden Lebens nach den Ferien.
    Tarzan trat in seine Bude.
    Klößchen kniete auf dem Boden vor einem
großen, offenbar schweren Karton. Nur mit Mühe konnte er ihn anheben. Sein
Mondgesicht war puterrot.
    „Was machst du denn da?“ erkundigte
Tarzan sich argwöhnisch.
    „Ich bereite die Mi-Am-Ga-Ni-Expedition
vor. Jedenfalls, was die Verpflegung betrifft. Äh, meine Verpflegung.“
    „Wer, zum Kuckuck, ist Mi-Am-Ga-Ni?“
    „Der Fluß! Der Strom! Der unendliche
Wasserlauf. Rhein, Main, Elbe, Donau — was soll’s! Wir haben doch neulich das
Quiz gemacht: Jeder von uns sollte sagen, welchen Strom er am liebsten
hinabpaddeln würde. Ich war für den Mississippi. Dein Favorit war der Amazonas.
Gaby stand auf dem Nil. Und Karl auf dem Ganges. Und unser Strom ist eben der
Mi-Am-Ga-Ni. Da hat jeder, was er will. Und Wasser ist überall gleich.“
    Tarzan lachte. „Na, gut! Ich merke
schon: Es wird aufregend. Rothäute werden uns am Ufer begleiten — und Indios
mit Blasrohren. Räuberische Beduinen werden auf uns lauern — und fanatische
Inder. Und wir werden uns wünschen: Ach, könnten wir doch auf Rhein, Main, Elbe
oder Donau sein. Was ist in dem Karton?“
    „Verpflegung.“
    „Sehr vernünftig. Obst, nehme ich an,
konzentrierte Sportlernahrung, Trockenfrüchte, Vollkornzwieback und
Vitaminpillen.“
    Klößchen verzog das Gesicht. „Brrrhhh —
wenn ich das nur höre, wird mir ganz flau. Du... äh... rätst wohl wirklich
nicht, was... äh... hier drin ist?“
    „Konserven.“
    „Neiiin!“
    „Also“, erklärte Tarzan mit
Unschuldsmiene, „dann habe ich keine Ahnung.“
    „Tu doch nicht so! Du weißt doch, daß
ich ohne Schokolade nicht leben kann.“
    „Du wirst so lange von ihr leben, bis
du daran stirbst, du Schokoladenvielfraß! Erklär deinem Magen mal, daß
Schokolade ein Genußmittel ist — kalorienhaltig, nahrhaft und schmackhaft, aber
ansonsten ohne jeden Wert. Sowas ißt man mäßig! In kleinen Portionen. Und nicht
täglich! Vor allem nicht pfundweise wie du. Nur deshalb bist du so rund.“
    „Solange es noch Hosen und Hemden in
meiner Größe gibt“, meinte Klößchen, „bleibe ich den Kakao-Produkten treu.
Außerdem würden die Schokoladenfabriken meines Papas Pleite machen, wenn sich
alle daran hielten: Nur in kleinen Portionen! Und nicht täglich! Ich bin sozusagen
leuchtendes Vorbild für den Verbraucher. Mein Appetit sollte Beispiel machen.
Hah! Würde das den Umsatz beleben.“
    „Und die Sanatorien, wo magenkranke
Dickwänste abspecken müßten. Wie viele Tafeln sind drin?“ Er deutete auf den
Karton.
    „Äh... zehn.“
    „Mach den Deckel auf.“
    „Na, gut! Fast... 20.“
    „Mach den Deckel auf.“
    „Kreuzitürken! Du kannst mir wirklich
die Reise vermiesen. Es sind 56 Tafeln. Pro Tag vier.“
    Tarzan verdrehte die Augen zur Decke,
blickte dann zum Fenster und zur Tür, als befürchte er Zeugen.
    „Das darf nicht wahr sein, Willi Sauerlich!
Vielleicht überlegst du mal! Wir fahren in einem Canadier, nicht mit einem
Öltanker oder sonstigen Lastkahn. Fehlte noch, daß wir deinetwegen absacken! 14
Tafeln, Willi! Keine mehr. Darauf bestehe ich — aus Gründen der Sicherheit und
der Wasserlage!“
    Klößchen seufzte. Ratlos patschte er
die dicken Hände zusammen. Auf dem Bett hockend, meinte er mit hohler Stimme: „Überleben
werde ich diese Hungertour nicht. Das ist dann deine Schuld.“
    Tarzan stand am Tisch, öffnete das
feuchte Paket und entnahm ihm die Packsäcke.
    Einen erhielt Klößchen, einen nahm er
sich selbst. Die andern waren für Gaby und Karl reserviert.
    „Mir ist da vielleicht ein Ding
passiert“, erzählte er. „Es fing mit der Verhaftung eines gewissen Slansky an.
Und dann wollten Plotzka und seine Rosa mir an den Kragen.“
    Er berichtete. Klößchen staunte und
vergaß seine Schokolade. Gemeinsam klebten sie dann mit Tesafilm das Foto der
Frau und Slanskys Bilderrätsel
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