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Der Schatz in der Drachenhöhle

Der Schatz in der Drachenhöhle

Titel: Der Schatz in der Drachenhöhle
Autoren: Stefan Wolf
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als könnte er die Füße nicht mehr heben.
    Stille senkte sich über Bäume,
Sträucher und das bespuckte Denkmal. Der Jumbo-Jet war gelandet. Die lachenden
Kinder hatten sich entfernt.
    Rechts von Tarzan knisterten Büsche.
    Im nächsten Moment war er auf dem
Platz. Pfeifend schlenderte er auf den Müllcontainer zu.
    Natürlich beobachteten ihn die beiden
Rocker.
    Aus den Augenwinkeln musterte er den
Busch, hinter dem sie steckten.
    Rosas Silberblond schimmerte zwischen
den Blättern. Aber das erkannte nur, wer von ihrer Anwesenheit wußte.
    Kraftradmieze! dachte Tarzan
verächtlich. Und ihr Knalltütenhäuptling. Ihr kriegt nicht in die Finger, was
da im Container liegt.
    Ungeniert sah er hinein. Es gab nur
gärtnerischen Abfall — und die beiden Papierknäuel.
    Er nahm sie heraus, schob sie in die
Hosentasche, schlenderte pfeifend rund um den Platz und kam an dem Busch
vorbei, hinter dem Plotzka und Rosa immer noch kauerten. Unvermutet schlug er
mit seinem Paket in die Zweige. Rosa stieß einen spitzen Schrei aus und hopste
hastig zurück.
    „Ist da wer?“ erkundigte Tarzan sich
scheinheilig. Und ging weiter, ohne auf Antwort zu warten.
    Auch ohne die beiden zu sehen, konnte
er sich ein Bild machen. Garantiert hatten sie vor Neid und Neugier grüne Gesichter.
    Drei Wege zweigten ab vom
Käsebierplatz. Einer führte zur Tennisanlage. Dort gab es einen Parkplatz für
Fahrräder. Bewacht war der zwar nicht, aber zu belebt, als daß Firma Klemm und
Klau große Möglichkeiten gehabt hätte. Und natürlich hatte Tarzan sein Rennrad
— wie immer — mit dem Kabelschloß gesichert.
    Er setzte sich auf eine der Bänke. Auf
Platz Nr. 1 mühte sich ein Tennislehrer mit einem Mädchen ab. Sie war gut im
Futter und, was Ballgefühl betraf, eine Katastrophe. Sie würde es nie lernen
und schien schon ziemlich entmutigt. Vermutlich hatten ihre Eltern ihr
eingeredet: Tennisspielen — das muß man können.
    Auf dem zweiten Platz führten zwei
Jünglinge die raffiniertesten Schläge vor. Sie trugen bunte Tennisgarderobe vom
neuesten Schick. Vermutlich war Wimbledon (Villenvorort von London, wo
alljährlich die inoffiziellen Tennisweltmeisterschaften stattfinden) ihr
Ziel.
    Tarzan blickte sich um. War ihm das
Rockerpärchen gefolgt? Nein, keine Spur von denen.
    Er zog Slanskys Papierklumpen aus der
Tasche, entwirrte Ecken und Kanten, glättete die Stücke und auch die beiden
Hälften des Fotos. Denn darum handelte es sich bei dem — wie er aus der
Entfernung geglaubt hatte — kleineren Bogen.
    Es zeigte eine junge, aparte Frau mit
braunlockigem Haar und dunklen, leuchtenden Augen im schmalen Gesicht. Das Foto
war offenbar aus der Ferne aufgenommen worden — ein Straßenbild, geschossen mit
Teleobjektiv, wie er an der verkürzten Perspektive (Darstellung des Raumes
auf der Fläche) erkannte.
    Er drehte die Fotohälften um.
    Keine Aufschrift. Keine Widmung.
    Hm.
    Das zerknitterte Papierblatt zeigte
eine ungelenke Zeichnung. Der Kamelhöcker sollte wohl ein Berg sein. Oder? Quer
darüber war in Druckbuchstaben das Wort DRACHENKOPF gemalt. Unten hatte der
Drachenkopf einen Nabel, jedenfalls ein Loch. Dort führte ein fetter Pfeil
hinein. Auf dem Pfeil balancierten drei Ausrufezeichen wie betrunkene
Seiltänzer. Rechts daneben stand: 12g / 5l / 5g / 3l: hinter der Banane = 6
Richtige.
    Vor dem Kamelhöcker namens Drachenkopf
standen steifbeinig und doof fünf Schafe.
    Tarzan erkannte an der Wolle und den
Ramsnasen, daß es Schafe und nicht Kühe, Pferde oder schwanzlose Drachen sein
sollten. Aber ein Künstler war Slansky nicht.
    Vor den Schafen drängten sich
Grabkreuze aneinander: krumm, schief und nur flüchtig hingeworfen aufs Papier.
    „Heiliger Strohsack!“ murmelte er. „Sieht
aus wie ein Bilderrätsel, ist wahrscheinlich ein Geheimpapier unter Ganoven und
hat bestimmt tiefere Bedeutung. Der Polizei soll’s nicht in die Hände fallen,
weshalb es dem Müll übergeben wurde. Na, so was!“
    Er glättete alles abermals, knickte es
dann sorgfältig zusammen und schob es in die Brusttasche seines Militaryhemdes.
    Die Polizei wird’s auch nicht kriegen,
dachte er. Jedenfalls nicht dieser Lukas. So wie der mich angepfiffen hat - da
bin ich auch mal kleinlich. Nein, der nicht. Höchstens Gabys Vater. Aber...
erst mal sehen, ob da nicht auf eigene Faust was drin ist.
    Eine Weile sah er noch den
Tennisspielern zu. Der dicke Teenager war schon ganz abgekämpft. Der Tennislehrer
verfluchte seinen Beruf. Die Wimbledon-Anwärter
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