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Der Schatz in der Drachenhöhle

Der Schatz in der Drachenhöhle

Titel: Der Schatz in der Drachenhöhle
Autoren: Stefan Wolf
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über die man heute
geteilter Meinung war — hatte man hier sein Denkmal errichtet. Ganz in Bronze.
Von Zeit zu Zeit mußte es poliert werden. Käsebiers Schnauzbart neigte dazu,
Grünspan anzusetzen.
    Geduckt standen die beiden vor den
Büschen. Sie kehrten Tarzan den Rücken zu. Sie spähten durch die Büsche auf den
Käsebierplatz. Ihre Haltung drückte Spannung aus. Was beobachteten sie?
    Es waren Rocker, genauer: ein
Rockerpärchen.
    Sie trugen die gleichen Jeans, die
gleichen Stiefel, die gleichen schwarzen Jacken mit der gelben Aufschrift
zwischen den Schultern: HÖLLENENGEL.
    Er war ein klotziger Typ mit
stoppelkurzem Haar und bulligem Nacken. An seinem Gürtel baumelte ein schweres
Stück Kette, die übliche Hiebwaffe der Rocker. Das Mädchen war schlank und sehr
hellblond.
    Tarzan kannte beide: Rainer Plotzka,
den Anführer der Höllenengel, und Rosa Wagner, seine Rockerbraut.
    Wo die auftauchten, stand Krawall ins
Haus. Tarzan hatte einige Male mitgemischt, allerdings auf der anderen Seite — und
Plotzkas schmerzliche Erinnerung daran wurde stets von Racheschwüren und wüsten
Verwünschungen gegen Tarzan begleitet.
    Mal sehen, worauf die spitzen! dachte
er. Rasch schlug er einen Bogen nach links, wo die Büsche etwas zurücktraten.
Ungesehen von den beiden, bückte er sich hinter einen schwindsüchtigen Strauß,
den die Blattläuse kahl gefressen hatten. Aber er genügte als Deckung.
    Tarzan sah auf den Käsebierplatz, wo
vier leere Bänke zum Verweilen einluden. Allerdings — zur Zeit war niemand der
Einladung gefolgt. Dafür sah Tarzan was anderes: einen fremden Mann, der wie
ein Gehetzter am Denkmal lehnte und keuchte.

    Das konnte nur Slansky sein, der
gesuchte Verbrecher!
    Offenbar war er pausenlos gerannt, sein
heller Anzug am Rücken und unter den Achseln durchgeschwitzt. Das dunkle Haar
hing ihm in die Stirn. Er hatte ein verkniffenes, lederbraunes Gesicht mit
Bartschatten und tiefliegenden Augen.
    Sein Blick hetzte hin und her — wie ein
Tier in der Falle, das vergeblich den Ausweg sucht.
    Nicht weit von hier ertönte das
fröhliche Lachen von Kindern. Über dem Himmel dröhnte ein Jumbo-Jet, schon im
Landeanflug begriffen. Das Heulen von Polizeisirenen war rings um den Park.
    Ob der Kerl eine Pistole hat? überlegte
Tarzan. Wenn nicht, könnte ich ihn überwältigen und... Aber warum diesem Lukas
die Arbeit abnehmen? Für Kommissar Glockner, klar, für den würde ich mich
zerreißen, aber für Lukas rühre ich keinen Finger. Der... Heh, was macht denn
der Slansky?
    Der Verbrecher hatte sich argwöhnisch
umgeblickt, ob auch niemand ihn beobachte. Von Tarzan und dem Rockerpärchen
bemerkte er nichts.
    Er hielt seine Brieftasche in der Hand,
entnahm ihr ein großes Blatt Papier und noch ein kleineres, riß beides durch
und warf es, zusammengeknüllt, in einen Müllcontainer der Stadtgärtnerei. Mit
aufgeklapptem Deckel stand der am Rande des Platzes, vollgepfropft mit
abgemähtem Gras, gejätetem Unkraut und verdorrten Sträuchern, deren Wurzeln wie
Vogelbeine herausragten.
    Slansky schob die Brieftasche in seine
Jacke zurück, stand einen Moment mit gesenktem Kopf und wischte sich mit dem
Ärmel über die Stirn.
    In der Nähe erklangen Männerstimmen.
Scharfe Stimmen. Polizeistimmen.
    Slansky machte lange Sätze zum Denkmal
und kauerte sich in den Schatten. Die Hoffnung war lächerlich. Der dümmste
Polizist der Welt hätte ihn hier entdeckt. Und die drei, die jetzt mit
gezückten Pistolen auf den Käsebierplatz stürmten, waren bestimmt nicht die
Dümmsten.
    „Hände hoch!“ — „Keine Bewegung!“ — „Aufstehen!“
schrien sie ihn an.
    Slansky hob folgsam die Hände. Das war
zwar eine Bewegung, aber eine erwünschte. Deshalb schoß auch keiner.
    Erst umzingelten sie ihn. Dann
fesselten sie ihm die Hände mit Handschellen.
    Der ranghöchste Polizist nahm ihm die
Brieftasche ab, prüfte den Ausweis und stellte fest: „Ja, es ist Slansky.“
    „Wo ist dein Komplize?“ fragte ein
anderer.
    Aber Slansky schwieg. Er starrte auf
seine Schuhspitzen, sammelte Spucke im Mund und rächte sich an August Wilhelm
Käsebier, als sei der schuld an der Verhaftung. Wütend spuckte er ihm in sein
Bronzegesicht.
    „Das machst du aber nicht noch mal!“
sagte der Ranghöchste. „Ab jetzt! Lukas wartet.“
    Sie formierten sich: der Ranghöchste
voran, dann Slansky, flankiert von den beiden andern. Im angedeuteten
Gleichschritt verließen sie den Käsebierplatz. Nur Slansky tat nicht mit. Er
latschte,
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